16
Hermann Max Pechstein
Zerfallenes Haus, 1906.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 300.000 Ergebnis:
€ 323.300 (inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Leinwand, randdoubliert
Verso von fremder Hand bezeichnet "691 Pechstein". 37 x 45 cm (14,5 x 17,7 in)
Mit einem Gutachten von Prof. Dr. Leopold Reidemeister, Brücke-Museum Berlin, vom 17. Dezember 1985.
Mit einer Fotoexpertise von Max K. Pechstein, Hamburg, April 1986.
Das Gemälde wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Gemälde von Dr. Aya Soika unter der Werkverzeichnisnummer 1906/3 aufgenommen.
PROVENIENZ: Privatsammlung, Zwickau (bis Anfang 1980er Jahre).
Galerie Ambiente, München (1982 bis 1985).
Ketterer Kunst, München, 108. Auktion, 3.6.1986, Nr. 863 (Abb. auf dem Titelbild des Kataloges).
Leonard Hutton Galleries, New York (ab 1986) (auf dem Keilrahmen mehrfach mit dem Etikett).
Privatsammlung USA.
Privatsammlung (ab 1990).
Galerie Neher, Essen (Kommission, 1990er Jahre).
AUSSTELLUNG: Max Pechstein. Eine Ausstellung des Kreises Unna, Museum für Kunst und Kulturgeschichte Cappenberg, Unna 1989, Abb. S. 29.
Museo Brücke Berlín. Arte Expresionista Alemán. Con texto de Magdalena M. Moeller, Fundación Juan March Madrid, Madrid 1993, Abb. 3, S. 18.
Karl Schmidt-Rottluff. Ein Maler des 20. Jahrhunderts. Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen von 1905 bis 1972, Museum am Ostwall Dortmund/Kunsthalle Kiel/Museum der Bildenden Künste Leipzig 2001, Nr. 160 (Abb. seitenverkehrt).
Max Pechstein. Ein Expressionist aus Leidenschaft. Retrospektive, Kunsthalle Kiel/Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg/Kunst-Museum Ahlen, Beckum 2010, Nr. 27, mit Abb. S. 31 (nur Kiel).
LITERATUR: Felicitas Tobien, Die Künstlergruppe "Brücke", Kirchdorf-Inn 1987, Abb. S. 85.
Meisterwerke des Expressionismus. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphik aus dem Brücke-Museum Berlin, Bestandskatalog des Brücke-Museums Berlin, hg. von Magdalena M. Moeller, Stuttgart 1990, S. 18, Abb. 3.
Max Pechstein. Sein malerisches Werk, Ausst.Kat. Brücke-Museum Berlin/Kunsthalle Tübingen/Kunsthalle Kiel, hg. von Magdalena M. Moeller, München 1996, Nr. 5.
Brücke. La nascita dell'espressionismo, Ausst.Kat. Fondazione Antonio Mazzotta Mailand, hg. von Magdalena M. Moeller, Mailand 1999, Abb. 3, S. 20.
Schon früh wird das künstlerische Talent Max Pechsteins erkannt und gefördert. Sein Werdegang, erst als Lehrling bei einem Zwickauer Malermeister, dann in der Dresdner Kunstgewerbeschule und schließlich an der dortigen Akademie bei dem Dekorationsmaler Otto Gußmann, verhilft Pechstein zu einem soliden handwerklichen Können. Als er 1906 für die Dresdner Kunstgewerbeausstellung ein Deckenbild in so unkonventioneller Farbigkeit malt, dass es der Auftraggeber durch graue Spritzer dämpfen lässt, wird Erich Heckel auf Pechstein aufmerksam und holt ihn schließlich in die ein Jahr zuvor gegründete Künstlervereinigung "Die Brücke", welche sich zum Ziel eine dem Impressionismus entgegengesetzte, aus der Kraft der Farbe kommende Malerei gesetzt hatte und "alle revolutionären und gärenden Kräfte an sich [..] ziehen wollte" (Schmidt-Rottluff). Im Umfeld der "Brücke"-Mitglieder entwickelt sich der expressionistische Stil Pechsteins nun weiter, wobei es sein Ziel ist, mit wohldosiertem Einsatz malerischer Mittel den motivischen Kernpunkt herauszuarbeiten.
Das Gemälde "Zerfallenes Haus", das Pechstein 1906 oder 1907 kurz nach seinem Beitritt zur "Brücke" malt, ist Kronzeuge eines grundlegenden Wandels in der Kunstauffassung des Malers. Ähnlich wie im "Eliasfriedhof in Dresden" (1906, Brücke-Museum, Berlin) zeigt sich in diesem expressionistischen Frühwerk Pechsteins Abkehr von der offiziell anerkannten symbolistischen Malerei. In "Zerfallenes Haus" entscheidet sich der akademisch hervorragend ausgebildete Pechstein in aller Klarheit für die Kunst der Avantgarde. Dies verdeutlicht bereits das Bildthema, denn statt modischer, bedeutungsüberladener Figuren malt Pechstein hier nur mehr eine einfache Bauernkate - und dies in einem nichts weniger als revolutionären Stil: Inspiriert von Werken van Goghs wirft Pechstein das strenge Regelwerk akademischer Kunst - Perspektive, Maltechnik, Komposition - über Bord. Mit skizzenhaften, heftigen Pinselhieben verleiht er der pastos aufgetragenen, kraftvoll und ausdrucksstark nuancierten Farbe geradezu haptische Strukturen. Durch die schnelle Arbeitsweise gelangt Pechstein in "Zerfallenes Haus" zu äußerster Konzentration und dringt zu Wesen und Kern der bildnerischen Darstellung vor.
1908 lässt sich Pechstein in Berlin nieder und wird dort zum Mitbegründer der Neuen Sezession. Er schafft Figurenbilder, Stillleben und Landschaften in einem gemäßigt expressionistischen Stil, der zu dem frühen und langanhaltenden Erfolg des Künstlers führt. 1937 wird Hermann Max Pechstein als "entarteter Künstler" diffamiert. Ab 1945 dann lehrt er an der Berliner Akademie der Künste. Neben der Malerei entsteht im Bereich der Grafik ein Werk mit mehr als 850 Holzschnitten, Lithografien und Radierungen. [ATh].
Verso von fremder Hand bezeichnet "691 Pechstein". 37 x 45 cm (14,5 x 17,7 in)
Mit einem Gutachten von Prof. Dr. Leopold Reidemeister, Brücke-Museum Berlin, vom 17. Dezember 1985.
Mit einer Fotoexpertise von Max K. Pechstein, Hamburg, April 1986.
Das Gemälde wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Gemälde von Dr. Aya Soika unter der Werkverzeichnisnummer 1906/3 aufgenommen.
PROVENIENZ: Privatsammlung, Zwickau (bis Anfang 1980er Jahre).
Galerie Ambiente, München (1982 bis 1985).
Ketterer Kunst, München, 108. Auktion, 3.6.1986, Nr. 863 (Abb. auf dem Titelbild des Kataloges).
Leonard Hutton Galleries, New York (ab 1986) (auf dem Keilrahmen mehrfach mit dem Etikett).
Privatsammlung USA.
Privatsammlung (ab 1990).
Galerie Neher, Essen (Kommission, 1990er Jahre).
AUSSTELLUNG: Max Pechstein. Eine Ausstellung des Kreises Unna, Museum für Kunst und Kulturgeschichte Cappenberg, Unna 1989, Abb. S. 29.
Museo Brücke Berlín. Arte Expresionista Alemán. Con texto de Magdalena M. Moeller, Fundación Juan March Madrid, Madrid 1993, Abb. 3, S. 18.
Karl Schmidt-Rottluff. Ein Maler des 20. Jahrhunderts. Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen von 1905 bis 1972, Museum am Ostwall Dortmund/Kunsthalle Kiel/Museum der Bildenden Künste Leipzig 2001, Nr. 160 (Abb. seitenverkehrt).
Max Pechstein. Ein Expressionist aus Leidenschaft. Retrospektive, Kunsthalle Kiel/Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg/Kunst-Museum Ahlen, Beckum 2010, Nr. 27, mit Abb. S. 31 (nur Kiel).
LITERATUR: Felicitas Tobien, Die Künstlergruppe "Brücke", Kirchdorf-Inn 1987, Abb. S. 85.
Meisterwerke des Expressionismus. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphik aus dem Brücke-Museum Berlin, Bestandskatalog des Brücke-Museums Berlin, hg. von Magdalena M. Moeller, Stuttgart 1990, S. 18, Abb. 3.
Max Pechstein. Sein malerisches Werk, Ausst.Kat. Brücke-Museum Berlin/Kunsthalle Tübingen/Kunsthalle Kiel, hg. von Magdalena M. Moeller, München 1996, Nr. 5.
Brücke. La nascita dell'espressionismo, Ausst.Kat. Fondazione Antonio Mazzotta Mailand, hg. von Magdalena M. Moeller, Mailand 1999, Abb. 3, S. 20.
Schon früh wird das künstlerische Talent Max Pechsteins erkannt und gefördert. Sein Werdegang, erst als Lehrling bei einem Zwickauer Malermeister, dann in der Dresdner Kunstgewerbeschule und schließlich an der dortigen Akademie bei dem Dekorationsmaler Otto Gußmann, verhilft Pechstein zu einem soliden handwerklichen Können. Als er 1906 für die Dresdner Kunstgewerbeausstellung ein Deckenbild in so unkonventioneller Farbigkeit malt, dass es der Auftraggeber durch graue Spritzer dämpfen lässt, wird Erich Heckel auf Pechstein aufmerksam und holt ihn schließlich in die ein Jahr zuvor gegründete Künstlervereinigung "Die Brücke", welche sich zum Ziel eine dem Impressionismus entgegengesetzte, aus der Kraft der Farbe kommende Malerei gesetzt hatte und "alle revolutionären und gärenden Kräfte an sich [..] ziehen wollte" (Schmidt-Rottluff). Im Umfeld der "Brücke"-Mitglieder entwickelt sich der expressionistische Stil Pechsteins nun weiter, wobei es sein Ziel ist, mit wohldosiertem Einsatz malerischer Mittel den motivischen Kernpunkt herauszuarbeiten.
Das Gemälde "Zerfallenes Haus", das Pechstein 1906 oder 1907 kurz nach seinem Beitritt zur "Brücke" malt, ist Kronzeuge eines grundlegenden Wandels in der Kunstauffassung des Malers. Ähnlich wie im "Eliasfriedhof in Dresden" (1906, Brücke-Museum, Berlin) zeigt sich in diesem expressionistischen Frühwerk Pechsteins Abkehr von der offiziell anerkannten symbolistischen Malerei. In "Zerfallenes Haus" entscheidet sich der akademisch hervorragend ausgebildete Pechstein in aller Klarheit für die Kunst der Avantgarde. Dies verdeutlicht bereits das Bildthema, denn statt modischer, bedeutungsüberladener Figuren malt Pechstein hier nur mehr eine einfache Bauernkate - und dies in einem nichts weniger als revolutionären Stil: Inspiriert von Werken van Goghs wirft Pechstein das strenge Regelwerk akademischer Kunst - Perspektive, Maltechnik, Komposition - über Bord. Mit skizzenhaften, heftigen Pinselhieben verleiht er der pastos aufgetragenen, kraftvoll und ausdrucksstark nuancierten Farbe geradezu haptische Strukturen. Durch die schnelle Arbeitsweise gelangt Pechstein in "Zerfallenes Haus" zu äußerster Konzentration und dringt zu Wesen und Kern der bildnerischen Darstellung vor.
1908 lässt sich Pechstein in Berlin nieder und wird dort zum Mitbegründer der Neuen Sezession. Er schafft Figurenbilder, Stillleben und Landschaften in einem gemäßigt expressionistischen Stil, der zu dem frühen und langanhaltenden Erfolg des Künstlers führt. 1937 wird Hermann Max Pechstein als "entarteter Künstler" diffamiert. Ab 1945 dann lehrt er an der Berliner Akademie der Künste. Neben der Malerei entsteht im Bereich der Grafik ein Werk mit mehr als 850 Holzschnitten, Lithografien und Radierungen. [ATh].
16
Hermann Max Pechstein
Zerfallenes Haus, 1906.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 300.000 Ergebnis:
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