37
Karl Schmidt-Rottluff
Mädchen am Tisch, 1921.
Aquarell
Schätzung:
€ 60.000 Ergebnis:
€ 73.200 (inkl. Käuferaufgeld)
Aquarell über Rohrfederzeichnung in Braun
Links unten signiert und datiert. Verso betitelt. Auf Bütten. 48,6 x 40 cm (19,1 x 15,7 in), blattgroß
Mit einer Fotoexpertise von Prof. Hermann Gerlinger, Würzburg, vom 1. Februar 2011.
PROVENIENZ: Privatsammlung, in den 1950er Jahren erworben.
Der Maler, Grafiker und Plastiker Karl Schmidt wird 1884 in Rottluff bei Chemnitz als Sohn eines Müllers geboren. 1905 beginnt Schmidt-Rottluff ein Architekturstudium an der Technischen Universität in Dresden. Im selben Jahr gründet er mit Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Fritz Bleyl die Künstlergemeinschaft "Die Brücke". 1906 erscheint die erste gemeinsame Grafikmappe. In seinen expressionistischen Bildern verleiht der Maler der leidenschaftlich aufgetragenen und bildbestimmenden Farbe eine intensive Leuchtkraft und geht in der Verwendung der unvermischten Primärfarben im Vergleich zu seinen Künstlerkollegen am weitesten. Bis 1912 hält sich Schmidt-Rottluff immer wieder für längere Zeit in Dangast und Dangastermoor bei Varel in Oldenburg auf, wo er zahlreiche Motive für seine Landschaftsgemälde findet. Mit seiner Übersiedlung nach Berlin im Jahr 1911 wendet er sich verstärkt formalen Problemen zu und entwickelt eine zunehmend reduzierte, geometrische Formensprache. Der Ausbruch des Krieges 1914 unterbricht diese Entwicklung. 1913 löst sich die Künstlergemeinschaft "Die Brücke" auf. Während seines Militärdienstes entsteht ein Zyklus von religiösen Holzschnitten, in dem Schmidt-Rottluff die Schrecken des Krieges verarbeitet und der als sein grafisches Hauptwerk gilt. 1918 kehrt er nach Berlin zurück.
Der starke, fast strenge zeichnerische Duktus in den Aquarellen von Karl Schmidt-Rottluff ist von den Anfängen bis in die späten Schaffensjahre werkbestimmend. In seinen Kompositionen ist alles Dynamik. Eine Zeichnung, die der Komposition die Richtung vorgibt, ist das Gerüst, dem sich Bildelemente unterordnen. Die kräftigen Pinsellagen des Aquarells sprechen ihre eigene Sprache, die jedoch nicht im Widerspruch zur Gesamtkonzeption steht. Schmidt-Rottluff gibt als einer der wenigen Künstler des Expressionismus seine Gestaltungsprinzipien auch in den Folgejahren nie auf. Sein Gesamtwerk ist von gültiger Geschlossenheit wie bei kaum einem Künstler seiner Zeit.
Seinen Arbeitsrhythmus mit Malreisen im Sommer und der Atelierarbeit im Winter behält Schmidt-Rottluff auch in den zwanziger Jahren bei. Aufenthalte in Pommern, am Lebasee, im Tessin und im Taunus, ferner in Rom als Studiengast der deutschen Akademie in der Villa Massimo (1930) inspirieren Schmidt-Rottluff zu seinen reifen Stillleben und Landschaften. 1937 wird seine Kunst auf der Münchner Ausstellung "Entartete Kunst" diffamiert, 1941 folgen das Malverbot und der Ausschluss aus dem Berufsverband. Nach dem Zweiten Weltkrieg nimmt Schmidt-Rottluff einen Lehrstuhl an der (West-)Berliner Hochschule für bildende Künste an. Sein Spätwerk schließt motivisch an die expressionistische Phase an, ist farblich jedoch differenzierter und weniger intensiv. Der als Erneuerer der Kunst, als Revolutionär Angetretene erhält 1956 den Orden "Pour le Mérite" und sieht sich als Klassiker geehrt. 1967 wird das auf seine Initiative hin gegründete "Brücke"-Museum in Berlin eröffnet. Zahlreiche Ausstellungen in der Bundesrepublik ehren Karl Schmidt-Rottluff, der von der Kunstgeschichte zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Expressionismus gezählt wird. [KD].
Links unten signiert und datiert. Verso betitelt. Auf Bütten. 48,6 x 40 cm (19,1 x 15,7 in), blattgroß
Mit einer Fotoexpertise von Prof. Hermann Gerlinger, Würzburg, vom 1. Februar 2011.
PROVENIENZ: Privatsammlung, in den 1950er Jahren erworben.
Der Maler, Grafiker und Plastiker Karl Schmidt wird 1884 in Rottluff bei Chemnitz als Sohn eines Müllers geboren. 1905 beginnt Schmidt-Rottluff ein Architekturstudium an der Technischen Universität in Dresden. Im selben Jahr gründet er mit Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Fritz Bleyl die Künstlergemeinschaft "Die Brücke". 1906 erscheint die erste gemeinsame Grafikmappe. In seinen expressionistischen Bildern verleiht der Maler der leidenschaftlich aufgetragenen und bildbestimmenden Farbe eine intensive Leuchtkraft und geht in der Verwendung der unvermischten Primärfarben im Vergleich zu seinen Künstlerkollegen am weitesten. Bis 1912 hält sich Schmidt-Rottluff immer wieder für längere Zeit in Dangast und Dangastermoor bei Varel in Oldenburg auf, wo er zahlreiche Motive für seine Landschaftsgemälde findet. Mit seiner Übersiedlung nach Berlin im Jahr 1911 wendet er sich verstärkt formalen Problemen zu und entwickelt eine zunehmend reduzierte, geometrische Formensprache. Der Ausbruch des Krieges 1914 unterbricht diese Entwicklung. 1913 löst sich die Künstlergemeinschaft "Die Brücke" auf. Während seines Militärdienstes entsteht ein Zyklus von religiösen Holzschnitten, in dem Schmidt-Rottluff die Schrecken des Krieges verarbeitet und der als sein grafisches Hauptwerk gilt. 1918 kehrt er nach Berlin zurück.
Der starke, fast strenge zeichnerische Duktus in den Aquarellen von Karl Schmidt-Rottluff ist von den Anfängen bis in die späten Schaffensjahre werkbestimmend. In seinen Kompositionen ist alles Dynamik. Eine Zeichnung, die der Komposition die Richtung vorgibt, ist das Gerüst, dem sich Bildelemente unterordnen. Die kräftigen Pinsellagen des Aquarells sprechen ihre eigene Sprache, die jedoch nicht im Widerspruch zur Gesamtkonzeption steht. Schmidt-Rottluff gibt als einer der wenigen Künstler des Expressionismus seine Gestaltungsprinzipien auch in den Folgejahren nie auf. Sein Gesamtwerk ist von gültiger Geschlossenheit wie bei kaum einem Künstler seiner Zeit.
Seinen Arbeitsrhythmus mit Malreisen im Sommer und der Atelierarbeit im Winter behält Schmidt-Rottluff auch in den zwanziger Jahren bei. Aufenthalte in Pommern, am Lebasee, im Tessin und im Taunus, ferner in Rom als Studiengast der deutschen Akademie in der Villa Massimo (1930) inspirieren Schmidt-Rottluff zu seinen reifen Stillleben und Landschaften. 1937 wird seine Kunst auf der Münchner Ausstellung "Entartete Kunst" diffamiert, 1941 folgen das Malverbot und der Ausschluss aus dem Berufsverband. Nach dem Zweiten Weltkrieg nimmt Schmidt-Rottluff einen Lehrstuhl an der (West-)Berliner Hochschule für bildende Künste an. Sein Spätwerk schließt motivisch an die expressionistische Phase an, ist farblich jedoch differenzierter und weniger intensiv. Der als Erneuerer der Kunst, als Revolutionär Angetretene erhält 1956 den Orden "Pour le Mérite" und sieht sich als Klassiker geehrt. 1967 wird das auf seine Initiative hin gegründete "Brücke"-Museum in Berlin eröffnet. Zahlreiche Ausstellungen in der Bundesrepublik ehren Karl Schmidt-Rottluff, der von der Kunstgeschichte zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Expressionismus gezählt wird. [KD].
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Karl Schmidt-Rottluff
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