Auktion: 392 / Moderne Kunst am 09.06.2012 in München Lot 24

 
Gabriele Münter - Abend am See


24
Gabriele Münter
Abend am See, 1916.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 220.000
Ergebnis:
€ 414.800

(inkl. Käuferaufgeld)
Abend am See. 1916.
Öl auf Leinwand.
Nachlass Nr. L 339. Links unten signiert und datiert. Verso mit Bleistift bezeichnet "Abend am See 131 Landschaft" und mit dem Nachlassstempel. Dort auch handschriftlich mit Kreide bezeichnet "L. 339", auf einem Aufkleber nochmals mit der gestempelten Nummer "L. 339" sowie auf einem weiteren Aufkleber mit der handschriftlichen Nummerierung "213" (teils vom Keilrahmen verdeckt). 40,6 x 52,1 cm (15,9 x 20,5 in).

Mit einer schriftlichen Bestätigung der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München, vom 7. April 2011. Die Arbeit wird in das Werkverzeichnis der Gemälde von Gabriele Münter aufgenommen.

PROVENIENZ: Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München.
Privatsammlung USA, um 1970 erworben.

Den ersten Unterricht erhält Gabriele Münter 1897 an der Düsseldorfer Damen-Kunstschule, die weitere Ausbildung im Künstlerinnen-Verein als Schülerin von M. Dasio und A. Jank. Anschließend geht sie nach München und besucht dort die Privatkunstschule "Phalanx"; Leiter der Schule ist Wassily Kandinsky. Mit ihm unternimmt Gabriele Münter ab 1904 viele Reisen u.a. nach Holland, Italien und Frankreich, wo sie Rousseau und Matisse kennenlernen. Stilistisch distanziert sich Münter nun vom Impressionismus und lässt in ihrem Werk Einflüsse der Fauves und der Expressionisten erkennen. Ein ruhigeres Leben beginnt ab 1908 in der mit Kandinsky gemeinsamen Wohnung in München. Mit Klee, Marc, Macke, Jawlensky und Marianne von Werefkin pflegen die beiden regen Kontakt. Für eine produktive künstlerische Zusammenarbeit ist das von Münter gekaufte Landhaus in Murnau die richtige Umgebung. 1909 beginnt die Künstlerin mit Hinterglasbildern, ein Medium, das später auch Kandinsky, Marc, Macke und Campendonk aufgreifen. Zwei Jahre lang ist Münter Mitglied in der "Neuen Künstlervereinigung München". Im Jahr 1911 tritt sie der von Kandinsky und Marc gegründeten Redaktion "Blauer Reiter" bei. Mit Interesse verfolgt Gabriele Münter Kandinskys abstrakte Bilder, bleibt jedoch selbst bei der figurativen Malerei. Ihre Landschaften, Figurenszenen und Porträts zeigen eine Reduktion auf das Wesentliche mit Hang zur humorvollen Charakterisierung. Mit Kriegsausbruch gehen Münter und Kandinsky zunächst in die Schweiz, ein Jahr später (1915) entscheidet sich die Malerin für Stockholm, wo es zur Trennung von Kandinsky kommt.

Eine märchenhafte Stimmung, wie sie von diesem Gemälde ausgeht, findet sich im Œuvre von Gabriele Münter eher selten. Großzügig wird hier eine Parkszene entworfen, die in ihrer stillen Feierlichkeit an Werke des Jugendstils erinnert. Mit dem einsam im Vordergrund weidenden Pferd und der etwas feierlichen Strenge der Parklandschaft könnte man an eine Arbeit von Ludwig von Hofmann denken. Doch Münter bringt eine malerische Erfahrung mit, die der Landschaft mehr Gewicht gibt. Die klassische Aufteilung der Bildebenen, die Münter hier strikt einhält, die großen Farbflächen und eine Formenstrenge markieren eine Bildauffassung, die weit über den dekorativen Symbolismus des ausgehenden Jugenstiles hinausgeht. Der energische Pinselduktus belebt die Flächenformen und der ihr eigene Farbensinn verleihen der Komposition jene Gültigkeit der Aussage, die wir von den besten Arbeiten der Künstlerin kennen.

Im Spätherbst 1917 übersiedelt Münter nach Kopenhagen. Die 1920er Jahre sind geprägt von vielen Reisen und Aufenthalten in München, Murnau, Köln und Berlin. Ab 1931 lebt Münter ständig in München und Murnau. Im Jahr 1956 erhält sie den Kulturpreis der Stadt München, 1960 findet die erste Ausstellung Münters in den USA statt, gefolgt 1961 von einer großen Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle. Die Künstlerin stirbt am 19. Mai 1962 in ihrem Haus in Murnau. [KD].




24
Gabriele Münter
Abend am See, 1916.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 220.000
Ergebnis:
€ 414.800

(inkl. Käuferaufgeld)