Auktion: 387 / Post War/ Zeitgenössische Kunst am 10.12.2011 in München Lot 252

 
Horst Antes - Figur Flora


252
Horst Antes
Figur Flora, 1960.
Eiöltempera
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 280.600

(inkl. Käuferaufgeld)
Eiöltempera auf Leinwand.
130,5 x 97,5 cm (51,3 x 38,3 in).

PROVENIENZ: Sammlung Professor Gustav Stein, Rheinland.
Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: Sonderausstellung für den Träger des Prix des artistes der 2. Pariser Biennale, Musée d'art Moderne de la Ville de Paris, 1961 (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Horst Antes. 3. Biennale de Paris. Musée d'art moderne. Sonderausstellung für den Träger des "Prix des artistes" der 2. Pariser Biennale, 1961, Ulmer Museum und Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 1963/64, Kat.Nr. 5 (mit Farbabb. im Katalog, o.S.).
Duitse Kunst van heden, Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam 1964, Kat.Nr. 2 (mit Schwarzweißabb. im Katalog S. 14; auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
XXXIII. Biennale Venedig 1966, Deutscher Pavillon, Kat.Nr. 156 (auf dem Keilrahmen mit zwei Etiketten).
Horst Antes. XXXIII. Biennale Venedig 1966, Städtische Kunsthalle Mannheim, 26.11.1966-8.1.1967, Kat.Nr. 5 (ohne Abb.; auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Figur Wolkenfänger. Horst Antes und der malerische Aufbruch in den 1960er Jahren, Sprengel Museum Hannover 2002 (mit Farbabb. im Katalog S. 65).

Am 28. Oktober 1936 wird Horst Antes in Heppenheim an der Bergstraße geboren. Nach dem Abitur studiert er von 1957 bis 1959 an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei dem bedeutenden Holzschneider HAP Grieshaber, der entgegen dem Zeitgeist an der Figuration festhält. Dennoch ist Antes' Ausgangspunkt vor allem im Informel und dessen gestischer Ausdrucksgebärde zu suchen. In Willem de Kooning, der informelle und figurative Elemente verknüpft, findet Antes ein Vorbild, das ihn seinen eigenen Weg finden lässt. Aus vehement hingeworfenen Farbstrukturen entwickelt er um 1960 stufenweise die Figur des "Kopffüßlers", eine Form, die ihn seitdem in zahllosen Variationen und Abwandlungen sowie verschiedenen künstlerischen Techniken beschäftigt.

Auf dem Weg zu den charakteristischen "Kopffüßlern“ entstehen zwischen etwa 1959 und 1963 farbintensive Gemälde, in denen sich Antes bereits dem Figürlichen zuwendet, dafür aber noch recht freie und dem Informel verbundene Ausdrucksformen wählt. Es entstehen vorwiegend weibliche Figuren mit rot-orangefarbigen Körpern, die auf den ersten Blick recht undefiniert und abstrakt erscheinen. Durch vereinfachte Arme, Hände und Augen als Pars pro Toto aber lassen sich deutlich menschliche Figuren erkennen. So zeigt auch das hier angebotene Gemälde "Figur Flora“ von 1960 eine zinnoberrote Frauengestalt mit großen Brüsten, die den Kopf in beide Hände zu stützen scheint. Das einzelne große blaue Auge deutet bereits auf den späteren, ausschließlich im Profil dargestellten Kopffüßlertypus hin, obwohl "Figur Flora“ noch frontal angelegt ist. Antes lässt auf eine ganz eigene, bezaubernde Weise "aus den Farbflächen der anfangs scheinbar gestaltlosen Bilder […] die Körperformen und Gliedmaßen der Figur hervorwuchern.“ (Götz-Lothar Darsow, Leib und Kopf, Auge und Haut, in: Ausst.Kat. Hannover 2002, S. 106).

1963 ist sein "Kopffüßler" mit neuen inhaltlichen und stilistischen Prämissen voll ausgeprägt und wird auch verbindlich für das in diesem Jahr einsetzende plastische Werk. 1962 erhält der Künstler den Villa-Romana-Preis in Florenz und im Folgejahr das Stipendium der Villa Massimo in Rom. In dieser Zeit verfestigt sich die später wieder aufgegebene Profilansichtigkeit und die Farbe ordnet sich der Form unter. Von 1965 bis 1967 ist Antes an der Karlsruher Akademie pädagogisch tätig und nimmt für das akademische Jahr 1967/68 eine Gastprofessur an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste Berlin an. 1984 übernimmt er erneut einen Lehrauftrag an der Karlsruher Akademie. Die Landeshauptstadt Stuttgart verleiht ihm 1989 den Hans-Molfenter-Preis. 1993/94 wird Horst Antes' Werk mit einer großen Retrospektive im Haus der Kunst, München, und im von der Heydt-Museum, Wuppertal, geehrt. Neben Gemälden und Druckgrafiken umfasst sein Werk auch Skulpturen im öffentlichen Raum. Seine Arbeiten werden weltweit ausgestellt und sind in den größten nationalen und internationalen Sammlungen vertreten, u.a. in der Kunsthalle Hamburg, in der Nationalgalerie Berlin, im Salomon R. Guggenheim Museum, New York, sowie im Museum Moderne Kunst, Stiftung Ludwig, Wien. [CB].




252
Horst Antes
Figur Flora, 1960.
Eiöltempera
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 280.600

(inkl. Käuferaufgeld)