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Leo Putz
Spiegelbild, 1908.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 60.000 Ergebnis:
€ 97.600 (inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Leinwand
Putz 372. Links unten signiert und datiert "08". 124 x 95,3 cm (48,8 x 37,5 in)
Auf dem Keilrahmen ein Aufkleber mit maschinenschriftlichem Leihvermerk.
PROVENIENZ: Privatsammlung Norddeutschland.
LITERATUR: Titelblatt der Zeitschrift "Jugend", 1911, Nr. 26.
"Jugend Leo Putz Mappe I", Nr. 11 mit dem Titel "Spiegelbild".
Gegen den Willen des Vaters siedelt Leo Putz bereits mit 16 Jahren nach München über, um bei seinem Stiefbruder Prof. Robert Poetzelberger ersten Zeichenunterricht zu nehmen. Es folgt eine künstlerische Ausbildung zunächst an der Münchner Akademie und von 1891 bis 1892 an der Pariser Akademie Julian bei den Professoren Adolphe Bouguereau und Benjamin Constant. Nach der Rückkehr aus Paris besucht Putz die Atelierklasse des Genremalers Paul Höcker. Im Jahr 1892 wird die Münchner Sezession gegründet, an deren Ausstellungen Putz sich jährlich beteiligt. Einige Jahre später, 1899, entsteht aus der Atelierklasse Höckers die Künstlergruppe "Scholle", zu deren Gründungsmitgliedern Leo Putz gehört. Dem vorherrschenden Akademiestil und Historismus der damaligen Zeit wird eine neue, temperamentvolle Malweise entgegengesetzt, die den Einfluss Wilhelm Trübners erkennen lässt. Der Mensch, vornehmlich die Frau, wird zum zentralen Thema des künstlerischen Schaffens.
Um die Jahreswende 1908/09 entstehen die zwei Fassungen der Dame in Blau, davon die unsere mit dem Titel "Spiegelbild". Im Werkverzeichnis der Gemälde wird auf die Monografie von Wilhelm Michel verwiesen, in der noch zwei weitere Versionen des Sujets beschrieben werden, die sich allerdings derzeit nicht mehr nachweisen lassen.
Das Spiegelbild im Bild ist in seiner optischen Vieldeutigkeit bereits in der Spätrenaissance nachzuweisen. Oft diente es am versteckten Ort der Eigendarstellung des Künstlers. Später wird die Bedeutung mehr auf die gesamte Darstellungsebene gehoben. Die porträtierte Person erscheint nun in zwei Ansichten, einer scheinbar realen und einer virtuellen. Putz kostet das Thema konsequent aus, indem er die aus dem Spiegel Blickende mit so viel zartem Liebreiz ausstattet, dass ihr reales Gegenüber darüber fast erstaunt. Gänzlich der Faszination der blauen Robe erlegen, huldigt Leo Putz in dieser Darstellung unter Ausschöpfung seiner brillanten technischen Mittel dem Schönen an sich. Die effektvolle Komposition vereint mit dem Schmelz der breit angelegten Malweise gibt dem Sujet jene ungewöhnliche Ausstrahlung, die gerade für Gemälde von Leo Putz aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg charakteristisch ist.
1923 zieht Leo Putz mit seiner Familie nach Gauting in Bayern und wird bereits zwei Jahre später Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. 1929 tritt er seine erste Fernreise nach São Paulo an. Er verbringt die kommenden Jahre mit seiner Familie in Südamerika, unternimmt ausgedehnte Reisen nach Buenos Aires und nach Bahia in den Urwald. Putz' Arbeit wird mit einer außerordentlichen Professur an der Escola Nacionala de Bellas Artes in Rio geehrt. Die Jahre in Südamerika geben seiner Malerei neue Impulse, die Motive zeigen nun südländische Landschaften und Menschen, die Farbpalette erweitert sich um kräftige und farbenfrohe Töne. 1933 kehrt Putz mit seiner Familie wieder nach Gauting zurück. Sein Werk wird zwar mit einer großen Ausstellung vom Künstlerverein München geehrt, trotzdem sieht Putz sich 1936 gezwungen, vor den Nationalsozialisten in seine Geburtsstadt Meran zu fliehen. Er erhält 1937 Berufsverbot und bereits 1938 bewirkt die NSDAP die Auflösung der Sezession und sämtlicher Münchner Künstlergruppen. Am 21. Juli 1940 stirbt Leo Putz im Meraner Exil, die Beerdigung findet auf dem Gautinger Friedhof statt. [KD].
Putz 372. Links unten signiert und datiert "08". 124 x 95,3 cm (48,8 x 37,5 in)
Auf dem Keilrahmen ein Aufkleber mit maschinenschriftlichem Leihvermerk.
PROVENIENZ: Privatsammlung Norddeutschland.
LITERATUR: Titelblatt der Zeitschrift "Jugend", 1911, Nr. 26.
"Jugend Leo Putz Mappe I", Nr. 11 mit dem Titel "Spiegelbild".
Gegen den Willen des Vaters siedelt Leo Putz bereits mit 16 Jahren nach München über, um bei seinem Stiefbruder Prof. Robert Poetzelberger ersten Zeichenunterricht zu nehmen. Es folgt eine künstlerische Ausbildung zunächst an der Münchner Akademie und von 1891 bis 1892 an der Pariser Akademie Julian bei den Professoren Adolphe Bouguereau und Benjamin Constant. Nach der Rückkehr aus Paris besucht Putz die Atelierklasse des Genremalers Paul Höcker. Im Jahr 1892 wird die Münchner Sezession gegründet, an deren Ausstellungen Putz sich jährlich beteiligt. Einige Jahre später, 1899, entsteht aus der Atelierklasse Höckers die Künstlergruppe "Scholle", zu deren Gründungsmitgliedern Leo Putz gehört. Dem vorherrschenden Akademiestil und Historismus der damaligen Zeit wird eine neue, temperamentvolle Malweise entgegengesetzt, die den Einfluss Wilhelm Trübners erkennen lässt. Der Mensch, vornehmlich die Frau, wird zum zentralen Thema des künstlerischen Schaffens.
Um die Jahreswende 1908/09 entstehen die zwei Fassungen der Dame in Blau, davon die unsere mit dem Titel "Spiegelbild". Im Werkverzeichnis der Gemälde wird auf die Monografie von Wilhelm Michel verwiesen, in der noch zwei weitere Versionen des Sujets beschrieben werden, die sich allerdings derzeit nicht mehr nachweisen lassen.
Das Spiegelbild im Bild ist in seiner optischen Vieldeutigkeit bereits in der Spätrenaissance nachzuweisen. Oft diente es am versteckten Ort der Eigendarstellung des Künstlers. Später wird die Bedeutung mehr auf die gesamte Darstellungsebene gehoben. Die porträtierte Person erscheint nun in zwei Ansichten, einer scheinbar realen und einer virtuellen. Putz kostet das Thema konsequent aus, indem er die aus dem Spiegel Blickende mit so viel zartem Liebreiz ausstattet, dass ihr reales Gegenüber darüber fast erstaunt. Gänzlich der Faszination der blauen Robe erlegen, huldigt Leo Putz in dieser Darstellung unter Ausschöpfung seiner brillanten technischen Mittel dem Schönen an sich. Die effektvolle Komposition vereint mit dem Schmelz der breit angelegten Malweise gibt dem Sujet jene ungewöhnliche Ausstrahlung, die gerade für Gemälde von Leo Putz aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg charakteristisch ist.
1923 zieht Leo Putz mit seiner Familie nach Gauting in Bayern und wird bereits zwei Jahre später Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. 1929 tritt er seine erste Fernreise nach São Paulo an. Er verbringt die kommenden Jahre mit seiner Familie in Südamerika, unternimmt ausgedehnte Reisen nach Buenos Aires und nach Bahia in den Urwald. Putz' Arbeit wird mit einer außerordentlichen Professur an der Escola Nacionala de Bellas Artes in Rio geehrt. Die Jahre in Südamerika geben seiner Malerei neue Impulse, die Motive zeigen nun südländische Landschaften und Menschen, die Farbpalette erweitert sich um kräftige und farbenfrohe Töne. 1933 kehrt Putz mit seiner Familie wieder nach Gauting zurück. Sein Werk wird zwar mit einer großen Ausstellung vom Künstlerverein München geehrt, trotzdem sieht Putz sich 1936 gezwungen, vor den Nationalsozialisten in seine Geburtsstadt Meran zu fliehen. Er erhält 1937 Berufsverbot und bereits 1938 bewirkt die NSDAP die Auflösung der Sezession und sämtlicher Münchner Künstlergruppen. Am 21. Juli 1940 stirbt Leo Putz im Meraner Exil, die Beerdigung findet auf dem Gautinger Friedhof statt. [KD].
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Leo Putz
Spiegelbild, 1908.
Öl auf Leinwand
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