Auktion: 388 / Alte Meister und Kunst des 19. Jahrhunderts am 26.04.2012 in München Lot 218

 
Franz Roubaud - Der rastende Tscherkessenreiter


218
Franz Roubaud
Der rastende Tscherkessenreiter, 1880.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 7.000
Ergebnis:
€ 7.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Der rastende Tscherkessenreiter. Ca. 1880/90er Jahre.
Öl auf Holz.
Links unten signiert. 24 x 32 cm (9,4 x 12,5 in).
Verso Stempel "Franz Dury München" sowie ein weiterer unleserlicher Stempel.

Franz Roubaud wird in Odessa als Kind französischer Eltern geboren, die aus Marseille eingewandert und Hoflieferanten des russischen Kaiserhauses waren. Roubaud verbringt eine sorglose Kindheit und findet früh die beiden Leidenschaften seines Lebens: Reiten und Zeichnen. Für sein Kunststudium zieht Roubaud 1877 nach München und wird an der Kunstakademie Schüler von Carl Theodor von Piloty, Otto Seitz und Wilhelm von Dietz. 1881 reist er nach Odessa, wenig später nach Südfrankreich in die Heimat seiner Eltern. Es folgt ein Aufenthalt in Paris bevor er nach München zurückkehrt und dort Ende 1881 im Atelier des polnischen Historienmalers Jozef von Brandt seine Studien abschließt. Hier im polnischen Malerkreis der Münchner Schule, bei Brandt und Alfred von Wierusz-Kowalski findet Roubaud gleichgesinnte Künstler. Ihre gemeinsamen Themen sind in erster Linie Darstellungen aus dem Kaukasus, wilde und weite Landschaften mit Reitern, Tscherkessen und Kosaken, orientalische Markt- und Stadtszenen. Bereits als Kind lernte Roubaud den Kaukasus kennen, 1883 und 1884 reist er erneut in die entlegenen Bergregionen zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer und findet dort zahlreiche Motive, die sein malerisches Werk über Jahre hinweg bestimmen und zu seinem Erfolg beitragen werden. Er erhält Aufträge von der russischen Regierung, wird von den Zaren und dem bayerischen Prinzregenten Luitpold gefördert und gewinnt auf internationalen Ausstellungen zahlreiche Medaillen. Besonders beeindruckend sind seine Monumentalwerke, die Roubaud oft in erstaunlich kurzer Zeit mit befreundeten Münchner Malerfreunden bewältigt. Darunter sind ein 17 großformatige Gemälde umfassender Zyklus für eine Ruhmeshalle in Tiflis sowie drei Panoramen mit Schlachtendarstellungen der jüngeren Geschichte. Diese zu damaliger Zeit sehr beliebten riesigen Panoramen, also Rundgemälde in meist eigens dafür entworfenen Gebäuden, hatten ein Standardmaß von jeweils 115 Meter Länge und einer Höhe von 15 Metern. Zu Studienzwecken reist Roubaud immer wieder in den Kaukasus und an die historischen Orte.

Das Gemälde "Der rastende Tscherkessenreiter" ist ein sehr charakteristisches Werk Roubauds, der unzählige große Flussüberquerungen der Tscherkessen zu Pferde in immer neuen Varianten malte. Dass der berühmte Schlachtenmaler Roubaud durchaus auch einen Sinn für ruhigere Szenen hatte, zeigt dieses Gemälde mit seiner so wunderbar fein beobachteten Darstellung: die kurze Rast und Erholung eines einzelnen Tscherkessen mit seinem Pferd am flachen Flussufer. Ganz typisch ist die Kombination aus sehr hellen Farben, die das gleißende Sonnenlicht der Steppe für den Betrachter fast spürbar machen, und den starken farbigen Akzenten der Kleidung und der bunten Satteldecken.

1903 wird Roubaud die Professorenstelle für Schlachtenmalerei der St. Petersburger Akademie angeboten, die er vermutlich aufgrund der russischen Revolution erst 1908 antritt. Bis 1911 lehrt er an der Akademie, kehrt dann in seine Wahlheimat München zurück und widmet sich seinem letzten großen Panorama, der "Schlacht von Borodino". 1928 stirbt Roubaud in München und wird auf Frauenchiemsee bestattet, wo er lange Zeit seine Sommer verbracht hatte. [CB].




218
Franz Roubaud
Der rastende Tscherkessenreiter, 1880.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 7.000
Ergebnis:
€ 7.500

(inkl. Käuferaufgeld)