Auktion: 380 / Moderne Kunst am 04.06.2011 in München Lot 23

 
Emil Nolde - Marschlandschaft mit Bauernhof und Heudiemen


23
Emil Nolde
Marschlandschaft mit Bauernhof und Heudiemen, 1930.
Aquarell
Schätzung:
€ 180.000
Ergebnis:
€ 286.700

(inkl. Käuferaufgeld)
Aquarell
Rechts unten signiert. Auf feinem Papier. 34,8 x 45,7 cm (13,7 x 17,9 in), blattgroß
Verso mit dem Sammlungsstempel der Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde (nicht bei Lugt) und der handschriftlichen Nummerierung "F a 14".
Bei dem dargestellten Haus handelt es sich wohl um Noldes Bauernhaus, Hof Seebüll.

Mit einer Fotoexpertise von Dr. Manfred Reuther, Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, vom 27. November 2002.

PROVENIENZ: Galerie Margret Heuser, Düsseldorf.
Privatsammlung Rheinland.

Am 7. August 1867 wird Emil Hansen im deutsch-dänischen Grenzland geboren. Den Namen seines Heimatortes Nolde nimmt er später als Künstlernamen an. 1892 erhält Emil Nolde am Gewerbemuseum in St. Gallen eine Stellung als Lehrer für gewerbliches Zeichnen, die er bis 1898 innehat. Mit dem Entschluss, Maler zu werden, geht Nolde schließlich nach München, doch die Akademie unter Franz von Stuck lehnt ihn ab. Es folgt ein Studium an der privaten Malschule von Adolf Hölzel in Dachau und ab 1899 an der Académie Julian in Paris. 1900 mietet er ein Atelier in Kopenhagen und zieht 1903 auf die Insel Alsen. Durch die Auseinandersetzung mit den Neoimpressionisten Vincent van Gogh, Edvard Munch und James Ensor gelangt Nolde ab 1905 von seinem anfänglich romantischen Naturalismus zu einem eigenständigen Stil, in dem die Farbe eine wesentliche Rolle spielt; es entstehen farbintensive, leuchtende Blumenbilder. 1906 lernt Nolde während eines Aufenthaltes in Alsen die "Brücke"-Maler kennen, deren Gruppe er sich vorübergehend anschließt. In einer Reihe von Porträtstudien beginnt die Hinwendung zum Aquarell. Als Nolde 1909 in dieser Technik erstmalige Versuche auf nicht saugfähigem Papier unternimmt, dabei das Blattweiß in großen Teilen stehen lässt und auf eine Konturierung in der Gegenstandserfassung verzichtet, sind diese Neuerungen zukunftsweisend. 1910 wird Emil Nolde nach einer Kontroverse mit Max Liebermann aus der "Berliner Sezession" ausgeschlossen und gründet mit anderen zurückgewiesenen Künstlern die "Neue Sezession", an deren Ausstellungen er bis 1912 teilnimmt. Weniger vom Berliner Großstadtleben als vom Primitivismus fasziniert, malt Nolde Stillleben mit exotischen Figuren und Maskenbilder. Von einer Expedition nach Neu-Guinea 1913 bringt er reiches Studienmaterial mit, das er in zahlreichen Werken noch bis 1915 verarbeitet. Ab 1916 verbringt er den Sommer auf der Insel Föhr und lässt sich 1928 in Seebüll nieder.

Es bedarf des großen Einfühlungsvermögens und der besonderen inneren Beziehung, die Emil Nolde zu der Landschaft seiner Heimat Ostfriesland hat, um in ihr die Quelle eines reichen bildnerischen Schaffens zu sehen. Dieser an sich kargen Landschaft des Nordens, die einer sich stets wechselnden Beleuchtung ausgesetzt ist, gewinnt Nolde jene stimmungsgeladenen Werke ab, die einen Großteil seines gesamten bildnerischen Schaffens ausmachen. Der hohe Himmel über einer Ebene, in der jede Erhebung zum Ereignis wird, ist in seiner wolkenreichen Vielgestalt das Kernmotiv fast aller dieser Arbeiten. Die Dramatik des Himmels bestimmt die Dramatik der gesamten Bildaussage. An ihr lässt sich die hohe künstlerische Einfühlungsgabe Noldes ermessen, die er seiner Heimatlandschaft entgegenbringt. Wechselnde Tages- und Wetterstimmungen - wie hier vor einer sich fast drohend aufbauenden Wolkenkulisse eine seitlich einfallende Sonne die Heudiemen aufleuchten lässt - sind die Grundtonart aller dieser friesischen Landschaftskompositionen, die sich selbst in ihrer scheinbaren Wiederholung der Sujets nie im platten Naturalismus erschöpfen.

Von den Nationalsozialisten als Künstler verfemt, dazu seit 1941 mit Arbeitsverbot belegt, malt Nolde ab 1938 in Seebüll seine "Ungemalten Bilder", viele hundert kleine Aquarelle, die er nach 1945 als Ölbilder wieder aufgreift. In den letzten Lebensjahren entstehen vor allem Aquarelle mit Blumen- und Landschaftsmotiven aus der näheren Umgebung seines Hauses in Seebüll, wo Nolde am 13. April 1956 stirbt. [KD].




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Emil Nolde
Marschlandschaft mit Bauernhof und Heudiemen, 1930.
Aquarell
Schätzung:
€ 180.000
Ergebnis:
€ 286.700

(inkl. Käuferaufgeld)