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Paul Kleinschmidt
Spätnachmittag (Haus im Olivenhain), 1939.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000 Ergebnis:
€ 46.360 (inkl. Käuferaufgeld)
Spätnachmittag (Haus im Olivenhain). 1939.
Öl auf Leinwand.
Lipps-Kant 346. Unten rechts monogrammiert und datiert, in die nasse Malschicht eingeritzt. 65 x 80,5 cm (25,5 x 31,6 in).
PROVENIENZ: Erich Cohn, New York.
Richard A. Cohn, New York.
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.
AUSSTELLUNG: Paul Kleinschmidt, Van Diemen-Lilienfeld Galleries, New York, 1959, Kat.Nr. 22.
Paul Kleinschmidt zum 100. Geburtstag. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphik, Galerie der Stadt Stuttgart/Ostdeutsche Galerie Regensburg, März-August 1983, Kat.Nr. 84, o. Abb. (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Am 31. Juli 1883 wird Paul Kleinschmidt als Spross einer Künstlerfamilie geboren, der Vater ist Direktor einer Wanderbühne, die Mutter Schauspielerin. Während eines Kunststudiums an der Berliner Akademie bei dem Historienmaler Anton von Werner ist Adolf von Menzel das künstlerische Vorbild von Paul Kleinschmidt. In dieser Zeit lernt er auch Lovis Corinth kennen, der ihn sowohl menschlich als auch künstlerisch beeindruckt. 1904 setzt Kleinschmidt das Kunststudium an der Münchner Akademie bei Peter Halm und Heinrich von Zügel fort. Hier macht er sich mit den Techniken der Lithografie und Radierung vertraut. So ist der Künstler im Anschluss an die Studienzeit als Maler und Grafiker in Berlin tätig und beteiligt sich dort 1908 und 1911 an den Ausstellungen der Sezession. 1914 erhält Paul Kleinschmidt die Einberufung zum Wehrdienst, wird aber wegen einer Gasvergiftung ein Jahr später vom Kriegsdienst suspendiert. Ab 1915 übt er verschiedene Tätigkeiten, u. a. als Maschinenzeichner und Zeichenlehrer, aus. In dieser Zeit entstehen viele seiner bedeutendsten Radierungen und Lithografien, die 1923 in der ersten Kleinschmidt-Ausstellung im Euphorion-Verlag und 1925 bei F. Gurlitt in Berlin gezeigt werden. Danach geht die druckgrafische Produktion zugunsten einer intensiveren Beschäftigung mit der Malerei zurück. 1927 knüpft Paul Kleinschmidt erste Kontakte mit dem New Yorker Kunstsammler Erich Cohn, der schließlich sein Mäzen wird. 1932 zieht der Künstler von Berlin nach Süddeutschland, wo er zunächst in Klingenstein bei Blaubeuren, dann in Ulm wohnt. Doch auch diese Stadt verlässt er bereits ein Jahr später, um nach Ay bei Senden zu gehen. Hier sind er und seine Familie schon bald politischen Repressionen ausgesetzt. Der politische Druck nimmt zu, so dass Kleinschmidt seine Emigration nach Holland plant und 1936 durchführt. Von dort aus geht er 1938 nach Frankreich.
Den Sommer vor der großen Katastrophe des Zweiten Weltkriegs verbringt Paul Kleinschmidt in Südfrankreich. Hier entstehen Landschaftsbilder, denen Kleinschmidt eine besondere Bedeutung zumaß. Im Herbst 1939 schreibt er an seinen Freund und Mäzen Erich Cohn in New York: "Von den Landschaften haben drei einen ausgesprochenen 'Stimmungscharakter', aber sind gottseidank keine 'Stimmungsmalerei', die, wie man ja weiß, meist mit Malerei nichts zu tun hat. Es sind die Landschaften No. 8 Spätnachmittag, No. 11 Gewittersturm und No. 9 früher Morgen. Ich glaube, daß sie Ihren Beifall finden, und besonders No. 8 (unser Bild) lege ich Ihnen ans Herz als eine meiner besten Landschaften" (Handschriftlicher Brief von Paul Kleinschmidt an Erich Cohn, New York, La Varenne, 26.10.1939, zit. nach: Lipps-Kant, WVZ der Gemälde, S. 538/539).
Der für Kleinschmidt typische malerische Duktus wird in dieser Landschaft besonders deutlich. Kleinschmidt bevorzugte eine pastose Malweise. Die fast reihenartige Staffelung der Baumgruppen gibt dieser südfranzösischen Landschaft ein sehr eigenes Gepräge. Paul Kleinschmidts Landschaften sind den Figurenbildern sowohl maltechnisch als auch in der gedrängten Fülle der Sicht sehr verwandt. Sie offenbaren eine Optik gestischer Malerei, wie sie Kleinschmidt in seinem gesamten malerischen Werk kultiviert hat.
Im Februar 1940, im Jahr nach der Entstehung des vorliegenden Bildes, wird Kleinschmidt für mehrere Monate in verschiedenen Lagern interniert, anlässlich der französischen Kapitulation dann wieder freigelassen. In Bensheim ansässig, wird Paul Kleinschmidt 1943 mit einem Malverbot belegt. 1945 verbrennt bei einem Bombenangriff sein gesamter Besitz. Die schon 1940 diagnostizierte Angina Pectoris verstärkt sich ab 1948 derart, dass sich der Künstler nicht mehr erholt und ein Jahr später am 2. August 1949 verstirbt. [KD].
Öl auf Leinwand.
Lipps-Kant 346. Unten rechts monogrammiert und datiert, in die nasse Malschicht eingeritzt. 65 x 80,5 cm (25,5 x 31,6 in).
PROVENIENZ: Erich Cohn, New York.
Richard A. Cohn, New York.
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.
AUSSTELLUNG: Paul Kleinschmidt, Van Diemen-Lilienfeld Galleries, New York, 1959, Kat.Nr. 22.
Paul Kleinschmidt zum 100. Geburtstag. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphik, Galerie der Stadt Stuttgart/Ostdeutsche Galerie Regensburg, März-August 1983, Kat.Nr. 84, o. Abb. (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Am 31. Juli 1883 wird Paul Kleinschmidt als Spross einer Künstlerfamilie geboren, der Vater ist Direktor einer Wanderbühne, die Mutter Schauspielerin. Während eines Kunststudiums an der Berliner Akademie bei dem Historienmaler Anton von Werner ist Adolf von Menzel das künstlerische Vorbild von Paul Kleinschmidt. In dieser Zeit lernt er auch Lovis Corinth kennen, der ihn sowohl menschlich als auch künstlerisch beeindruckt. 1904 setzt Kleinschmidt das Kunststudium an der Münchner Akademie bei Peter Halm und Heinrich von Zügel fort. Hier macht er sich mit den Techniken der Lithografie und Radierung vertraut. So ist der Künstler im Anschluss an die Studienzeit als Maler und Grafiker in Berlin tätig und beteiligt sich dort 1908 und 1911 an den Ausstellungen der Sezession. 1914 erhält Paul Kleinschmidt die Einberufung zum Wehrdienst, wird aber wegen einer Gasvergiftung ein Jahr später vom Kriegsdienst suspendiert. Ab 1915 übt er verschiedene Tätigkeiten, u. a. als Maschinenzeichner und Zeichenlehrer, aus. In dieser Zeit entstehen viele seiner bedeutendsten Radierungen und Lithografien, die 1923 in der ersten Kleinschmidt-Ausstellung im Euphorion-Verlag und 1925 bei F. Gurlitt in Berlin gezeigt werden. Danach geht die druckgrafische Produktion zugunsten einer intensiveren Beschäftigung mit der Malerei zurück. 1927 knüpft Paul Kleinschmidt erste Kontakte mit dem New Yorker Kunstsammler Erich Cohn, der schließlich sein Mäzen wird. 1932 zieht der Künstler von Berlin nach Süddeutschland, wo er zunächst in Klingenstein bei Blaubeuren, dann in Ulm wohnt. Doch auch diese Stadt verlässt er bereits ein Jahr später, um nach Ay bei Senden zu gehen. Hier sind er und seine Familie schon bald politischen Repressionen ausgesetzt. Der politische Druck nimmt zu, so dass Kleinschmidt seine Emigration nach Holland plant und 1936 durchführt. Von dort aus geht er 1938 nach Frankreich.
Den Sommer vor der großen Katastrophe des Zweiten Weltkriegs verbringt Paul Kleinschmidt in Südfrankreich. Hier entstehen Landschaftsbilder, denen Kleinschmidt eine besondere Bedeutung zumaß. Im Herbst 1939 schreibt er an seinen Freund und Mäzen Erich Cohn in New York: "Von den Landschaften haben drei einen ausgesprochenen 'Stimmungscharakter', aber sind gottseidank keine 'Stimmungsmalerei', die, wie man ja weiß, meist mit Malerei nichts zu tun hat. Es sind die Landschaften No. 8 Spätnachmittag, No. 11 Gewittersturm und No. 9 früher Morgen. Ich glaube, daß sie Ihren Beifall finden, und besonders No. 8 (unser Bild) lege ich Ihnen ans Herz als eine meiner besten Landschaften" (Handschriftlicher Brief von Paul Kleinschmidt an Erich Cohn, New York, La Varenne, 26.10.1939, zit. nach: Lipps-Kant, WVZ der Gemälde, S. 538/539).
Der für Kleinschmidt typische malerische Duktus wird in dieser Landschaft besonders deutlich. Kleinschmidt bevorzugte eine pastose Malweise. Die fast reihenartige Staffelung der Baumgruppen gibt dieser südfranzösischen Landschaft ein sehr eigenes Gepräge. Paul Kleinschmidts Landschaften sind den Figurenbildern sowohl maltechnisch als auch in der gedrängten Fülle der Sicht sehr verwandt. Sie offenbaren eine Optik gestischer Malerei, wie sie Kleinschmidt in seinem gesamten malerischen Werk kultiviert hat.
Im Februar 1940, im Jahr nach der Entstehung des vorliegenden Bildes, wird Kleinschmidt für mehrere Monate in verschiedenen Lagern interniert, anlässlich der französischen Kapitulation dann wieder freigelassen. In Bensheim ansässig, wird Paul Kleinschmidt 1943 mit einem Malverbot belegt. 1945 verbrennt bei einem Bombenangriff sein gesamter Besitz. Die schon 1940 diagnostizierte Angina Pectoris verstärkt sich ab 1948 derart, dass sich der Künstler nicht mehr erholt und ein Jahr später am 2. August 1949 verstirbt. [KD].
67
Paul Kleinschmidt
Spätnachmittag (Haus im Olivenhain), 1939.
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