Auktion: 400 / Moderne Kunst am 08.12.2012 in München Lot 53

 

53
Heinrich Campendonk
Zwei Pferde, 1913.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 200.000
Ergebnis:
€ 536.800

(inkl. Käuferaufgeld)
Zwei Pferde. Um 1913.
Öl auf Leinwand.
Firmenich 398G, dort als Gouache auf Papier beschrieben. 75 x 60,2 cm (29,5 x 23,7 in).
Bei der Erstellung des Werkverzeichnisses waren für die Werkverzeichnisverfasserin Andrea Firmenich "viele der Werke lediglich fotographisch oder durch Briefe bezeugt.. Daher war es oftmals schwer zu entscheiden, ob es sich beispielsweise um ein Öl- oder ein Temperagemälde handelte." (A.Firmenich, Heinrich Campendonk - Leben und expressionistisches Werk, 1989, S.220 ff - Einführung in das Oeuvreverzeichnis). So verhielt es sich damals auch bei dieser Arbeit.

PROVENIENZ: Sammlung Georg Tappert (bis ca. 1978).
Privatbesitz Norddeutschland.

Nach dem Studium an der Krefelder Kunstgewerbeschule bei dem holländischen Künstler Johan Thorn Prikker folgt Heinrich Campendonk 1911 einer Einladung Franz Marcs ins oberbayerische Sindelsdorf und lässt sich dort nieder. Bereits in dieser Zeit findet er das Grundthema seiner Arbeit: Die Darstellung der Harmonie von Mensch und Tier, der Schöpfung, des Kreislaufes des ewigen Werdens und Vergehens. Neben Gemälden entstehen Aquarelle, Gouachen und erste Holzschnitte. In Sindelsdorf lernt Campendonk weitere Mitglieder des Künstlerbundes "Blauer Reiter" kennen und nimmt noch im selben Jahr an Ausstellungen der Gruppe teil. Zusammen mit dieser stellt er auch zwei Jahre später im "Ersten Deutschen Herbstsalon" des von Herwarth Walden geleiteten "Sturm" in Berlin aus.

Die vielen Einflüsse, denen Heinrich Campendonk in dieser Komposition inspirativ gefolgt ist, lassen sich in Kürze kaum aufzählen. Die Nähe zum malerischen Werk von Franz Marc ist überdeutlich, war Campendonk 1911 nach Sindelsdorf in Oberbayern gezogen, nachdem ihn Franz Marc dazu ermuntert hatte. Campendonks Malweise um diese Zeit ist von einer Art malerischen Kubismus bestimmt, der in der Aufteilung der Bildfläche in aufgelösten kubischen Formen von fast monochromer Farbwirkung besteht. Die versatzstückhaft angeordneten Bildinhalte stehen kompositorisch in einem losen Zusammenhang. Narrative Komponenten sind ebenso vermieden wie eine alles übergreifende Malweise, die in ihrem Malduktus der Kompostion einen besonderen Zusammenhalt verleihen würde. Campendonk reiht die Dinge mehr aneinander, als dass er sie verbindet. Er bettet sie in ein Geflecht aus scheinbar konstruktiven Formen ein, die jedoch in ihrer malerischen Auffassung ihrem eigentlichen Formwillen widersprechen. In der Schwebe zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit kann man diese in sich stimmige Komposition weder in der einen noch in der anderen Weise interpretieren. Sie sollte in ihrer Gesamtheit erfasst und auch so gesehen werden.

1916 siedelt Campendonk nach Seeshaupt am Starnberger See über, von wo aus er ausgedehnte Reisen unternimmt. Seine Malerei ist nun von weich fließenden Formen, großen ruhigen Flächen von intensiver Leuchtkraft und einer lyrischen, oft märchenhaften Grundstimmung geprägt. Es entstehen Arbeiten in der Technik der Hinterglasmalerei. 1926 wird der Künstler als Professor an die Düsseldorfer Kunstakademie berufen. Besonders durch die Ausführung zahlreicher Glasfenster an Kirchen und öffentlichen Gebäuden (Landtagsgebäude und Paulskirche in Düsseldorf, Essener Münster u.a.) erringt Campendonk ab Mitte der 1920er Jahre künstlerische Anerkennung. Als er 1933 aus dem Lehramt entlassen wird, folgt die Emigration nach Belgien. 1935 nimmt er einen Lehrauftrag für "monumentale und dekorative Künste" an der Rijksakademie van beeldende Kunsten in Amsterdam an. Campendonk kehrt nach Kriegsende nicht mehr nach Deutschland zurück. Er ist weiterhin als Lehrer tätig und erhält zahlreiche Aufträge für Glasfenster in den Niederlanden und in Deutschland. 1956 wird er mit dem Quellinus-Preis der Stadt Amsterdam geehrt und zum Ritter vom Orden "De Nederlandse Leeuw" ernannt. Campendonk stirbt 1957 in Amsterdam. [KD].




53
Heinrich Campendonk
Zwei Pferde, 1913.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 200.000
Ergebnis:
€ 536.800

(inkl. Käuferaufgeld)