90
Wols (d.i. Wolfgang Schulze)
Constructions hazardeuses, 1940.
Tuschfederzeichnung
Schätzung:
€ 30.000 Ergebnis:
€ 51.240 (inkl. Käuferaufgeld)
Tuschfederzeichnung und Aquarell
Rechts unten signiert. Verso von fremder Hand betitelt. Auf festem, graugrünem Bütten. 34 x 26,7 cm (13,3 x 10,5 in), Blattgröße
Mit einer Fotoexpertise von Herrn Dr. Ewald Rathke, Frankfurt am Main, vom 7. November 1986.
PROVENIENZ: Worthington Gallery, Chicago.
Privatsammlung.
AUSSTELLUNG: Wols. Gouaches et aquarelles surréalistes, Galerie Bonnier, Genf, 11.11.-5.12.1971, Kat.Nr. 29.
Wols. Gouaches et aquarelles surréalistes, Galerie Kornfeld, Zürich, 6.2.-3.3.1973, Kat.Nr. 23.
Wols - unter dem Namen Alfred Otto Wolfgang Schulze 1913 in Paris geboren - gilt als einer der wichtigsten Künstler der Moderne. 1919 siedelt Wols mit seiner Familie nach Dresden über. Hier beginnt 1927 sein lebhaftes Interesse für Malerei. Vor allem Paul Klee, Otto Dix und George Grosz beeindrucken ihn. 1930 beginnt der Künstler eine Fotografenlehre, 1932 nimmt er Unterricht an der Reiman-Schule, der Kunstgewerbeschule in Berlin. Moholy-Nagy rät Wols, der sich um die Aufnahme am Bauhaus bewerben will, nach Paris zu gehen. Dort schreibt, malt und arbeitet Wols als Porträtfotograf und Deutschlehrer. Seinen ersten großen Auftrag als Fotograf erhält Wols 1937 für die Pariser Weltausstellung. Bei Kriegsausbruch wird der Künstler bei Aix-en-Provence interniert. Nach seiner Flucht 1940 lebt Wols versteckt in Cassis bei Marseille.
Ab 1939/40 setzt bei Wols eine intensive künstlerische Produktion ein, die sich bis zu seinem Tod ungebrochen fortsetzt und die skurril-fantastische Zeichnungen und Aquarelle in delikater Farbigkeit entstehen lässt. Dr. Ewald Rathke schreibt zu unserem Werk in seiner Fotoexpertise: "Das Blatt zeigt die typischen Stilmerkmale der Arbeiten von Wols, die in den ersten Monaten des Jahres 1940 entstanden sind. In den Details klingt die Erinnerung an Formerfindungen von Tanguy nach. Auch die räumliche Entwicklung der Darstellung verweist auf die Anstöße, die Wols durch Tanguy erhielt. Andererseits zeigen sich in den gegenstandslosen Elementen der Zeichnung in Form und Handschrift die Charakteristika des Wols'schen Stil dieser Zeit." In diesen Arbeiten legt sich ein feines Liniengeflecht auf den aquarellierten Grund, Malerei und Zeichnung gehen eine Synthese ein. Durch motivische Leitelemente, die an Gliedmaßen, Insekten, pflanzliche Formen, labyrinthische Stadtgebilde und Schiffstakelagen erinnern, werden negative Gefühle wie Angst und Ekel ausgedrückt, sind jedoch stets überlagert von einer poetischen Entrücktheit und einem abgründigen Humor. Jean-Paul Sartre charakterisiert sie treffend: "Sie machen einem Angst und sind doch schön." (zit. nach: Klaus Weber, Einleitung, in: Wols 1913 - 1951. Aquarelle, Druckgraphik, Ausst.Kat. Staatliche Kunstsammlungen Kassel, 1985, S. 10).
1942 muss Wols vor den Deutschen nach Montélimar fliehen. Nach Paris zurückgekehrt findet 1945 in der Galerie Drouin eine erste Ausstellung seiner Aquarelle statt, die allerdings erfolglos bleibt. Im Gegensatz dazu wird eine weitere Ausstellung in derselben Galerie zwei Jahre später zur Sensation. Die Begegnung mit Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir führt zur Auseinandersetzung mit der Philosophie des Existenzialismus, was sich auch auf die künstlerische Arbeit von Wols auswirkt. Als einer der Vorbereiter des Informel und Hauptvertreter des Tachismus schafft Wols, zunächst vom psychischen Automatismus der Surrealisten beeinflusst, unter dem Dachbegriff "Zirkus Wols" ein vielfältiges Werk, in dem sich die verschiedenen Aspekte anhaltend gegenseitig befruchten. Neben der Malerei und Grafik beschäftigt sich Wols ausgiebig mit Fotografie. Ebenso bezieht er seine musikalischen und literarischen Talente in sein künstlerisches Schaffen mit ein. Als Autodidakt lässt Wols seine Kunst spontan und direkt entstehen, so dass in einer freien Bildstruktur dem Zufall eine entscheidende Rolle zukommt. In seinem späteren Schaffen interessiert Wols v.a. die Verbindung von heftigen Pinselstrichen mit einer zum Relief tendierenden Malstruktur. Wols verstirbt 1951; 1955-1964 ist er mit seinen Werken bei der Kasseler documenta I-III vertreten. [NB].
Rechts unten signiert. Verso von fremder Hand betitelt. Auf festem, graugrünem Bütten. 34 x 26,7 cm (13,3 x 10,5 in), Blattgröße
Mit einer Fotoexpertise von Herrn Dr. Ewald Rathke, Frankfurt am Main, vom 7. November 1986.
PROVENIENZ: Worthington Gallery, Chicago.
Privatsammlung.
AUSSTELLUNG: Wols. Gouaches et aquarelles surréalistes, Galerie Bonnier, Genf, 11.11.-5.12.1971, Kat.Nr. 29.
Wols. Gouaches et aquarelles surréalistes, Galerie Kornfeld, Zürich, 6.2.-3.3.1973, Kat.Nr. 23.
Wols - unter dem Namen Alfred Otto Wolfgang Schulze 1913 in Paris geboren - gilt als einer der wichtigsten Künstler der Moderne. 1919 siedelt Wols mit seiner Familie nach Dresden über. Hier beginnt 1927 sein lebhaftes Interesse für Malerei. Vor allem Paul Klee, Otto Dix und George Grosz beeindrucken ihn. 1930 beginnt der Künstler eine Fotografenlehre, 1932 nimmt er Unterricht an der Reiman-Schule, der Kunstgewerbeschule in Berlin. Moholy-Nagy rät Wols, der sich um die Aufnahme am Bauhaus bewerben will, nach Paris zu gehen. Dort schreibt, malt und arbeitet Wols als Porträtfotograf und Deutschlehrer. Seinen ersten großen Auftrag als Fotograf erhält Wols 1937 für die Pariser Weltausstellung. Bei Kriegsausbruch wird der Künstler bei Aix-en-Provence interniert. Nach seiner Flucht 1940 lebt Wols versteckt in Cassis bei Marseille.
Ab 1939/40 setzt bei Wols eine intensive künstlerische Produktion ein, die sich bis zu seinem Tod ungebrochen fortsetzt und die skurril-fantastische Zeichnungen und Aquarelle in delikater Farbigkeit entstehen lässt. Dr. Ewald Rathke schreibt zu unserem Werk in seiner Fotoexpertise: "Das Blatt zeigt die typischen Stilmerkmale der Arbeiten von Wols, die in den ersten Monaten des Jahres 1940 entstanden sind. In den Details klingt die Erinnerung an Formerfindungen von Tanguy nach. Auch die räumliche Entwicklung der Darstellung verweist auf die Anstöße, die Wols durch Tanguy erhielt. Andererseits zeigen sich in den gegenstandslosen Elementen der Zeichnung in Form und Handschrift die Charakteristika des Wols'schen Stil dieser Zeit." In diesen Arbeiten legt sich ein feines Liniengeflecht auf den aquarellierten Grund, Malerei und Zeichnung gehen eine Synthese ein. Durch motivische Leitelemente, die an Gliedmaßen, Insekten, pflanzliche Formen, labyrinthische Stadtgebilde und Schiffstakelagen erinnern, werden negative Gefühle wie Angst und Ekel ausgedrückt, sind jedoch stets überlagert von einer poetischen Entrücktheit und einem abgründigen Humor. Jean-Paul Sartre charakterisiert sie treffend: "Sie machen einem Angst und sind doch schön." (zit. nach: Klaus Weber, Einleitung, in: Wols 1913 - 1951. Aquarelle, Druckgraphik, Ausst.Kat. Staatliche Kunstsammlungen Kassel, 1985, S. 10).
1942 muss Wols vor den Deutschen nach Montélimar fliehen. Nach Paris zurückgekehrt findet 1945 in der Galerie Drouin eine erste Ausstellung seiner Aquarelle statt, die allerdings erfolglos bleibt. Im Gegensatz dazu wird eine weitere Ausstellung in derselben Galerie zwei Jahre später zur Sensation. Die Begegnung mit Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir führt zur Auseinandersetzung mit der Philosophie des Existenzialismus, was sich auch auf die künstlerische Arbeit von Wols auswirkt. Als einer der Vorbereiter des Informel und Hauptvertreter des Tachismus schafft Wols, zunächst vom psychischen Automatismus der Surrealisten beeinflusst, unter dem Dachbegriff "Zirkus Wols" ein vielfältiges Werk, in dem sich die verschiedenen Aspekte anhaltend gegenseitig befruchten. Neben der Malerei und Grafik beschäftigt sich Wols ausgiebig mit Fotografie. Ebenso bezieht er seine musikalischen und literarischen Talente in sein künstlerisches Schaffen mit ein. Als Autodidakt lässt Wols seine Kunst spontan und direkt entstehen, so dass in einer freien Bildstruktur dem Zufall eine entscheidende Rolle zukommt. In seinem späteren Schaffen interessiert Wols v.a. die Verbindung von heftigen Pinselstrichen mit einer zum Relief tendierenden Malstruktur. Wols verstirbt 1951; 1955-1964 ist er mit seinen Werken bei der Kasseler documenta I-III vertreten. [NB].
90
Wols (d.i. Wolfgang Schulze)
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