Auktion: 401 / Post War/Zeitgenössische Kunst am 08.12.2012 in München Lot 204

 

204
Georges Mathieu
Petit paramètre caché, 1955.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 65.000
Ergebnis:
€ 101.260

(inkl. Käuferaufgeld)
Petit paramètre caché. 1955.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. Auf dem Keilrahmen datiert und betitelt. 73 x 116 cm (28,7 x 45,6 in).

Wir danken Herrn Jean-Marie Cusinberche für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Kootz Gallery, New York (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Collection William A.M. Burden, New York.
Galerie Sander, Darmstadt.

AUSSTELLUNG: Mathieu (période épistémologique), Kootz Gallery, New York 28.1.-18.2.1956.

Georges Mathieu wird 1921 in Boulogne-sur-Mer (Pas-de-Calais) geboren. Er beginnt zunächst mit dem Studium der Philosophie und Literatur, bevor er sich mit 21 Jahren der Malerei zuwendet. Die ersten künstlerischen Arbeiten Georges Mathieus zeigen realistische Landschaften und Porträts, allmählich entwickelt sich jedoch ein sehr persönlicher, abstrakt-expressiver Stil. Im Jahr 1947 organisiert Georges Mathieu gemeinsam mit dem Maler Camille Bryen eine Ausstellung, die tachistische Werke zeigt. Mathieu bezeichnet diese Stilrichtung auch als "non-figuration psychique" oder als "abstraction lyrique", die Werke stehen außerhalb von Tradition und formalen Regelsystemen. Bis 1951 organisiert Mathieu mehrere Gruppenausstellungen und er weist als einer der Ersten in Europa auf die Bedeutung der amerikanischen Abstrakten Expressionisten hin. Als dessen wichtigsten Vertreter sieht Mathieu den amerikanischen Maler Jackson Pollock und dessen spontane, gestische Malweise. Ab 1954 inszeniert Georges Mathieu den Malvorgang seiner großformatigen Bilder als künstlerische Aktion.

Mathieu lässt sich in seiner Kunst von ganz unterschiedlichen Quellen inspirieren. So ist seine gestische Malweise von Hans Hartung und Wols und gleichzeitig durch fernöstliche Kalligrafie beeinflusst. Es geht dem Künstler um einen schnellen, unmittelbaren, emotional gesteuerten und intuitiven Malprozess, der häufig auch vor Publikum stattfindet. Die Schnelligkeit des Malprozesses soll dabei den Zufall als Stilmittel einbinden. "Zu der Notwendigkeit von Geschwindigkeit und Improvisation füge ich als sublimierte Kondition die Konzeption physischer Energie und gleichzeitig den Zustand völliger Leere" (Mathieu, zit. nach: Kindlers Malerei Lexikon, Bd. IV, S. 347). Mathieu tritt auch als Verfasser mehrerer theoretischer Schriften in Erscheinung, die die "lyrische Abstraktion" und den Tachismus als Gegenreaktion auf den abstrakten Formalismus propagieren. Die vorliegende Arbeit stammt aus einer äußerst produktiven Phase im Werk des Künstlers, der in dieser Zeit auch mit der Herstellung von Skulpturen beginnt und einer der wichtigsten Vertreter des französischen Informel wird.

Der Künstler Georges Mathieu findet international Beachtung, so sind seine Arbeiten Anfang der 1950er Jahre in Sonderausstellungen sowohl in Paris wie in New York zu sehen. Mathieu nimmt an zahlreichen internationalen Kunstschauen teil, 1959 werden Werke von ihm auf der Documenta II in Kassel gezeigt. Anfang der 1960er Jahre entstehen bildhauerische Arbeiten, zudem fertigt Georges Mathieu auch Entwürfe für Möbel, Gobelins und Wandmalereien. Mit dem im Jahr 1963 erschienenen Aufsatz "Au-delà du Tachisme" und anderen theoretischen Schriften macht sich Georges Mathieu auch einen Namen als Kunsttheoretiker. [DB].




204
Georges Mathieu
Petit paramètre caché, 1955.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 65.000
Ergebnis:
€ 101.260

(inkl. Käuferaufgeld)