Auktion: 386 / Moderne Kunst am 10.12.2011 in München Lot 3

 
Auguste Herbin - Stillleben mit Silberblatt (Nature morte au monnaie du pape)


3
Auguste Herbin
Stillleben mit Silberblatt (Nature morte au monnaie du pape), 1904.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 73.200

(inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Leinwand.
Nicht bei Claisse. Rechts unten signiert. 46,2 x 55,3 cm (18,1 x 21,7 in).

Mit einer Fotoexpertise (n° 1235) von Frau Geneviève Claisse, Paris, vom 24. September 2011. Das Werk wird in den Supplement des Catalogue raisonné Herbin aufgenommen.

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

Am 29. April 1882 kommt Auguste Herbin als Sohn einer Handwerkerfamilie in dem kleinen Dorf Quiévy an der belgischen Grenze zur Welt. Entsprechend dieser Herkunft wird auch die Malerei des Nordfranzosen von großer handwerklicher Qualität bestimmt. Ab 1900 besucht der Künstler die École des Beaux-Arts in Lille, bevor er sich 1901 in Paris niederlässt, wo er sich zunächst den Impressionisten anschließt.

In den ersten Jahrzehnten seiner künstlerischen Tätigkeit kehrt Herbin in gewissen Abständen immer wieder zu einer traditionell gegenständlichen Malerei zurück. Beeinflusst von den Strömungen der Zeit und auch im Bemühen um eine eigene Interpretation des Kubismus, der von Geneviève Claisse als "cubisme synthéthique" bezeichnet wird, sind es vor allen die Stillleben und die Porträts, in denen Herbin zu einem klassisch zu nennenden Ausdruck zurückfindet. Wohl sind Spuren der Umbrüche in der Malerei zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts auch in diesen Werken zu finden, doch sind sie eher verborgen. Verfestigte Formen, die für Herbin charakteristisch sind, sind ebenso präsent wie Anklänge an einen neu interpretierten Spätimpressionismus, etwa in der Anlage des Hintergrundes in unserem Bild. Das große Vorbild Cézanne bestimmt die Sicht auf die Gegenstände, die hier in isolierter Stellung, doch in einem spannungsreichen Zueinander stehen.

1905 stellt Herbin das erste Mal aus und begegnet 1907 Wilhelm Uhde, der sich für ihn einsetzt. Ein Jahr später werden seine Bilder vom Salon d'Automne zurückgewiesen. Die Kunst der Nabis und der Fauves sowie die Cézanne-Gedächtnisausstellung üben nun einen großen Einfluss auf den Künstler aus. 1909 bezieht Herbin ein Atelier in der Nachbarschaft von Pablo Picasso und Juan Gris. Ab 1917 beginnt eine ungegenständliche, geometrische Phase, die sich zunehmend in Richtung Konstruktivismus entwickelt. Herbin wird 1929 Mitbegründer des Salon des Surindépendants, zwei Jahre später ruft er die Künstlervereinigung "Abstraction-Création" ins Leben. Nach dem Krieg ist er Mitbegründer, ab 1955 Präsident des Salon des Réalités Nouvelles. Ab 1938 führt ihn die Beschäftigung mit dem italienischen Trecento zu einer konkreten Malerei mit strengem Flächenprinzip und einfachen geometrischen Formen. 1953 muss der Künstler aufgrund einer halbseitigen Körperlähmung lernen, mit der linken Hand zu malen. Die für Herbins Malerei charakteristische architektonische Gesinnung und seine koloristischen Qualitäten eröffnen bereits seinem Vorkriegswerk eine breite internationale Anerkennung, die auch nach dem Krieg ihre Fortsetzung findet. Auguste Herbin stirbt 1960 in Paris. [KD].




3
Auguste Herbin
Stillleben mit Silberblatt (Nature morte au monnaie du pape), 1904.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 73.200

(inkl. Käuferaufgeld)