131
Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld
Die Heimkehr des verlorenen Sohnes, 1838.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 70.000 Ergebnis:
€ 98.820 (inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Leinwand, über feiner Bleistiftvorzeichnung
Rechts unten monogrammiert und datiert. 80 x 91 cm (31,4 x 35,8 in)Darstellung: 77 x 88,5 cm (30,3 x 34,8 in).
Verso auf dem Keilrahmen Ausstellungs- und Sammlungsetiketten, auf der Leinwand Wiener Zollstempel.
PROVENIENZ: Galerie Alexander Gebhardt, München.
Sammlung Dr. Georg Schäfer, Schweinfurt (Nr. 73-3733).
AUSSTELLUNG: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Klassizismus und Romantik in Deutschland, 30.6.-2.10.1966, Nr. 174 (Farbtafel 174).
Schloß Laxenburg, Romantik und Realismus in Österreich, 1968, Nr. 164 (Abb. 164).
LITERATUR: R. Bachleitner, Die Nazarener, München 1976, S. 105 (mit Abb.).
A. Strasoldo-Graffemberg, Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld (1788-1853), Phil.-Diss. Freiburg i. Br. 1986, WVZ-Nr. 38, S. 217.
Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld erhält den ersten Zeichenunterricht von seinem Vater, dem Maler Johann Veit Schnorr von Carolsfeld, der 1816 Direktor an der Leipziger Akademie der Künste wird. 1804 zieht Carolsfeld nach Wien und studiert an der Kunstakademie bei Heinrich Friedrich Füger. Dort basiert die klassizistisch geprägte Lehre in erster Linie auf einer rein technischen Ausbildung mit umfangreichen Zeichenstudien vor Antikenabgüssen und Malerei nach antiken Themen und Vorbildern. Carolsfeld schließt sich einem Kreis von Studenten um Franz Pforr, Ludwig Vogel und Friedrich Overbeck an, die alternative künstlerische Ausdrucksformen suchen: „Das sklavische Studium auf den Akademien führt zu nichts. […] Man lernt einen vortrefflichen Faltenwurf malen, eine richtige Figur zeichnen, lernt Perspektive, Architektur, kurz alles; und doch kommt kein richtiger Maler heraus. – Eins fehlt in allen neuen Gemälden […] – Herz, Seele, Empfindung!“ (Overbeck 1808 in einem Brief an seinen Vater. Vgl. Mary Bothan Howitt, Friedrich Overbeck. Sein Leben und Schaffen, Bern 1971, Bd. I, S. 71). 1809 gründen Overbeck und seine Freunde den "Lukasbund", aus dem eine neue Kunstrichtung entstehen wird: basierend auf den Kunsttheorien der deutschen Romantiker wie Schlegel, Novalis und Tieck, finden die "Nazarener" vor allem in romantischen und religiösen Themen geeignete Motive für den so vermissten emotionalen Ausdruck in der klassizistischen Kunst. Carolsfeld steht ihren Bestrebungen und Idealen nahe, tritt aber nicht dem Künstlerbund bei und bricht auch nicht endgültig mit der Akademie. Als Overbeck und die anderen 1810 nach Rom gehen, bleibt er in Wien. Sein sechs Jahre jüngerer Bruder Julius dagegen wird 1817 in den "Lukasbund" aufgenommen und schließt sich im Jahr darauf den "Nazarenern" in Rom an. Ludwig Ferdinands Gemälde zeigen in den 1820er Jahren ebenfalls meist religiöse Motive, 1821 konvertiert er sogar wie zuvor bereits Overbeck zum römisch-katholischen Glauben. Gefördert wird Carolsfeld in den folgenden Jahren von Herzog Albert Sachsen-Teschen, der dem Künstler eine Anstellung bei seinem Neffen, dem Erzherzog Johann von Österreich vermittelt. Er gestaltet dessen Landgut Brandhof in der Steiermark und kann zahlreiche Aufträge, vor allem Porträts, für die kaiserliche Familie ausführen. Reisen führen ihn nach Deutschland, Paris und in die Schweiz. Seine Bewerbung für den Direktorenposten der Wiener Akademie im Jahr 1818 wird durch Fürst Metternich aufgrund Carolsfelds Nähe zu den Künstlern des "Lukasbundes" abgelehnt. Erst 1835, als sich die romantische Kunst im deutschen Sprachraum längst etabliert hatte, und mit Fürsprache des Erzherzogs Johann wird Carolsfeld Mitglied der Akademie, 1841 Kustos der Gemäldegalerie im Belvedere. 1853 stirbt Carolsfeld in Wien.
Das Gemälde „Heimkehr des verlorenen Sohnes“ entsteht im Jahre 1838. Ganz im Sinne der "Nazarener" zeigt es, mit hohem emotionalen Charakter, die bekannte Szene eines biblischen Gleichnisses. Der Vater breitet seine Arme vorbehaltlos zum Empfang seines reumütigen Sohnes aus, der zuvor seinen Anteil des Erbes verprasst hat. In betont konturierten Formen über einer detaillierten Vorzeichnung stellt Carolsfeld die beiden Hauptfiguren der Szene in den hell beleuchteten Bildvordergrund. Durch eine Arkadenarchitektur mit feinen Ornamenten öffnet sich der Ausblick in eine weite hügelige Sommerlandschaft. Wunderbar kräftige Lokalfarben sorgen für große Deutlichkeit und Klarheit. Nachdem sich Carolsfeld in den 1820er Jahren nahezu ausschließlich mit religiösen Themen befasste, beschäftigt er sich ab den 1830er Jahren zunehmend mit Landschaftsdarstellungen, die stark von der heroischen Naturauffassung Joseph Anton Kochs beeinflusst sind. Durch die Darstellung der biblischen Szene vor einer phantastischen, orientalisch anmutenen Landschaftskulisse vereint Carolsfeld bei dem hier angebotenen Gemälde gekonnt beide Genres. [CB].
Rechts unten monogrammiert und datiert. 80 x 91 cm (31,4 x 35,8 in)Darstellung: 77 x 88,5 cm (30,3 x 34,8 in).
Verso auf dem Keilrahmen Ausstellungs- und Sammlungsetiketten, auf der Leinwand Wiener Zollstempel.
PROVENIENZ: Galerie Alexander Gebhardt, München.
Sammlung Dr. Georg Schäfer, Schweinfurt (Nr. 73-3733).
AUSSTELLUNG: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Klassizismus und Romantik in Deutschland, 30.6.-2.10.1966, Nr. 174 (Farbtafel 174).
Schloß Laxenburg, Romantik und Realismus in Österreich, 1968, Nr. 164 (Abb. 164).
LITERATUR: R. Bachleitner, Die Nazarener, München 1976, S. 105 (mit Abb.).
A. Strasoldo-Graffemberg, Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld (1788-1853), Phil.-Diss. Freiburg i. Br. 1986, WVZ-Nr. 38, S. 217.
Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld erhält den ersten Zeichenunterricht von seinem Vater, dem Maler Johann Veit Schnorr von Carolsfeld, der 1816 Direktor an der Leipziger Akademie der Künste wird. 1804 zieht Carolsfeld nach Wien und studiert an der Kunstakademie bei Heinrich Friedrich Füger. Dort basiert die klassizistisch geprägte Lehre in erster Linie auf einer rein technischen Ausbildung mit umfangreichen Zeichenstudien vor Antikenabgüssen und Malerei nach antiken Themen und Vorbildern. Carolsfeld schließt sich einem Kreis von Studenten um Franz Pforr, Ludwig Vogel und Friedrich Overbeck an, die alternative künstlerische Ausdrucksformen suchen: „Das sklavische Studium auf den Akademien führt zu nichts. […] Man lernt einen vortrefflichen Faltenwurf malen, eine richtige Figur zeichnen, lernt Perspektive, Architektur, kurz alles; und doch kommt kein richtiger Maler heraus. – Eins fehlt in allen neuen Gemälden […] – Herz, Seele, Empfindung!“ (Overbeck 1808 in einem Brief an seinen Vater. Vgl. Mary Bothan Howitt, Friedrich Overbeck. Sein Leben und Schaffen, Bern 1971, Bd. I, S. 71). 1809 gründen Overbeck und seine Freunde den "Lukasbund", aus dem eine neue Kunstrichtung entstehen wird: basierend auf den Kunsttheorien der deutschen Romantiker wie Schlegel, Novalis und Tieck, finden die "Nazarener" vor allem in romantischen und religiösen Themen geeignete Motive für den so vermissten emotionalen Ausdruck in der klassizistischen Kunst. Carolsfeld steht ihren Bestrebungen und Idealen nahe, tritt aber nicht dem Künstlerbund bei und bricht auch nicht endgültig mit der Akademie. Als Overbeck und die anderen 1810 nach Rom gehen, bleibt er in Wien. Sein sechs Jahre jüngerer Bruder Julius dagegen wird 1817 in den "Lukasbund" aufgenommen und schließt sich im Jahr darauf den "Nazarenern" in Rom an. Ludwig Ferdinands Gemälde zeigen in den 1820er Jahren ebenfalls meist religiöse Motive, 1821 konvertiert er sogar wie zuvor bereits Overbeck zum römisch-katholischen Glauben. Gefördert wird Carolsfeld in den folgenden Jahren von Herzog Albert Sachsen-Teschen, der dem Künstler eine Anstellung bei seinem Neffen, dem Erzherzog Johann von Österreich vermittelt. Er gestaltet dessen Landgut Brandhof in der Steiermark und kann zahlreiche Aufträge, vor allem Porträts, für die kaiserliche Familie ausführen. Reisen führen ihn nach Deutschland, Paris und in die Schweiz. Seine Bewerbung für den Direktorenposten der Wiener Akademie im Jahr 1818 wird durch Fürst Metternich aufgrund Carolsfelds Nähe zu den Künstlern des "Lukasbundes" abgelehnt. Erst 1835, als sich die romantische Kunst im deutschen Sprachraum längst etabliert hatte, und mit Fürsprache des Erzherzogs Johann wird Carolsfeld Mitglied der Akademie, 1841 Kustos der Gemäldegalerie im Belvedere. 1853 stirbt Carolsfeld in Wien.
Das Gemälde „Heimkehr des verlorenen Sohnes“ entsteht im Jahre 1838. Ganz im Sinne der "Nazarener" zeigt es, mit hohem emotionalen Charakter, die bekannte Szene eines biblischen Gleichnisses. Der Vater breitet seine Arme vorbehaltlos zum Empfang seines reumütigen Sohnes aus, der zuvor seinen Anteil des Erbes verprasst hat. In betont konturierten Formen über einer detaillierten Vorzeichnung stellt Carolsfeld die beiden Hauptfiguren der Szene in den hell beleuchteten Bildvordergrund. Durch eine Arkadenarchitektur mit feinen Ornamenten öffnet sich der Ausblick in eine weite hügelige Sommerlandschaft. Wunderbar kräftige Lokalfarben sorgen für große Deutlichkeit und Klarheit. Nachdem sich Carolsfeld in den 1820er Jahren nahezu ausschließlich mit religiösen Themen befasste, beschäftigt er sich ab den 1830er Jahren zunehmend mit Landschaftsdarstellungen, die stark von der heroischen Naturauffassung Joseph Anton Kochs beeinflusst sind. Durch die Darstellung der biblischen Szene vor einer phantastischen, orientalisch anmutenen Landschaftskulisse vereint Carolsfeld bei dem hier angebotenen Gemälde gekonnt beide Genres. [CB].
131
Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld
Die Heimkehr des verlorenen Sohnes, 1838.
Öl auf Leinwand
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