214
Ernst Wilhelm Nay
Von Goldfarben und Blau, 1953.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 120.000 Ergebnis:
€ 170.800 (inkl. Käuferaufgeld)
Von Goldfarben und Blau. 1953.
Öl auf Leinwand.
Scheibler 664. Links unten signiert und datiert. Auf demKeilrahmen bezeichnet und gewidmet "mit Tropfenketten Elly Nay". 80 x 100 cm (31,4 x 39,3 in).
PROVENIENZ: Elly Nay, Berlin.
Sammlung Reitzenstein-Seel, Berlin.
Privatsammlung Hamburg.
AUSSTELLUNG: Deutscher Künstlerbund, 4. Ausstellung, Frankfurt am Main, Messegelände, 1954, Kat.Nr. 146.
Ernst Wilhelm Nay studiert 1925-28 an der Berliner Hochschule für Bildende Künste bei Karl Hofer. In der Auseinandersetzung mit Ernst Ludwig Kirchner und Henri Matisse, aber auch mit Caspar David Friedrich und Nicolas Poussin vollzieht sich seine erste Orientierung; seine Stillleben, Porträts und Landschaften finden große Anerkennung. 1931 erhält Nay ein neunmonatiges Stipendium für die Villa Massimo in Rom, wo seine surrealistisch-abstrakten Bilder entstehen. Durch Vermittlung des Lübecker Museumsdirektors C.G. Heise erhält Nay ein von Edvard Munch finanziertes Arbeitsstipendium, das ihm 1937 einen Aufenthalt in Norwegen und auf den Lofoten ermöglicht. In den dort entstandenen "Fischer- und Lofotenbildern" erreicht sein Schaffen einen ersten Höhepunkt. Im gleichen Jahr werden in der Ausstellung "Entartete Kunst" zwei seiner Werke gezeigt und Nay mit Ausstellungsverbot belegt. 1940 zum Kriegsdienst einberufen, kommt Nay als Infanterist nach Frankreich, wo ihm ein französischer Bildhauer sein Atelier zur Verfügung stellt. Die künstlerische Verarbeitung der Kriegs- und Nachkriegszeit vollzieht sich 1945-48 in den "Hekatebildern", in denen Motive aus Mythos, Legende und Dichtung anklingen.
Wie bereits angeklungen ist, lässt sich Ernst Wilhelm Nays Œuvre durch die Abfolge unterschiedlicher Werkphasen charakterisieren. Das hier angebotene Ölgemälde gehört formal wie inhaltlich zu den sogenannten "Rhythmischen Bildern", die Nay in einer nur kurzen Zeitspanne zwischen 1952 und 1953 malt. Diese Bilder sind ein zentraler Markstein in der künstlerischen Entwicklung Nays, denn an diesem Punkt findet die völlige Abkehr von gegenständlichen Bildelementen statt. Ein weiteres kennzeichnendes Phänomen ist die namensgebende rhythmische Bildstruktur, die sich mit konkreten biografischen Erlebnissen in Verbindung bringen lässt. Denn Ernst Wilhelm Nay war 1951 nach Köln, der damaligen Hauptstadt der "Neuen Musik" gegangen. In Köln wird das "Studio für elektronische Musik" gegründet, in dem Komponisten wie Pierre Boulez, Herbert Eimert oder Karlheinz Stockhausen Musikgeschichte schreiben werden. In diesem äußerst fruchtbaren Umfeld, in dem Ernst Wilhelm Nay verkehrt, erschafft der Künstler seine "Rhythmischen Bilder", die maßgeblich von Musik inspiriert sind und für deren Beschreibung sich musikalisches Vokabular wie Rhythmus, Klang, Vibrato und Takt bestens eignet.
Ab 1955 schließt sich die Werkphase der "Scheibenbilder" an, in denen runde Farbflächen subtile Raum- und Farbmodulationen im Bild organisieren. Diese finden 1963/64 ihre Weiterentwicklung in den sogenannten "Augenbildern". Mit der ersten amerikanischen Einzelausstellung in den Kleeman Galleries, New York 1955, seinem Beitrag für die Biennale in Venedig 1956 sowie seiner Beteiligung an der Documenta in Kassel (1955, 1959 und 1964) vollzieht sich sein internationaler Durchbruch. Ernst Wilhelm Nay erhält wichtige Preise und ist bei fast allen repräsentativen Ausstellungen deutscher Kunst im In- und Ausland vertreten. [KP].
Öl auf Leinwand.
Scheibler 664. Links unten signiert und datiert. Auf demKeilrahmen bezeichnet und gewidmet "mit Tropfenketten Elly Nay". 80 x 100 cm (31,4 x 39,3 in).
PROVENIENZ: Elly Nay, Berlin.
Sammlung Reitzenstein-Seel, Berlin.
Privatsammlung Hamburg.
AUSSTELLUNG: Deutscher Künstlerbund, 4. Ausstellung, Frankfurt am Main, Messegelände, 1954, Kat.Nr. 146.
Ernst Wilhelm Nay studiert 1925-28 an der Berliner Hochschule für Bildende Künste bei Karl Hofer. In der Auseinandersetzung mit Ernst Ludwig Kirchner und Henri Matisse, aber auch mit Caspar David Friedrich und Nicolas Poussin vollzieht sich seine erste Orientierung; seine Stillleben, Porträts und Landschaften finden große Anerkennung. 1931 erhält Nay ein neunmonatiges Stipendium für die Villa Massimo in Rom, wo seine surrealistisch-abstrakten Bilder entstehen. Durch Vermittlung des Lübecker Museumsdirektors C.G. Heise erhält Nay ein von Edvard Munch finanziertes Arbeitsstipendium, das ihm 1937 einen Aufenthalt in Norwegen und auf den Lofoten ermöglicht. In den dort entstandenen "Fischer- und Lofotenbildern" erreicht sein Schaffen einen ersten Höhepunkt. Im gleichen Jahr werden in der Ausstellung "Entartete Kunst" zwei seiner Werke gezeigt und Nay mit Ausstellungsverbot belegt. 1940 zum Kriegsdienst einberufen, kommt Nay als Infanterist nach Frankreich, wo ihm ein französischer Bildhauer sein Atelier zur Verfügung stellt. Die künstlerische Verarbeitung der Kriegs- und Nachkriegszeit vollzieht sich 1945-48 in den "Hekatebildern", in denen Motive aus Mythos, Legende und Dichtung anklingen.
Wie bereits angeklungen ist, lässt sich Ernst Wilhelm Nays Œuvre durch die Abfolge unterschiedlicher Werkphasen charakterisieren. Das hier angebotene Ölgemälde gehört formal wie inhaltlich zu den sogenannten "Rhythmischen Bildern", die Nay in einer nur kurzen Zeitspanne zwischen 1952 und 1953 malt. Diese Bilder sind ein zentraler Markstein in der künstlerischen Entwicklung Nays, denn an diesem Punkt findet die völlige Abkehr von gegenständlichen Bildelementen statt. Ein weiteres kennzeichnendes Phänomen ist die namensgebende rhythmische Bildstruktur, die sich mit konkreten biografischen Erlebnissen in Verbindung bringen lässt. Denn Ernst Wilhelm Nay war 1951 nach Köln, der damaligen Hauptstadt der "Neuen Musik" gegangen. In Köln wird das "Studio für elektronische Musik" gegründet, in dem Komponisten wie Pierre Boulez, Herbert Eimert oder Karlheinz Stockhausen Musikgeschichte schreiben werden. In diesem äußerst fruchtbaren Umfeld, in dem Ernst Wilhelm Nay verkehrt, erschafft der Künstler seine "Rhythmischen Bilder", die maßgeblich von Musik inspiriert sind und für deren Beschreibung sich musikalisches Vokabular wie Rhythmus, Klang, Vibrato und Takt bestens eignet.
Ab 1955 schließt sich die Werkphase der "Scheibenbilder" an, in denen runde Farbflächen subtile Raum- und Farbmodulationen im Bild organisieren. Diese finden 1963/64 ihre Weiterentwicklung in den sogenannten "Augenbildern". Mit der ersten amerikanischen Einzelausstellung in den Kleeman Galleries, New York 1955, seinem Beitrag für die Biennale in Venedig 1956 sowie seiner Beteiligung an der Documenta in Kassel (1955, 1959 und 1964) vollzieht sich sein internationaler Durchbruch. Ernst Wilhelm Nay erhält wichtige Preise und ist bei fast allen repräsentativen Ausstellungen deutscher Kunst im In- und Ausland vertreten. [KP].
214
Ernst Wilhelm Nay
Von Goldfarben und Blau, 1953.
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