54
Georg Tappert
Stillleben mit Blumenvase und Äpfeln, 1918.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000 Ergebnis:
€ 22.500 (inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Leinwand
Wietek 188. Links oben signiert und datiert. 67 x 85,5 cm (26,3 x 33,6 in)
PROVENIENZ: Karl & Faber, München, Auktion 147, Mai 1978, Lot 2089.
Privatsammlung Süddeutschland.
Georg Tapperts Weg in die bildende Kunst beginnt nach einer Schneiderlehre und zwei Berufsjahren, als ihm Max Liebermann, der Präsident der "Berliner Secession", bescheinigt, "daß in demselben Anlagen sind, die des Ausbildens werth wären". Mit diesem Empfehlungsschreiben geht der junge Tappert 1900 an die Karlsruher Akademie, 1903/04 arbeitet er als Assistent von Paul Schultze-Naumburg an dessen Kunstschule Burg Saaleck. In Weimar wird 1904 der "Deutsche Künstlerbund" gegründet, deren Mitglied auch Tappert wird. Seine frühen Einflüsse kommen von Gauguin, Cézanne und Munch. Bevor der Künstler 1906 nach Worpswede übersiedelt, hält er sich im Jahr 1905 als freier Maler und Grafiker in Berlin auf und zeigt seine Werke in einer ersten Einzelausstellung bei Paul Cassirer. In Worpswede, wo Tappert Paula Modersohn-Becker kennen lernt, gründet er 1907 eine private Kunstschule, deren bedeutendster Schüler Wilhelm Morgner wird. Als Tappert 1909 nach Berlin zurückkehrt, beteiligt er sich an den Sezessions-Ausstellungen. Seine Tätigkeit als Kunstlehrer setzt er zusammen mit Moritz Melzer in der neu gegründeten "Schule für freie und angewandte Kunst" fort. Die Ablehnung der Werke von 27 Künstlern für die 20. Ausstellung der Sezession - unter ihnen Georg Tappert - führt zur Gründung der "Neuen Sezession 1910" und ihrer ersten Ausstellung im Mai des selben Jahres. Nach dem Präsidenten, Max Pechstein, ist Tappert bis zur Auflösung 1914 der 1. Vorsitzende der Vereinigung. Zusammen mit Käthe Kollwitz u.a. ruft er 1911 die Berliner Ausstellung der "Juryfreien" ins Leben, und nimmt auch selber daran teil. Bis zur Einberufung in den Kriegsdienst 1915 ist er als Lehrer an der Königlichen Kunstschule und der Berlin-Wilmersdorfer Kunstgewerbeschule tätig. Bedeutend für Tapperts Kunstschaffen nach dem Militärdienst im Jahr 1918 wird die Gründung der "Novembergruppe". Neue Formen einer volksnahen Kunst sind Ziele der Gruppe, die auch er verfolgt.
Im Rückgriff auf spätimpressionistische Tendenzen und unter dem Einfluss der Stillleben von Paul Cézanne ist diese Arbeit zu sehen. Tappert hat sich, im Gegensatz zu seinen sonstigen Arbeiten dieser Zeit, hier einer Malerei hingegeben, die mehr dem Form- und Farbgefühl nachspürt, als sich in der Suche und Verarbeitung neuer Impulse zu verlieren. Doch auch in der Umsetzung scheinbar hergebrachter Bildmotive - erinnert sei hier an die vielen Stillleben mit Äpfeln seiner Zeitgenossen, die sich alle mehr oder minder an Cézanne orientieren - lässt sich der malerische Impuls und die kompositorische Kraft Tapperts in der Bewältigung der verschiedenen Bildebenen unmittelbar nachvollziehen. Zusammen mit einer markanten Koloristik bestimmen sie den Grundton dieses Werkes in seiner optischen Herausforderung.
1919 nimmt der Künstler seine Lehrtätigkeit an der Staatlichen Kunstschule wieder auf, wo er im Alter von 41 Jahren zum Professor ernannt wird. Daneben unterrichtet er bis 1924 an der Reimann-Schule. In dieser Zeit führt er auch seine erste Ehe mit der ehemaligen Schülerin Kathleen Bagot, die er 1919 heiratet, die 1925 aber noch jung verstirbt. Mit der Machtergreifung Hitlers beginnt für Georg Tappert eine Zeit der politischen Verfemung. 1937 wird er aus seiner Lehrtätigkeit entlassen, weiteres künstlerisches Schaffen ist ihm untersagt, so dass sein Weg in die innere Emigration führt. 1945 widmet sich der 65-Jährige mit großem Einsatz dem Wiederaufbau der Hochschule für Kunsterziehung. Die eigene künstlerische Arbeit nimmt er nicht wieder auf, unterrichtet jedoch noch bis 1953. In diesem Jahr zieht Tappert sich von der Lehrtätigkeit zurück und heiratet im hohen Alter noch seine Nichte Annalise Friedrich, die ihm während der schwierigen Kriegszeit beigestanden hat. Am 17. November 1957 stirbt Georg Tappert in Berlin. [KD].
Wietek 188. Links oben signiert und datiert. 67 x 85,5 cm (26,3 x 33,6 in)
PROVENIENZ: Karl & Faber, München, Auktion 147, Mai 1978, Lot 2089.
Privatsammlung Süddeutschland.
Georg Tapperts Weg in die bildende Kunst beginnt nach einer Schneiderlehre und zwei Berufsjahren, als ihm Max Liebermann, der Präsident der "Berliner Secession", bescheinigt, "daß in demselben Anlagen sind, die des Ausbildens werth wären". Mit diesem Empfehlungsschreiben geht der junge Tappert 1900 an die Karlsruher Akademie, 1903/04 arbeitet er als Assistent von Paul Schultze-Naumburg an dessen Kunstschule Burg Saaleck. In Weimar wird 1904 der "Deutsche Künstlerbund" gegründet, deren Mitglied auch Tappert wird. Seine frühen Einflüsse kommen von Gauguin, Cézanne und Munch. Bevor der Künstler 1906 nach Worpswede übersiedelt, hält er sich im Jahr 1905 als freier Maler und Grafiker in Berlin auf und zeigt seine Werke in einer ersten Einzelausstellung bei Paul Cassirer. In Worpswede, wo Tappert Paula Modersohn-Becker kennen lernt, gründet er 1907 eine private Kunstschule, deren bedeutendster Schüler Wilhelm Morgner wird. Als Tappert 1909 nach Berlin zurückkehrt, beteiligt er sich an den Sezessions-Ausstellungen. Seine Tätigkeit als Kunstlehrer setzt er zusammen mit Moritz Melzer in der neu gegründeten "Schule für freie und angewandte Kunst" fort. Die Ablehnung der Werke von 27 Künstlern für die 20. Ausstellung der Sezession - unter ihnen Georg Tappert - führt zur Gründung der "Neuen Sezession 1910" und ihrer ersten Ausstellung im Mai des selben Jahres. Nach dem Präsidenten, Max Pechstein, ist Tappert bis zur Auflösung 1914 der 1. Vorsitzende der Vereinigung. Zusammen mit Käthe Kollwitz u.a. ruft er 1911 die Berliner Ausstellung der "Juryfreien" ins Leben, und nimmt auch selber daran teil. Bis zur Einberufung in den Kriegsdienst 1915 ist er als Lehrer an der Königlichen Kunstschule und der Berlin-Wilmersdorfer Kunstgewerbeschule tätig. Bedeutend für Tapperts Kunstschaffen nach dem Militärdienst im Jahr 1918 wird die Gründung der "Novembergruppe". Neue Formen einer volksnahen Kunst sind Ziele der Gruppe, die auch er verfolgt.
Im Rückgriff auf spätimpressionistische Tendenzen und unter dem Einfluss der Stillleben von Paul Cézanne ist diese Arbeit zu sehen. Tappert hat sich, im Gegensatz zu seinen sonstigen Arbeiten dieser Zeit, hier einer Malerei hingegeben, die mehr dem Form- und Farbgefühl nachspürt, als sich in der Suche und Verarbeitung neuer Impulse zu verlieren. Doch auch in der Umsetzung scheinbar hergebrachter Bildmotive - erinnert sei hier an die vielen Stillleben mit Äpfeln seiner Zeitgenossen, die sich alle mehr oder minder an Cézanne orientieren - lässt sich der malerische Impuls und die kompositorische Kraft Tapperts in der Bewältigung der verschiedenen Bildebenen unmittelbar nachvollziehen. Zusammen mit einer markanten Koloristik bestimmen sie den Grundton dieses Werkes in seiner optischen Herausforderung.
1919 nimmt der Künstler seine Lehrtätigkeit an der Staatlichen Kunstschule wieder auf, wo er im Alter von 41 Jahren zum Professor ernannt wird. Daneben unterrichtet er bis 1924 an der Reimann-Schule. In dieser Zeit führt er auch seine erste Ehe mit der ehemaligen Schülerin Kathleen Bagot, die er 1919 heiratet, die 1925 aber noch jung verstirbt. Mit der Machtergreifung Hitlers beginnt für Georg Tappert eine Zeit der politischen Verfemung. 1937 wird er aus seiner Lehrtätigkeit entlassen, weiteres künstlerisches Schaffen ist ihm untersagt, so dass sein Weg in die innere Emigration führt. 1945 widmet sich der 65-Jährige mit großem Einsatz dem Wiederaufbau der Hochschule für Kunsterziehung. Die eigene künstlerische Arbeit nimmt er nicht wieder auf, unterrichtet jedoch noch bis 1953. In diesem Jahr zieht Tappert sich von der Lehrtätigkeit zurück und heiratet im hohen Alter noch seine Nichte Annalise Friedrich, die ihm während der schwierigen Kriegszeit beigestanden hat. Am 17. November 1957 stirbt Georg Tappert in Berlin. [KD].
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Georg Tappert
Stillleben mit Blumenvase und Äpfeln, 1918.
Öl auf Leinwand
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