Auktion: 402 / Alte Meister und Kunst d. 19. Jh am 14.05.2013 in München Lot 678

 

678
Paul Baum
Bauernhof mit Heuhaufen, 1890.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 9.375

(inkl. Käuferaufgeld)
Bauernhof mit Heuhaufen. 1890.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. 61 x 77 cm (24 x 30,3 in).

Wir danken Herrn Dr. Wolfram Hitzeroth, Paul Baum Archiv Marburg, der die Authentizität der Arbeit mündlich bestätigt hat.

Paul Baum wird 1859 als Sohn eines Elbdampferkapitäns geboren. Seine Jugendzeit verbringt er in Meißen und begleitet zeitweise seinen Vater auf Schiffsreisen bis nach Hamburg. 17-jährig beginnt er bei der Porzellanmanufaktur in seiner Heimatstadt eine Ausbildung zum Blumenmaler. Eine Beurlaubung zum Besuch der Dresdner Kunstakademie zieht 1878 den Entschluss nach sich, die Stellung in Meißen aufzugeben und an der Weimarer Kunstschule weiter zu studieren. Während der Studienzeit unternimmt Baum in den Sommermonaten Reisen nach Norddeutschland, Holland und Flandern. Nach Studienende geht Baum 1887 zurück nach Dresden und wird dort für einige Monate Schüler von Friedrich Preller d. J. Im darauffolgenden Jahr schließt er sich mit Hilfe eines Stipendiums der Dachauer Malerkolonie an. Bei einer Parisreise im März 1890 sieht Baum Gemälde der Impressionisten Monet, Pissarro und Sisley. Im Juli verlässt er Dachau und lässt sich in Knokke, dem Sommerort der Impressionisten an der belgischen Küste, nieder.

Der "Bauernhof mit Heuhaufen" entsteht 1890, einem richtungsweisenden Jahr im Werk von Paul Baum. Er sieht in Paris die ersten impressionistischen Gemälde von Monet, Pissarro und Sisley, die ihn stark beeindrucken. Waren seine eigenen Arbeiten anfangs beeinflusst von der Freilichtmalerei der Schule von Barbizon, so wendet er sich nun zunehmend der impressionistischen Malweise zu. Durch den persönlichen Kontakt mit Camille Pissarro und Théo van Rysselberghe hellt sich seine Farbpalette deutlich auf und der Farbauftrag zeigt mehr und mehr die typischen kleinen, kommaförmigen Pinselstriche. Ab 1900 entwickelt Paul Baum daraus eine ganz eigene Variante des Neo-Impressionismus und wird mit zum bedeutendsten Vertreter dieser Richtung in Deutschland.

In Knokke lebt Paul Baum vier Jahre, bevor er 1895 in das Dörfchen St. Anna ter Muiden bei Sluis, nahe der belgisch-holländischen Grenze, zieht. Abgesehen von verschiedenen Reisen durch Europa (vor allemSüdfrankreich und Italien) und längeren Aufenthalten in Berlin, San Gimignano und Florenz, lebt der Künstler dort bis 1914. Nach Kriegsausbruch zieht Baum zunächst wieder nach Dresden, wo er zum Professor der Akademie ernannt wird. Nach kurzer Zeit in der Willingshäuser Malerkolonie siedelt er nach Neustadt bei Marburg über. Als 1918 sein langjähriger Malerfreund Carl Bantzer Direktor an der Kasseler Kunstakademie wird, geht Baum als Lehrer für Landschaftsmalerei mit ihm. 1921 kauft er in Marburg ein Haus, das von nun an zwar ständiger Wohnsitz bleibt, doch zieht es den Maler immer wieder in die Ferne. So verbringt Baum ab 1924 die meiste Zeit in San Gimignano und reist nur gelegentlich nach Marburg. Die Marburger Universität verleiht ihm 1927 die Ehrendoktorwürde. Auch der akademische Senat der Kunsthochschule Dresden spricht ihm zum 70. Geburtstag die Ehrenmitgliedschaft zu. Seine letzten Lebensjahre verbringt Baum in dem abgelegenen Ort St. Lucia bei San Gimignano, wo er 1932 an einer Lungenentzündung stirbt. [CB].




678
Paul Baum
Bauernhof mit Heuhaufen, 1890.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 9.375

(inkl. Käuferaufgeld)