Auktion: 375 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 04.12.2010 in München Lot 192

 
Markus Lüpertz - Wäsche auf der Leine (Dithyrambisch)


192
Markus Lüpertz
Wäsche auf der Leine (Dithyrambisch), 1968.
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 47.580

(inkl. Käuferaufgeld)
Leimfarbe auf Leinwand
Rechts oben signiert "Markus". 50,3 x 69,7 cm (19,8 x 27,4 in)

Die Authentizität der vorliegenden Arbeit wurde von Herrn Prof. Markus Lüpertz, Berlin, mündlich bestätigt, dem wir für die freundliche Unterstützung danken.

Markus Lüpertz kommt im Alter von sieben Jahren mit seiner Familie nach Westdeutschland. Er studiert von 1956 bis 1963 an der Werkkunstschule Krefeld bei Laurens Goosens und an der Kunstakademie Düsseldorf. 1962 zieht Lüpertz nach West-Berlin, wo er zusammen mit Bernd Koberling und Karl Horst Hödicke die Selbsthilfegalerie "Großgörschen 35" gründet. Entgegen aller zeitgenössischer Tendenzen zur Abstraktion beginnt Lüpertz, Bilder mit einfachen gegenständlichen Inhalten zu malen. Seine betont expressiven Bilder bezeichnet er 1966 in einem Manifest als "dithyrambische Malerei", nach einem altgriechischen Kultlied auf den Gott der Fruchtbarkeit Dionysos.

Ein weißes Laken und zwei Holzpfähle erklärt Lüpertz zu den Protagonisten der uns vorliegenden Arbeit, einem Paradebeispiel für die späten 1960er Jahre, in welchen sich Lüpertz künstlerisch mit der Dingwelt des Alltags auseinandersetzt. Dächer, Mauern, Telegrafenmasten, Steppdecken und Wäscheleinen gehören zu den bekannten Motiven dieser Jahre. Gegenstände, welche aufgrund ihrer Unscheinbarkeit kaum jemals in den Vordergrund gerückt und damit zum zentralen malerischen Sujet erklärt worden sind. Doch Lüpertz sucht eben nicht nach einer realistischen Wiedergabe des Gegenstandes, vielmehr erscheinen ihm die beiden künstlerischen Pole von Abstraktion und Realismus zunehmend ausgereizt und unergiebig, weshalb er das scheinbare Paradox einer ungegenständlichen Gegenständlichkeit künstlerisch umzusetzen versucht. Durch die konsequente Reduktion auf meist monochrome Farbflächen und einfachste Volumina lässt Lüpertz unsere Wahrnehmung zwischen abstrakten Farbwelten und Gegenstandseindruck oszillieren und erschließt uns auf diese Weise eine neue Dingwelt, ein Reich der Kunst.

1970 erhält Markus Lüpertz den Preis der Villa Romana und verbringt einen einjährigen Stipendienaufenthalt in Florenz. 1976 nimmt er eine Professur an der Akademie in Karlsruhe an. Im selben Jahr zeigt die Hamburger Kunsthalle einen ersten Überblick seines Werkes, gefolgt von der Kunsthalle Bern und dem Stedelijk Van Abbemuseum, Eindhoven. 1982 nimmt Lüpertz an der documenta VII in Kassel teil. 1986 wird der Künstler an die Kunstakademie Düsseldorf berufen, die er seit 1988 als Rektor leitet. 1990 erhält Lüpertz den Lovis-Corinth-Preis der Künstlergilde Esslingen. Seinem Werk sind bedeutende Einzelausstellungen gewidmet, so findet z.B. 1996 eine thematische Werkschau in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, statt und 1997 eine retrospektive Ausstellung in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München. 1997/98 sind seine Werke auf der Ausstellung "Deutschlandbilder: Kunst aus einem geteilten Land" im Martin Gropius Bau in Berlin vertreten. [JS].




192
Markus Lüpertz
Wäsche auf der Leine (Dithyrambisch), 1968.
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 47.580

(inkl. Käuferaufgeld)