49
Walter Gramatté
Die große Angst, 1918.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 60.000 Ergebnis:
€ 102.480 (inkl. Käuferaufgeld)
Die große Angst. 1918.
Öl auf Leinwand.
Negendanck 39. Rechts unten schwer leserlich monogrammiert und datiert "W [?] 8". Auf dem Keilrahmen von fremder Hand datiert, betitelt und bezeichnet. 57 x 42,5 cm (22,4 x 16,7 in).
Eines der ausgesprochen seltenen Gemälde des Künstlers auf dem internationalen Auktionsmarkt.
PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.
Eckhardt-Gramatté-Foundation, Winnipeg/Kanada (bis ca. 1995).
Privatsammlung Deutschland.
AUSSTELLUNG: Walter Gramatté 1897-1929, Staatsgalerie Moderner Kunst, München 1989, Kat.Nr. 16 (mit Farbabb. S. 69).
Die schwarze Sonne. Frühe Arbeiten von Walter Gramatté, Galerie C. G. Boerner, Düsseldorf 1990, Kat.Nr. 23 (mit Farbabb. S. 23).
Expresionismo Alemán, Centro Atlantico de Arte Moderno in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Bielefeld, Las Palmas de Gran Canaria 1995-96, S. 79 (mit Farbabb.) und S. 195.
Walter Gramatté. Selbstbildnisse. Zum hundertsten Geburtstag von Walter Gramatté, Staatsgalerie Moderner Kunst, München 1997, Kat.Nr. 1 (mit Farbabb.).
Die Farbe Schwarz, Landesmuseum Johanneum, Graz 1999, S. 233 (mit Abb.).
Walter Gramatté 1897-1929, Kirchner Museum, Davos, und Ernst Barlach Haus, Hamburg 2008/09, Kat.Nr. 7 (mit Farbabb. S. 23).
LITERATUR: Ferdinand Eckhardt, Walter Gramatté. Bilder und Aquarelle, Winnipeg/Kanada 1981, Nr. B 40 (mit Abb.).
Walter Gramatté zählt zu der sogenannten zweiten Generation des Expressionismus. Sein Leben und Werk werden maßgeblich durch die Schrecken und Geschehnisse des Ersten Weltkrieges beeinflusst. Gramatté wird am 8. Januar 1897 als Sohn eines Bäckers in Berlin geboren. Bereits im jungen Alter von 17 Jahren meldet er sich 1914 als Kriegsfreiwilliger und dient als Sanitätshelfer an der Westfront. Im selben Jahr hält er sich aufgrund eines angeborenen Knochenleidens im Lazarett auf. 1915 beginnt Gramatté das Studium an der Königlichen Kunstschule des Berliner Kunstgewerbemuseums. Nachdem er 1916 wieder zur Feldartillerie nach Frankfurt an der Oder einberufen wird, organisiert Gramatté 1917 seine erste Einzelausstellung im eigenen Atelier.
Mit "Die große Angst" schafft Gramatté 1918 ein beeindruckendes Werk von enormer Expressivität und Ausdrucksstärke, dessen exzentrische Motivik vom Künstler noch im gleichen Jahr in der titelgleichen Kaltnadelradierung ein weiteres Mal aufgegriffen und künstlerisch umgesetzt wird. Die Züge des dargestellten Antlitzes mit der hohen Stirn, dem schmalen Kinn und den markanten Wangenknochen lassen darauf schließen, dass es sich um ein Selbstporträt des Künstlers handelt. All die Schrecken und Schmerzen, die Gramatté während des Ersten Weltkrieges erlitt, verarbeitet er in diesem Gemälde. Von tiefer Angst und Verzweiflung erfüllt, blicken die schreckgeweiteten, scheinbar blutunterlaufenen Augen den Betrachter unvermittelt an. Das hagere Gesicht scheint nur kurz aus dem düsteren Hintergrund aufzuleuchten, um im nächsten Augenblick wieder vollkommen von der übermächtigen Dunkelheit verschluckt zu werden. Die schnell gesetzten, heftigen Pinselstriche, mit denen der Künstler die Farbe aufträgt, unterstreichen den kraftvollen Ausdruck des Gemäldes, dessen unter die Haut gehender Eindringlichkeit sich der Betrachter nur schwer zu entziehen vermag.
1918 wird Walter Gramatté endgültig aus dem Militärdienst entlassen und umgibt sich fortan mit den bedeutenden Künstlern und Schriftstellern seiner Zeit. 1919 und 1920 lernt er Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff kennen, mit denen ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden soll. Nach erneuten Umzügen innerhalb Berlins entschließt sich das Ehepaar Gramatté 1924 nach Spanien auszuwandern. In den folgenden Jahren entstehen mit den Radierfolgen zu Georg Büchners Fragment "Lenz" und dem Trauerspiel "Wozzeck" sowie der Mappe "España" einige der wichtigsten grafischen Arbeiten des Künstlers. 1926 findet eine umfangreiche Ausstellung seiner Werke im Salòn del Ateneo, Madrid, statt. Im Herbst desselben Jahres kehrt Gramatté mit seiner Frau nach Berlin zurück. Gramatté, dessen Gesundheit sich im Laufe der Jahre zusehends verschlechtert, stirbt am 9. Februar im Alter von nur 32 Jahren an einer Darmtuberkulose. Gramattés Kunst wird unter den Nationalsozialisten als "entartet" verfemt. Mit dem 1947 erschienenen Roman "Die Stadt hinter dem Strom" setzt ihm Hermann Kasack ein Denkmal, indem er mit der Figur des Malers Katell ein verschlüsseltes Porträt des Künstlers entwirft. [KH].
Öl auf Leinwand.
Negendanck 39. Rechts unten schwer leserlich monogrammiert und datiert "W [?] 8". Auf dem Keilrahmen von fremder Hand datiert, betitelt und bezeichnet. 57 x 42,5 cm (22,4 x 16,7 in).
Eines der ausgesprochen seltenen Gemälde des Künstlers auf dem internationalen Auktionsmarkt.
PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.
Eckhardt-Gramatté-Foundation, Winnipeg/Kanada (bis ca. 1995).
Privatsammlung Deutschland.
AUSSTELLUNG: Walter Gramatté 1897-1929, Staatsgalerie Moderner Kunst, München 1989, Kat.Nr. 16 (mit Farbabb. S. 69).
Die schwarze Sonne. Frühe Arbeiten von Walter Gramatté, Galerie C. G. Boerner, Düsseldorf 1990, Kat.Nr. 23 (mit Farbabb. S. 23).
Expresionismo Alemán, Centro Atlantico de Arte Moderno in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Bielefeld, Las Palmas de Gran Canaria 1995-96, S. 79 (mit Farbabb.) und S. 195.
Walter Gramatté. Selbstbildnisse. Zum hundertsten Geburtstag von Walter Gramatté, Staatsgalerie Moderner Kunst, München 1997, Kat.Nr. 1 (mit Farbabb.).
Die Farbe Schwarz, Landesmuseum Johanneum, Graz 1999, S. 233 (mit Abb.).
Walter Gramatté 1897-1929, Kirchner Museum, Davos, und Ernst Barlach Haus, Hamburg 2008/09, Kat.Nr. 7 (mit Farbabb. S. 23).
LITERATUR: Ferdinand Eckhardt, Walter Gramatté. Bilder und Aquarelle, Winnipeg/Kanada 1981, Nr. B 40 (mit Abb.).
Walter Gramatté zählt zu der sogenannten zweiten Generation des Expressionismus. Sein Leben und Werk werden maßgeblich durch die Schrecken und Geschehnisse des Ersten Weltkrieges beeinflusst. Gramatté wird am 8. Januar 1897 als Sohn eines Bäckers in Berlin geboren. Bereits im jungen Alter von 17 Jahren meldet er sich 1914 als Kriegsfreiwilliger und dient als Sanitätshelfer an der Westfront. Im selben Jahr hält er sich aufgrund eines angeborenen Knochenleidens im Lazarett auf. 1915 beginnt Gramatté das Studium an der Königlichen Kunstschule des Berliner Kunstgewerbemuseums. Nachdem er 1916 wieder zur Feldartillerie nach Frankfurt an der Oder einberufen wird, organisiert Gramatté 1917 seine erste Einzelausstellung im eigenen Atelier.
Mit "Die große Angst" schafft Gramatté 1918 ein beeindruckendes Werk von enormer Expressivität und Ausdrucksstärke, dessen exzentrische Motivik vom Künstler noch im gleichen Jahr in der titelgleichen Kaltnadelradierung ein weiteres Mal aufgegriffen und künstlerisch umgesetzt wird. Die Züge des dargestellten Antlitzes mit der hohen Stirn, dem schmalen Kinn und den markanten Wangenknochen lassen darauf schließen, dass es sich um ein Selbstporträt des Künstlers handelt. All die Schrecken und Schmerzen, die Gramatté während des Ersten Weltkrieges erlitt, verarbeitet er in diesem Gemälde. Von tiefer Angst und Verzweiflung erfüllt, blicken die schreckgeweiteten, scheinbar blutunterlaufenen Augen den Betrachter unvermittelt an. Das hagere Gesicht scheint nur kurz aus dem düsteren Hintergrund aufzuleuchten, um im nächsten Augenblick wieder vollkommen von der übermächtigen Dunkelheit verschluckt zu werden. Die schnell gesetzten, heftigen Pinselstriche, mit denen der Künstler die Farbe aufträgt, unterstreichen den kraftvollen Ausdruck des Gemäldes, dessen unter die Haut gehender Eindringlichkeit sich der Betrachter nur schwer zu entziehen vermag.
1918 wird Walter Gramatté endgültig aus dem Militärdienst entlassen und umgibt sich fortan mit den bedeutenden Künstlern und Schriftstellern seiner Zeit. 1919 und 1920 lernt er Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff kennen, mit denen ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden soll. Nach erneuten Umzügen innerhalb Berlins entschließt sich das Ehepaar Gramatté 1924 nach Spanien auszuwandern. In den folgenden Jahren entstehen mit den Radierfolgen zu Georg Büchners Fragment "Lenz" und dem Trauerspiel "Wozzeck" sowie der Mappe "España" einige der wichtigsten grafischen Arbeiten des Künstlers. 1926 findet eine umfangreiche Ausstellung seiner Werke im Salòn del Ateneo, Madrid, statt. Im Herbst desselben Jahres kehrt Gramatté mit seiner Frau nach Berlin zurück. Gramatté, dessen Gesundheit sich im Laufe der Jahre zusehends verschlechtert, stirbt am 9. Februar im Alter von nur 32 Jahren an einer Darmtuberkulose. Gramattés Kunst wird unter den Nationalsozialisten als "entartet" verfemt. Mit dem 1947 erschienenen Roman "Die Stadt hinter dem Strom" setzt ihm Hermann Kasack ein Denkmal, indem er mit der Figur des Malers Katell ein verschlüsseltes Porträt des Künstlers entwirft. [KH].
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Die große Angst, 1918.
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