Auktion: 393 / Post War/Zeitgenössische Kunst am 09.06.2012 in München Lot 219

 
Pierre Soulages - Peinture 81 x 60 cm, 2 mai 1957


219
Pierre Soulages
Peinture 81 x 60 cm, 2 mai 1957, 1957.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 488.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Peinture 81 x 60 cm, 2 mai 1957. 1957.
Öl auf Leinwand.
Encrevé 300. Rechts unten signiert. Auf dem Keilrahmen nochmals signiert sowie betitelt und handschriftlich bezeichnet. 81 x 60 cm (31,8 x 23,6 in).
Die kraftvollen Kompositionen der 1950er Jahre gelten auf dem internationalen Auktionsmarkt als die gefragtesten Arbeiten des Künstlers und werden nur sehr selten auf dem deutschen Aktionsmarkt angeboten.

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: Galerie de France, Paris, 1957.

Pierre Soulages gehört zu den Protagonisten des französischen Informel. Der künstlerische Weg des 1919 in Rodez geborenen Soulages beginnt 1941, als er sich an der École des Beaux-Arts in Montpellier einschreibt. Ab 1946 unterhält er ein Atelier in Courbevoie bei Paris und knüpft Kontakte zu Künstlern wie Domela, Picabia, Hartung und Léger. Zwischen 1949 und 1952, bereits nach Paris übergesiedelt, entwirft Soulages auch Bühnenbilder für das Theater. Neben Reisen nach Mexiko und in die USA kommt seinem Besuch in Japan 1958 wohl besondere Bedeutung zu: Frühe Eindrücke der strengen romanischen Architektur und der keltischen Monumente seiner Heimat vermischen sich mit ostasiatischer Kalligrafie, deren Einfluss in seinen Bildern deutlich spürbar ist. Seine gestischen, doch kompositionell ausgewogenen Bilder bestechen mit der schlichten Eleganz ihrer schwarzen oder braunen Balkenschrift auf hellen Farbgründen.

Diese Handschrift ist auch in dem hier vorliegenden Gemälde deutlich lesbar: Auf einen in hellen und dunklen Brauntönen gehaltenen Untergrund legt Pierre Soulages die für die späten 1950er Jahre typischen breiten schwarzen Balken auf, die nicht nur mit ihrer tatsächlichen Ausdehnung, sondern zugleich mit ihrer Ausdruckskraft die gesamte Leinwand einnehmen. In ihrem Fluss über die gesamte Malfläche hinweg unterscheiden sie sich damit von früheren Arbeiten, in denen kürzere, oft auch symmetrisch gesetzte Balken die Bilder strukturieren. Unser Bild besticht durch seinen freien Gestus und insbesondere durch die für Soulages so wichtige Textur der Farbe, die über ihren reinen Farbwert hinaus eine gleichsam reliefartige Struktur aufweist, in der sich das Licht fängt und immer neue und einzigartige Sehmomente schenkt. In dieser Bewertung der Farbe liegt damit auch der Grundstein für die Bilder, die ab den 1960er Jahren entstehen und die der Künstler als "monopigmentaire" beschreibt: Auf den ersten Blick sieht man zwar monochrome Farbflächen, die sich dann jedoch als "imaginäre Körper" zu erkennen geben, die durch eine reliefierte Oberfläche beschrieben werden (vgl. Hans Platschek, Das Licht ist schwarz, in: Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, München 1998, S. 10).

Als bedeutender Vertreter der École de Paris und der informellen Kunst ist Pierre Soulages in den 1950er und 1960er Jahren wiederholt auf der Kasseler Documenta vertreten, schon 1960/61 findet in Hannover, Essen und Den Haag seine erste große Retrospektive statt. In der Folgezeit erhält Soulages zahlreiche internationale Kunstpreise, unter anderem wird er 1994 in Japan durch den "Praemium Imperiale" für Malerei geehrt. Viele internationale Museen und Sammlungen bewahren Werke von Pierre Soulages, so unter anderem das Centre Pompidou in Paris, wo 2009/10 auch eine vielbeachtete Einzelausstellung stattfand, daneben das MUMOK in Wien, das Cleveland Museum of Art, das Essener Folkwang Museum oder die Sammlung Essl in Klosterneuburg. [KP].




219
Pierre Soulages
Peinture 81 x 60 cm, 2 mai 1957, 1957.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 488.000

(inkl. Käuferaufgeld)