Auktion: 392 / Moderne Kunst am 09.06.2012 in München Lot 74

 
Lyonel Feininger - Fischer-Boote


74
Lyonel Feininger
Fischer-Boote, 1927.
Aquarell
Schätzung:
€ 35.000
Ergebnis:
€ 51.240

(inkl. Käuferaufgeld)
Fischer-Boote. 1927.
Aquarell und lavierte Tuschfederzeichnung.
Links unten signiert, unten mittig betitelt und unten rechts datiert. Auf leicht graugetöntem Bütten. 28,4 x 40,4 cm (11,1 x 15,9 in), Blattgröße.

Mit einer Fotoexpertise von Achim Moeller, New York, vom 7. Dezember 2011. Das Werk ist im Archiv des Lyonel Feininger Project LLC, New York, unter der Nummer 1116-12-07-11 registriert.

PROVENIENZ: Leona Elisabeth Prasse, Cleveland/USA.
Privatsammlung Schweiz.

AUSSTELLUNG: Lyonel Feininger. Gemälde, Aquarelle, Graphiken. Galerie Thomas, München, 17.6.-31.7.1992, Kat.Nr. 23 (mit Farbabb.).
Lyonel Feininger. Die Zeichnungen und Aquarelle. Kunsthalle Hamburg, 1998 Kat.Nr. 96 (mit Farbabb. S. 129).

Lyonel Feininger wird am 17. Juli 1871 in New York als Sohn eines aus Deutschland stammenden Konzertgeigers geboren, seine Mutter ist Sängerin und Pianistin. 1887 folgt Feininger seinen Eltern nach Europa, wo er zunächst an der Gewerbeschule in Hamburg die Zeichen- und Malklasse besucht, dann von 1888 bis 1892 an der Königlichen Kunst-Akademie in Berlin studiert. Ein einjähriger Besuch der privaten Kunstschule des italienischen Bildhauers Filippo Colarossi in Paris folgt. 1893 kehrt Feininger nach Berlin zurück, wo er bis 1906 u.a. als Illustrator arbeitet. Die folgenden zwei Jahre hält sich Feininger in Paris auf und macht dort die Bekanntschaft mit dem "Café du Dôme"-Kreis der deutschen Matisse-Schüler, zudem lernt er Robert Delaunay kennen. 1909 wird Lyonel Feininger Mitglied der Berliner Sezession, an deren Ausstellung er ein Jahr später erstmals teilnimmt. Anlässlich seiner Ausstellung im "Salon des Indépendants" reist der Künstler 1911 nach Paris, wo er mit dem Kubismus in Berührung kommt. Durch die Bekanntschaft mit Alfred Kubin und den "Brücke"-Malern Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel 1912 eröffnen sich für sein Werk neue Dimensionen. Erste Architekturkompositionen mit der für Feininger typischen kubistischen Zersplitterung entstehen. Auf Einladung von Franz Marc nimmt Feininger 1913 am "Ersten Deutschen Herbstsalon" in der "Sturm"-Galerie von Herwarth Walden in Berlin teil, wo auch 1917 seine erste Einzelausstellung stattfindet. 1919 wird er von Walter Gropius ans Bauhaus in Weimar berufen, wo er bis 1926 Grafik und Malerei unterrichtet. Mit Wassily Kandinsky, Paul Klee und Alexej von Jawlensky gründet Feininger 1924 die Gruppe "Die Blauen Vier".

"Wo ich früher Bewegung und Unruhe anstrebte habe ich jetzt die vollkommene Ruhe der Gegenstände, ja der umschließenden Luft empfunden und auszudrücken versucht. Die Welt, die am weitesten sich von der Wirklichkeit entfernte!!..", niemand kann besser den Wandel im Schaffen des Künstlers beschreiben als der Künstlers selbst mit diesem Zitat. Die Jahre, besser die Sommer an der Ostsee, nutzte Lyonel Feininger um sich mit elementaren Gestaltungsproblemen auseinanderzusetzen. Die Meereslandschaften, die um diese Zeit entstehen, vermitteln ein Gefühl für die klare Ordnung der Dinge, ohne ihnen jedoch ihren innewohnenden romantischen Zauber zu nehmen. Die Stille, die von diesen Arbeiten ausgeht, überträgt sich unmittelbar auf den Betrachter. Feininger hat mit diesen Sujets einen Topos geschaffen, der in der deutschen Kunst dieser Jahre einmalig ist. Seit der deutschen Romantik, insbesondere seit Caspar David Friedrich hatte niemand mehr dieses Ziel angestrebt, geschweige denn erreicht. (Zitiert nach: Katalog Lyonel Feininger. Galerie Gmurzynska, Köln 1989, S. 40).

Eine erste umfangreiche Retrospektive findet 1931 im Kronprinzen-Palais in Berlin statt, wohin Feininger 1933 übersiedelt. 1937 emigriert Lyonel Feininger nach New York. Im selben Jahr werden in Deutschland über 400 seiner Arbeiten von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Der künstlerische Durchbruch in den USA gelingt Feininger erst 1944 durch eine Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art. 1945 leitet er einen Sommerkurs am Black Mountain College in North Carolina, wo er mit Gropius und Einstein zusammentrifft. Feiningers Unterricht, seine Schriften und seine späten Aquarelle werden in den Vereinigten Staaten richtungsweisend für die Entstehung der Malerei des Abstrakten Expressionismus. [KD].




74
Lyonel Feininger
Fischer-Boote, 1927.
Aquarell
Schätzung:
€ 35.000
Ergebnis:
€ 51.240

(inkl. Käuferaufgeld)