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Conrad Felixmüller
Herbst in Klotzsche. Verso: Das eingeschlafene Modell II, 1920.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 250.000 Ergebnis:
€ 610.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Leinwand, beidseitig bemalt.
Felixmüller 223 (Farbtafel 16, S. 71) und 847 (Farbtafel 93, S. 155). "Herbst in Klotzsche" links unten signiert; "Das eingeschlafene Modell" links unten signiert und datiert. Je ca. 95 x 95 cm (37,4 x 37,4 in).
PROVENIENZ: Graetz, Berlin-Grunewald.
1939 wieder beim Künstler.
1940 Rückseite bemalt.
Sammlung H.C. von der Gabelentz, Poschwitz bei Altenburg.
Privatsammlung Sachsen-Anhalt, seit 1970 in Familienbesitz.
AUSSTELLUNG: Conrad Felixmüller, Kunstsalon Ludwig Schames, Frankfurt/Main 1921, Kat.Nr. 22.
44. Ausstellung in zwei Abteilungen - Conrad Felixmüller, Kestner Gesellschaft, Hannover/Düsseldorf/Hamburg 1921, Kat.Nr. 214.
Felixmüller-Ausstellung, Graphisches Kabinett J. B. Neumann, Berlin 1921, Kat.Nr. 6.
Nach einem einjährigen Besuch der Dresdner Kunstgewerbeschule tritt Felixmüller 1912 zuerst in die Privatschule des Künstlers Ferdinand Dorsch und noch im selben Jahr in die Klasse von Professor Carl Bantzer in der Kgl. Kunstakademie in Dresden ein. Ab 1915 ist er als freischaffender Künstler in Dresden tätig, hält sich aber öfter in Berlin auf, wo er im Atelier von Ludwig Meidner malt und außerdem an der von Herwarth Walden herausgegebenen Zeitschrift "Der Sturm" mitarbeitet. Mit dem Buchhändler Felix Stiemer gründet Felixmüller 1917 die Kunst- und Literaturzeitschrift "MENSCHEN", bei der er, ebenso wie bei "Der Sturm", als grafischer Gestalter tätig ist. Daneben finden Ausstellungen bei Hans Goltz in München und zusammen mit Heckel, Kirchner und Schmidt-Rottluff in der Galerie Arnold in Dresden statt. Dorthin übersiedelt Felixmüller 1918. Er wird Gründer und Vorsitzender der Dresdner Sezession und Mitglied der "November-Gruppe". Nebenbei arbeitet er an verschiedenen Zeitschriften mit und veröffentlicht eigene literarische Texte. Felixmüllers bildnerisches Schaffen ist in der Frühphase stark vom Expressionismus beeinflusst, den er im sozialkritischen Sinn versteht und bald zu einem eigenen expressiven Realismus transformiert.
Der "Herbst in Klotzsche" gehört zu den besonders ausdruckvollen Arbeiten Conrad Felixmüllers zu Beginn der 1920er Jahre, als die deutschen Maler das Trauma eines sinnlosen und verlorenen Krieges verarbeiten. Die enge Beziehung des Paares im Vordergrund - wohl der Künstler mit seiner Frau, die er 1918 geheiratet hat - wird durch die ineinandergelegten Hände und die parallele Haltung der Köpfe unterstrichen. Das Paar steht isoliert vor einer Vorstadtlandschaft von großer Leere. Eine gewisse Schematisierung der Gesichter, die ihre Herkunft aus der Kenntnis des Kubismus offenbart, ist für diese künstlerisch äußerst wichtige Zeit Felixmüllers typisch. Er greift hier ein Thema auf, das viele seiner Malerkollegen dieser Zeit beschäftigt: die ungelöste Frage des Wohin nach der traumatischen Erfahrung des Ersten Weltkrieges.
Der Grund für die doppelte Bemalung dieser Leinwand mag eher in den Zeitläufen liegen denn in einer wirtschaftlichen Notlage. 1939 erhält Conrad Felixmüller das ursprüngliche Gemälde "Herbst in Klotzsche" zurück und 1940 bemalt er die Rückseite der Leinwand mit dem Motiv des eingeschlafenen Modells im Atelier. Dass Felixmüller die Rückseite unter Schonung der ursprünglichen Darstellung neu bemalt, spricht für die eigene Wertschätzung seiner Arbeit von 1920, die nun durch das Kunstdiktat der Nationalsozialisten unbequem geworden ist.
In einer Art Neorealismus, der dem Geschmack der Zeit entspricht, entwirft Felixmüller nun mit "Das eingeschlafene Modell" eine dekorative Szene von subtiler Farbgebung. Doch der Erotik eines sich räkelnden Frauenaktes ist das Lasterhafte ausgetrieben. Das in dieser Zeit beschworene "Gesunde" gewinnt die Oberhand. Einzig die Diagonale, die der Komposition eine gewichtige Spannung verleiht, ist ein Element optischer Verführung. Stoffliches, dessen Darstellung Felixmüller meisterhaft zu beherrschen weiß, kommt hier voll zur Geltung. Es gibt in seiner optischen Wirkung dem Sujet eine subtile Raffinesse.
Um 1930 zeigen sich Tendenzen zu einem Wandel, der sich in einer zunehmend genrehaften, erzählerischen Entwicklung und einer ruhigeren Bildsprache äußert. 1933 ist Felixmüller mit 40 Arbeiten in der Dresdner Ausstellung "Entartete Kunst" zu sehen. 1934 übersiedelt er nach Berlin-Charlottenburg, 1937 werden 151 seiner Werke aus öffentlichem Besitz beschlagnahmt. Als 1941 das Berliner Domizil durch Bomben zerstört wird, findet Felixmüller Asyl in Damsdorf in der Mark. 1944 zieht er nach Tautenhain, wird aber noch im selben Jahr zum Kriegsdienst einberufen. Nach kurzer sowjetischer Kriegsgefangenschaft kehrt er 1945 nach Tautenhain zurück. 1949 erfolgt die Berufung zum Professor an die Martin-Luther-Universität in Halle mit einem Lehrauftrag für Zeichnen und Malen. Nach seiner Emeritierung 1961 geht Felixmüller zurück nach Berlin. Ab dem Kriegsende bis zu seinem Tod 1977 finden zahlreiche Ausstellungen in beiden Teilen Deutschlands sowie in Paris, Rom, Bologna und Florenz statt. [KD].
Felixmüller 223 (Farbtafel 16, S. 71) und 847 (Farbtafel 93, S. 155). "Herbst in Klotzsche" links unten signiert; "Das eingeschlafene Modell" links unten signiert und datiert. Je ca. 95 x 95 cm (37,4 x 37,4 in).
PROVENIENZ: Graetz, Berlin-Grunewald.
1939 wieder beim Künstler.
1940 Rückseite bemalt.
Sammlung H.C. von der Gabelentz, Poschwitz bei Altenburg.
Privatsammlung Sachsen-Anhalt, seit 1970 in Familienbesitz.
AUSSTELLUNG: Conrad Felixmüller, Kunstsalon Ludwig Schames, Frankfurt/Main 1921, Kat.Nr. 22.
44. Ausstellung in zwei Abteilungen - Conrad Felixmüller, Kestner Gesellschaft, Hannover/Düsseldorf/Hamburg 1921, Kat.Nr. 214.
Felixmüller-Ausstellung, Graphisches Kabinett J. B. Neumann, Berlin 1921, Kat.Nr. 6.
Nach einem einjährigen Besuch der Dresdner Kunstgewerbeschule tritt Felixmüller 1912 zuerst in die Privatschule des Künstlers Ferdinand Dorsch und noch im selben Jahr in die Klasse von Professor Carl Bantzer in der Kgl. Kunstakademie in Dresden ein. Ab 1915 ist er als freischaffender Künstler in Dresden tätig, hält sich aber öfter in Berlin auf, wo er im Atelier von Ludwig Meidner malt und außerdem an der von Herwarth Walden herausgegebenen Zeitschrift "Der Sturm" mitarbeitet. Mit dem Buchhändler Felix Stiemer gründet Felixmüller 1917 die Kunst- und Literaturzeitschrift "MENSCHEN", bei der er, ebenso wie bei "Der Sturm", als grafischer Gestalter tätig ist. Daneben finden Ausstellungen bei Hans Goltz in München und zusammen mit Heckel, Kirchner und Schmidt-Rottluff in der Galerie Arnold in Dresden statt. Dorthin übersiedelt Felixmüller 1918. Er wird Gründer und Vorsitzender der Dresdner Sezession und Mitglied der "November-Gruppe". Nebenbei arbeitet er an verschiedenen Zeitschriften mit und veröffentlicht eigene literarische Texte. Felixmüllers bildnerisches Schaffen ist in der Frühphase stark vom Expressionismus beeinflusst, den er im sozialkritischen Sinn versteht und bald zu einem eigenen expressiven Realismus transformiert.
Der "Herbst in Klotzsche" gehört zu den besonders ausdruckvollen Arbeiten Conrad Felixmüllers zu Beginn der 1920er Jahre, als die deutschen Maler das Trauma eines sinnlosen und verlorenen Krieges verarbeiten. Die enge Beziehung des Paares im Vordergrund - wohl der Künstler mit seiner Frau, die er 1918 geheiratet hat - wird durch die ineinandergelegten Hände und die parallele Haltung der Köpfe unterstrichen. Das Paar steht isoliert vor einer Vorstadtlandschaft von großer Leere. Eine gewisse Schematisierung der Gesichter, die ihre Herkunft aus der Kenntnis des Kubismus offenbart, ist für diese künstlerisch äußerst wichtige Zeit Felixmüllers typisch. Er greift hier ein Thema auf, das viele seiner Malerkollegen dieser Zeit beschäftigt: die ungelöste Frage des Wohin nach der traumatischen Erfahrung des Ersten Weltkrieges.
Der Grund für die doppelte Bemalung dieser Leinwand mag eher in den Zeitläufen liegen denn in einer wirtschaftlichen Notlage. 1939 erhält Conrad Felixmüller das ursprüngliche Gemälde "Herbst in Klotzsche" zurück und 1940 bemalt er die Rückseite der Leinwand mit dem Motiv des eingeschlafenen Modells im Atelier. Dass Felixmüller die Rückseite unter Schonung der ursprünglichen Darstellung neu bemalt, spricht für die eigene Wertschätzung seiner Arbeit von 1920, die nun durch das Kunstdiktat der Nationalsozialisten unbequem geworden ist.
In einer Art Neorealismus, der dem Geschmack der Zeit entspricht, entwirft Felixmüller nun mit "Das eingeschlafene Modell" eine dekorative Szene von subtiler Farbgebung. Doch der Erotik eines sich räkelnden Frauenaktes ist das Lasterhafte ausgetrieben. Das in dieser Zeit beschworene "Gesunde" gewinnt die Oberhand. Einzig die Diagonale, die der Komposition eine gewichtige Spannung verleiht, ist ein Element optischer Verführung. Stoffliches, dessen Darstellung Felixmüller meisterhaft zu beherrschen weiß, kommt hier voll zur Geltung. Es gibt in seiner optischen Wirkung dem Sujet eine subtile Raffinesse.
Um 1930 zeigen sich Tendenzen zu einem Wandel, der sich in einer zunehmend genrehaften, erzählerischen Entwicklung und einer ruhigeren Bildsprache äußert. 1933 ist Felixmüller mit 40 Arbeiten in der Dresdner Ausstellung "Entartete Kunst" zu sehen. 1934 übersiedelt er nach Berlin-Charlottenburg, 1937 werden 151 seiner Werke aus öffentlichem Besitz beschlagnahmt. Als 1941 das Berliner Domizil durch Bomben zerstört wird, findet Felixmüller Asyl in Damsdorf in der Mark. 1944 zieht er nach Tautenhain, wird aber noch im selben Jahr zum Kriegsdienst einberufen. Nach kurzer sowjetischer Kriegsgefangenschaft kehrt er 1945 nach Tautenhain zurück. 1949 erfolgt die Berufung zum Professor an die Martin-Luther-Universität in Halle mit einem Lehrauftrag für Zeichnen und Malen. Nach seiner Emeritierung 1961 geht Felixmüller zurück nach Berlin. Ab dem Kriegsende bis zu seinem Tod 1977 finden zahlreiche Ausstellungen in beiden Teilen Deutschlands sowie in Paris, Rom, Bologna und Florenz statt. [KD].
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Conrad Felixmüller
Herbst in Klotzsche. Verso: Das eingeschlafene Modell II, 1920.
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