Auktion: 387 / Post War/ Zeitgenössische Kunst am 10.12.2011 in München Lot 278

 
Markus Lüpertz - Beethoven


278
Markus Lüpertz
Beethoven, 2010.
Bronze
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 61.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Bronze, farbig gefasst.
Auf dem Sockel monogrammiert, bezeichnet "E.A." und mit dem Gießerstempel "Schmäke Düsseldorf". Künstlerexemplar außerhalb der Auflage von 6 Exemplaren. 122 x 82 x 60 cm (48 x 32,2 x 23,6 in).
Herausgegeben von der Galerie Rackey, Bad Honnef 2010.

PROVENIENZ: Galerie Rackey, Bad Honnef.

Markus Lüpertz kommt im Alter von sieben Jahren mit seiner Familie nach Westdeutschland. Er studiert von 1956 bis 1963 an der Werkkunstschule Krefeld bei Laurens Goosens und an der Kunstakademie Düsseldorf. 1962 zieht Lüpertz nach West-Berlin, wo er zusammen mit Bernd Koberling und Karl Horst Hödicke die Selbsthilfegalerie "Großgörschen 35" gründet. Entgegen aller zeitgenössischer Tendenzen zur Abstraktion beginnt Lüpertz, Bilder mit einfachen gegenständlichen Inhalten zu malen. Seine betont expressiven Bilder bezeichnet er 1966 in einem Manifest als "dithyrambische Malerei", nach einem altgriechischen Kultlied auf den Gott der Fruchtbarkeit Dionysos. In den Jahren 1969 bis 1977 entstehen die "deutschen Motive", stilllebenartige Bildkompositionen, die symbolbehaftete Gegenstände der Vergangenheit wie Stahlhelme, Schaufeln oder Fahnen in monströser Größe präsentieren und somit die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte fordern. 1970 erhält Lüpertz den Preis der Villa Romana und verbringt einen einjährigen Stipendienaufenthalt in Florenz. 1976 nimmt er eine Professur an der Akademie in Karlsruhe an. Ab 1977 greift Lüpertz in seinen "Stil-Bildern" abstrakte Tendenzen der fünfziger Jahre auf. Im selben Jahr zeigt die Hamburger Kunsthalle einen ersten Überblick seines Werkes, gefolgt von der Kunsthalle Bern und dem Stedelijk Van Abbemuseum, Eindhoven. Die zunehmende Abstraktion wird Anfang der achtziger Jahre zugunsten einer neuen Gegenständlichkeit und Räumlichkeit unter Verwendung kunsthistorischer Zitate und Versatzstücke aufgegeben. Neben der Nutzung aller druckgrafischen Techniken arbeitet Lüpertz auch als Dichter und seit 1980 als Bühnenbildner und Bildhauer. 1982 nimmt er an der documenta VII in Kassel teil. 1986 wird Markus Lüpertz an die Kunstakademie Düsseldorf berufen, die er seit 1988 als Rektor leitet. 1990 erhält Lüpertz den Lovis-Corinth-Preis der Künstlergilde Esslingen. Seinem Werk sind bedeutende Einzelausstellungen gewidmet, so findet z.B. 1996 eine thematische Werkschau in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf statt und 1997 eine retrospektive Ausstellung in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München, die anschließend in Wuppertal und Barmen gezeigt wird. 1997/98 sind seine Werke auf der Ausstellung "Deutschlandbilder: Kunst aus einem geteilten Land" im Martin Gropius Bau in Berlin vertreten.

Es "[..] zeigt sich, daß Lüpertz seine skulpturalen Erkundungen im Laufe der Jahre immer mehr auf die menschliche Gestalt konzentriert hat, daß es ihm noch einmal um die große Figur geht. Hinsichtlich ihrer intendierten Bedeutung, die jetzt mehr und mehr Gewicht bekommt, handelt es sich um geprägte Gestalten, deren Prägung sich nicht so einfach verwischt, sondern die Zeiten überdauert, trotz mancher Veränderungen, Verschleifungen und Überlagerungen. Lüpertz' Arbeit setzt an ihrer Profiltiefe an mit dem Ziel, der durch so lange Überlieferung geformten Vorstellung von einer Gestalt ein noch nicht entdecktes Moment abzuringen und im Werk zu vergegenwärtigen." (Armin Zweite, in: Markus Lüpertz. Gemälde - Skulpturen, Ausst.-Kat. Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 1996, S. 120). Auch die monumentale Büste "Beethoven" stellt den Komponisten nicht mit dem allgemein bekannten und so prägnanten Antlitz dar. Vielmehr arbeitet Lüpertz eindringlich den Charakter des großen Mannes heraus. Dabei verbindet er auf ganz individuelle Weise den Bronzeguß mit einer farbigen Fassung, die Arbeit des Bildhauers mit der des Malers.

Lüpertz lebt und arbeitet in Berlin, Düsseldorf und Karlsruhe. [CB].




278
Markus Lüpertz
Beethoven, 2010.
Bronze
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 61.000

(inkl. Käuferaufgeld)