Auktion: 400 / Moderne Kunst am 08.12.2012 in München Lot 99

 

99
Lyonel Feininger
Schiffe auf See, 1953.
Tuschfederzeichnung
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 41.480

(inkl. Käuferaufgeld)
Schiffe auf See. 1953.
Aquarell und Tuschfederzeichnung über Kohlezeichnung.
Links unten signiert und datiert. Auf Bütten. 19,7 x 26,7 cm (7,7 x 10,5 in). blattgroß.

Mit einer Fotoexpertise von Achim Moeller, New York, vom 13. Juni 2012. Das Werk ist im Archiv des Lyonel Feininger Project LLC, New York, unter der Nummer 1155-06-13-12 registriert.

PROVENIENZ: Privatsammlung München.
Privatsammlung Deutschland.

Lyonel Feininger wird am 17. Juli 1871 in New York als Sohn eines aus Deutschland stammenden Konzertgeigers geboren, seine Mutter ist Sängerin und Pianistin. 1887 folgt Feininger seinen Eltern nach Europa, wo er zunächst an der Gewerbeschule in Hamburg die Zeichen- und Malklasse besucht, dann von 1888 bis 1892 an der Königlichen Kunst-Akademie in Berlin studiert. Ein einjähriger Besuch der privaten Kunstschule des italienischen Bildhauers Filippo Colarossi in Paris folgt. 1893 kehrt Feininger nach Berlin zurück, wo er bis 1906 u.a. als Illustrator arbeitet. Die folgenden zwei Jahre hält sich Feininger in Paris auf und macht dort die Bekanntschaft mit dem "Café du Dôme"-Kreis der deutschen Matisse-Schüler, zudem lernt er Robert Delaunay kennen. 1909 wird Lyonel Feininger Mitglied der Berliner Sezession, an deren Ausstellung er ein Jahr später erstmals teilnimmt. Anlässlich seiner Ausstellung im "Salon des Indépendants" reist der Künstler 1911 nach Paris, wo er mit dem Kubismus in Berührung kommt. Durch die Bekanntschaft mit Alfred Kubin und den "Brücke"-Malern Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel 1912 eröffnen sich für sein Werk neue Dimensionen. Erste Architekturkompositionen mit der für Feininger typischen kubistischen Zersplitterung entstehen. Auf Einladung von Franz Marc nimmt Feininger 1913 am "Ersten Deutschen Herbstsalon" in der "Sturm"-Galerie von Herwarth Walden in Berlin teil, wo auch 1917 seine erste Einzelausstellung stattfindet. 1919 wird er von Walter Gropius ans Bauhaus in Weimar berufen, wo er bis 1926 Grafik und Malerei unterrichtet. Mit Wassily Kandinsky, Paul Klee und Alexej von Jawlensky gründet Feininger 1924 die Gruppe "Die Blauen Vier". Eine erste umfangreiche Retrospektive findet 1931 im Kronprinzen-Palais in Berlin statt, wohin er 1933 übersiedelt. 1937 emigriert Lyonel Feininger nach New York. Im selben Jahr werden in Deutschland über 400 seiner Arbeiten von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Der künstlerische Durchbruch in den USA gelingt Feininger erst 1944 durch eine Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art. 1945 leitet er einen Sommerkurs am Black Mountain College in North Carolina, wo er mit Gropius und Einstein zusammentrifft. Feiningers Unterricht, seine Schriften und seine späten Aquarelle werden in den Vereinigten Staaten richtungsweisend für die Entstehung der Malerei des Abstrakten Expressionismus.

In Erinnerung an die glücklichen Jahre in Deutschland bis zum Beginn der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft hat Lyonel Feiniger auch nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten auf Motive zurückgegriffen, die ihm einst gegenwärtig waren. Die Meereslandschaften der Ostsee mit ihrem hohen Himmel waren und sind es noch in den fünfziger Jahren, die Feininger zu immer neuer Interpretation angeregt haben. Immer ist es die Stille des Meeres, die diesen Kompositionen ihre etwas melancholische Aura verleiht. Nur der hohe Himmel bringt in seiner Wolkengestaltung Dramatik in das Geschehen. Eine verhaltene Farbigkeit in Braun- und Grautönen unterstreicht den Stimmungscharakter dieser Arbeit, die von einer Sehnsucht nach verlorenen Paradiesen erzählt.

Lyonel Feininger stirbt 1956 in New York. [KD].




99
Lyonel Feininger
Schiffe auf See, 1953.
Tuschfederzeichnung
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 41.480

(inkl. Käuferaufgeld)