Auktion: 393 / Post War/Zeitgenössische Kunst am 09.06.2012 in München Lot 303

 
Zoran Music - Interieur de cathedral


303
Zoran Music
Interieur de cathedral, 1984.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 27.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Interieur de cathedral. 1984.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. Verso nochmals signiert und datiert sowie betitelt. 81 x 61 cm (31,8 x 24 in).
Feinsinnige spätere Arbeit des Künstlers in impressionistischer Manier. Sehr seltenes Motiv.

PROVENIENZ: Jacob Baal-Teshuva, New York (direkt vom Künstler erworben).

Nach Abschluss seines Studiums an der Kunstakademie Zagreb geht Music 1934 auf Reisen: Er verbringt drei Monate in Madrid und geht dann nach Maribor und Ljubljana. 1943 lässt er sich in Venedig nieder. 1944 wird Music nach Dachau deportiert, wo er unter schwierigsten Bedingungen fieberhaft das Leiden im Lagerleben aufzeichnet. Nach seiner Befreiung 1945 kehrt er nach Venedig zurück, wo ihm seine Arbeiten auf der Biennale 1950 den ersten Preis einbringen. Die nächsten Auszeichnungen folgen bereits 1951 und 1952, als Music erst mit Corpora zusammen, dann allein den Prix de Paris erhält. Die Beschäftigung mit den dalmatinischen Landschaften seiner Kindheit bildet den Ausgangspunkt für einen malerischen Neubeginn. Der nächste Schritt ist die Auseinandersetzung mit seiner Umgebung, den italienischen Landschaften. Stilistisch wird er von byzantinischen Mosaiken und Ikonen beeinflusst. Ab den fünfziger Jahren arbeitet Music auch in Paris. Hier bestimmt die "lyrische Abstraktion", das französische Informel, das Kunstleben, doch Music bleibt davon weitgehend unbeeinflusst. Daneben behält er sein Atelier in Venedig und stellt 1956 und 1960 wieder auf der Biennale aus. Diesmal wird dem Künstler der Große Preis für die Grafik und der Unesco-Preis zugesprochen. Musics organische Motive werden in den sechziger Jahren abstrakter und die Bildkomposition löst sich von den Gesetzen der tiefenräumlichen Darstellung. In den siebziger Jahren entsteht die vielbeachtete Serie "Wir sind nicht die Letzten", in der er die Schrecken seiner KZ-Erfahrungen in Zeugnisse universell gültiger Tragik verwandelt.

"Er selbst und seine Bilderwelt zeichnen sich durch die Präsenz eines ausgeglichenen, kontemplativen, zur Meditation neigenden Temperaments aus, das nicht die laute Aktion, sondern die Stille liebt" (Zoran Music, Ausst.Kat. Mathildenhöhe, Darmstadt 1977, S. X). Genau diese Grundstimmung vermittelt auch das vorliegende Gemälde – sowohl durch die Wahl des Motivs als auch durch die unverkennbare Malweise einfacher, reduzierter Formen.

Musics Werke werden in vielen internationalen Ausstellungen gewürdigt, wie 1995 in einer großen Retrospektive im Pariser Grand Palais und in mehreren weiteren Retrospektiven in Rom, Gorizia und Barcelona. 2005 verstirbt der Künstler in Venedig. 2009/10 findet eine umfassende Ausstellung in Ljubljana statt. [KP].




303
Zoran Music
Interieur de cathedral, 1984.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 27.500

(inkl. Käuferaufgeld)