Auktion: 401 / Post War/Zeitgenössische Kunst am 08.12.2012 in München Lot 340

 

340
Sigmar Polke
Vollmond im Widder, 2004.
Farbserigrafie
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 34.160

(inkl. Käuferaufgeld)
Vollmond im Widder. 2004.
Mappe mit 40 Farbserigrafien mit Offsetlithografie sowie Titelblatt und Impressum. Herausgegeben von mike karstens graphics, Münster 2004.
Jeweils signiert und nummeriert. Im Impressum nummeriert. Verso jeweils mit dem gedruckten Editionsvermerk. Aus einer Auflage von 40 Exemplaren. Auf festem Velin von Somerset (ohne Wasserzeichen). Jeweils ca. 27,5 x 21 cm (10,8 x 8,2 in). Papier: jeweils ca. 43,8 x 34,8 cm (17,2 x 13,7 in).
Gedruckt bei mike karstens graphics, Münster (jeweils mit dem Trockenstempel). Vollständig. Mit der Original-Kartonkassette. Als Vorlage für die 40 Blätter der Mappe dienten die 1971 in Sardinien und Genf gefertigten Zeichnungen aus dem Heft "Registro". Lose Bögen auf Unterlagekarton montiert und gerahmt.

Sigmar Polke, geboren 1941 in Oels/Schlesien, siedelt 1953 von Thüringen nach Düsseldorf über und beginnt 1959 dort eine Glasmalerlehre. 1961-1967 studiert Polke an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Gerhard Hoehme und Karl Otto Götz, wo er unter anderem Gerhard Richter kennenlernt. 1963 veranstalten die beiden Künstler gemeinsam mit Konrad Fischer-Lueg und Manfred Kuttner unter dem Titel "Eine Demonstration für den kapitalistischen Realismus" eine Ausstellung, deren Exponate durch den ironischen Umgang mit den Produkten der Konsumwelt und die kritische Verwendung von Alltagsklischees geprägt sind. Es entstehen die ersten Raster- und Streifenbilder sowie Gemälde auf Dekostoffen. 1966 erhält Sigmar Polke den Kunstpreis der Jugend und bestreitet seine erste Einzelausstellung. In den 1970er Jahren unternimmt der Künstler ausgedehnte Reisen, arbeitet intensiv mit dem Medium Fotografie. Sowohl hier als auch in der Malerei haben Polkes Arbeiten oft einen experimentellen Charakter, lassen Zufallswirkungen und autonome chemische Prozesse sichtbar werden. 1972 stellt Polke erstmals auf einer documenta (5) in Kassel aus, auch an der documenta 6 (1977) und 7 (1982) nimmt er teil. 1977 wird er Dozent und dann 1991 Professor an der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg. In den Jahren 1980 bis 1981 unternimmt Sigmar Polke Reisen nach Südostasien, Papua-Neuginea und Australien. Sigmar Polke ist regelmäßig auf Ausstellungen im In- und Ausland vertreten und erhält zahlreiche Auszeichnungen und Preise. 1997 findet die bislang größte Retrospektive seines Werks in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik in Bonn und in der Galerie der Gegenwart, Hamburger Bahnhof in Berlin, statt.

Schon in den frühen Arbeiten werden Witz und Ironie als ein Kennzeichen von Polkes Kunst erfahrbar, wenn er etwa Socken, Würstchen oder Versatzstücke aus Reiseprospekten in Szene setzt. Gegen Ende der 60er Jahre, also in seiner frühen Schaffensphase, entsteht die Mappe "..Höhere Wesen befehlen"' in der er die "Möglichkeitsformen der Palme" als eine Art Lehrbuch anhand von 14 ironisierenden Fotos inszeniert. Ganz anders zeigt sich nun die Mappe aus seinem Spätwerk ''Vollmond im Widder'' von 2004. Polke scheint offenbar an die Wurzeln künstlerischer Ausdrucksformen angelangt zu sein. Über farblich intensiv leuchtenden Flächen sind feine Zeichnungen entstanden, welche hinsichtlich der Motivik immer wieder Bezüge zum Werk anderer Künstler erkennen lassen.

Seinen größten öffentlichen Auftrag erhält Polke mit der Erneuerung der Glasfenster des Züricher Grossmünsters, der ihm im Jahre 2006 im Rahmen eines Künstlerwettbewerbs zugesprochen wird. Die fünf Glas- und sieben Achatfenster werden im November 2009 fertiggestellt und der Öffentlichkeit übergeben. Polke verstirbt am 10. Juni 2010. [KH/AS].




340
Sigmar Polke
Vollmond im Widder, 2004.
Farbserigrafie
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 34.160

(inkl. Käuferaufgeld)