Auktion: 401 / Post War/Zeitgenössische Kunst am 08.12.2012 in München Lot 273

 

273
Arnulf Rainer
Landschaft, 1981.
Öl
Schätzung:
€ 28.000
Ergebnis:
€ 41.480

(inkl. Käuferaufgeld)
Landschaft. 1981/82.
Öl.
Rechts oben signiert und mittig oben betitelt. Auf festem Karton von Schoellershammer (mit dem Trockenstempel), auf Holzplatte kaschiert. 51 x 73 cm (20 x 28,7 in).

Wir danken dem Atelier Rainer für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Studio d'Arte Cannaviello, Mailand (verso mit dem Galerieetikett).
Sammlung Carlo Monzino, Mailand.
Privatsammlung.

Auf Wunsch der Eltern besucht Arnulf Rainer 1947-49 die Staatsgewerbeschule in Villach mit der Fachrichtung Hochbau. Sowohl die Wiener Hochschule für Angewandte Kunst als auch die Wiener Akademie der Bildenden Künste verlässt er 1949 nach künstlerischen Kontroversen nach wenigen Tagen. Fortan bildet er sich autodidaktisch weiter. Unter dem Eindruck der gestischen Malerei von Jackson Pollock, Jean Paul Riopelle und Wols, die er 1951 in Paris kennen lernt, wendet sich Rainer vom fantastischen Surrealismus ab und geht zu abstrakten Mikrostrukturen über. Um 1953 entstehen die ersten "Übermalungen", die sein gesamtes Werk begleiten werden. Religiöse Themen, meist Kruzifikationen, finden in den Jahren 1956/57 nachhaltigen Eingang in sein Werk. Nach intensiven Drogenerlebnissen und Studien in psychiatrischen Kliniken beginnt er in den 1960er Jahren Fotos der eigenen Physiognomie und des eigenen Körpers sowie Abbildungen alter Meister und zeitgenössischer Künstler zu übermalen. Die Untersuchungen der Körpersprache und die Frage nach der eigenen Identität manifestieren sich in den Serien der "Face Farces" und "Body Poses", wobei sich Berührungspunkte mit dem Wiener Aktionismus ergeben. Rainer setzt sich dabei immer wieder über gesellschaftliche Tabus hinweg, nicht nur im Bereich der Erotik, sondern auch ab 1977 in der Folge der Totenmasken und Totenzeichnungen. 1978 und 1980 vertritt Rainer Österreich auf der Biennale in Venedig.

Gegen Ende der 1970er und zu Beginn der 1980er Jahre wendet sich Rainer den sogenannten Hand- und Fingermalereien zu. Diese kraftvollen Arbeiten, zu denen auch das in unserer Auktion angebotene Werk gehört, bestechen durch ihre rohe Gestik, ihre laute Entäußerung und ihre subtile Komposition. Besonders eindringlich gibt sich das vorliegende Werk durch die deutlich erkennbaren Fingerspuren als Gemälde Arnulf Rainers zu erkennen und nimmt erneut deutlich Bezug auf die eigene Identität, die immer wieder Thema im Œuvre ist. Nach der kurzen Phase der Hand- und Fingermalereien kehrt der Künstler in den 1980er Jahren zu religiösen Bildthemen zurück.

Ab 1981 ist er Mitglied der Akademie der Künste Berlin und Leiter einer Meisterklasse für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Im selben Jahr erhält Rainer den Max-Beckmann-Preis der Stadt Frankfurt. Eine große Werkschau findet 1984 im Centre Georges Pompidou in Paris statt. Weitere Ausstellungen u.a. in den USA und Canada, die von Museumsverkäufen begleitet werden und schließlich 1989 in einer großen Retrospektive im Guggenheim Museum New York münden, dokumentieren seine künstlerische Bedeutung. Einen Höhepunkt in der Würdigung seines Werkes stellt die Eröffnung des Arnulf Rainer Museums 1993 in New York da. Nachdem unbekannte Täter in seinem Atelier in der Akademie der Bildenden Künste eine Vielzahl seiner Bilder zerstören, emeritiert er 1995 auf eigenen Wunsch. 1996 entstehen, in Anknüpfung an Übermalungen von botanischen und zoologischen Abbildungen aus Büchern des 18. und 19. Jahrhunderts, die der Künstler 1985 zu sammeln beginnt, die Serien "Blattmalerei" und "Mikrokosmos". Arnulf Rainer zählt heute zu den wichtigsten und immer noch umstrittendsten Künstlern Österreichs. [KP].




273
Arnulf Rainer
Landschaft, 1981.
Öl
Schätzung:
€ 28.000
Ergebnis:
€ 41.480

(inkl. Käuferaufgeld)