76
Marc Chagall
Fiancés au bouquet blanc, 1958.
Aquarell
Schätzung:
€ 30.000 Ergebnis:
€ 73.200 (inkl. Käuferaufgeld)
Aquarell, Tuschfeder, Öl und Tempera
Rechts unten signiert und datiert. Auf festem Aquarellbütten. 27,5 x 22,7 cm (10,8 x 8,9 in), Blattgröße
Mit einem Bestätigungsschreiben von Ida Chagall, Paris, vom 15. September 1987 sowie einer Fotoexpertise von Yves Hemin, Galerie Marcel Bernheim, Paris, vom 29. Oktober 1987, die sich auf diese Bestätigung durch Ida Chagall beruft.
PROVENIENZ: Galerie Marcel Bernheim, Paris.
Privatsammlung Süddeutschland.
Die Studienzeit verbringt Chagall zunächst in Witebsk, anschließend an der Petersburger Akademie bei Leon Bakst, der ihn auf Cézanne, van Gogh und Gauguin hinweist. Diese Einflüsse werden abgelöst von kubistischen und fauvistischen Tendenzen, die Chagall ab 1914 während eines vierjährigen Parisaufenthaltes zunehmend in seine Arbeit miteinbezieht. Seinen eigenen Stil - motivisch eine irreale Kombination symbolischer Bildmotive, bestehend aus jüdisch-religiös geprägten Kindheitserlebnissen und russischer Volkskunst, gepaart mit traumhaften Elementen und dem Einfluss der in Paris entdeckten modernen Kunst - entwickelt Chagall erst nach seiner Rückkehr nach Russland. In Witebsk gründet er 1919 eine Kunstschule und wird deren Direktor. Im selben Jahr übernimmt er die Ausstattung des Jüdischen Theaters in Moskau. 1922 verlässt Chagall endgültig Russland und geht über Berlin, wo die ersten grafischen Blätter, Radierungen zu der Autobiografie "Mein Leben", entstehen, nach Frankreich zurück. 1923 in Paris angekommen macht Chagall die Bekanntschaft mit dem Kunsthändler Vollard, der die Buchillustration des Werkes "Die toten Seelen" von Gogol in Auftrag gibt. Nach weiteren 100 Radierungen zu La Fontaines "Fabeln" entstehen ab 1930 die Bibelillustrationen, insgesamt 105 Blätter. Ausgedehnte Reisen führen den Künstler in diesen Jahren nach Palästina, Ägypten, Holland, England und Spanien. 1941 flieht Chagall in die USA, wo er die folgenden sechs Jahre lebt. Er entwirft in dieser Zeit Bühnenbilder für Ballettaufführungen von Tschaikowsky ("Aleko") und Strawinsky ("Feuervogel"). Nach einer großen Ausstellung im Museum of Modern Art 1946 kehrt der Künstler 1950 nach Frankreich zurück.
Die Liebenden sind das beherrschende Thema von Marc Chagall, das er hier in kleiner konzentrierter Form schildert. Fast janusköpfig sind die Brautleute miteinander verschmolzen. Die romantische Vorstellung einer immerwährenden Zweisamkeit, frei von Konflikten und Untreue ist der Kern aller dieser Darstellungen. Doch das etwas giftige Grün im maskenhaften Gesicht des Mannes lässt erahnen, dass die Idylle trügt. Die leise Ahnung, dass die Welt doch nicht so ist, wie wir sie und auch Chagall gern hätten, scheint wenigstens andeutungsweise in dieser Arbeit mitzuschwingen.
Einige Großaufträge unterbrechen Chagalls beschauliches Leben in Vence: Für verschiedene öffentliche Bauwerke wie z.B. die Kathedrale von Metz (1958), die Synagoge der Hadassah-Universitätsklinik bei Jerusalem (1960), oder das Haus der Vereinten Nationen in New York (1964) entwirft Chagall Glasfenster. Für die Pariser Oper wird ihm ein Deckengemälde in Auftrag gegeben. Als dieses 1964 fertiggestellt ist, beginnt Chagall mit Wandgemälden in der Metropolitan Opera in New York, die 1967 eingeweiht werden. Das umfangreiche Werk Chagalls umfasst darüber hinaus die Bereiche der Keramik und Plastik, in denen der Künstler ab 1950 arbeitet. [KD].
Rechts unten signiert und datiert. Auf festem Aquarellbütten. 27,5 x 22,7 cm (10,8 x 8,9 in), Blattgröße
Mit einem Bestätigungsschreiben von Ida Chagall, Paris, vom 15. September 1987 sowie einer Fotoexpertise von Yves Hemin, Galerie Marcel Bernheim, Paris, vom 29. Oktober 1987, die sich auf diese Bestätigung durch Ida Chagall beruft.
PROVENIENZ: Galerie Marcel Bernheim, Paris.
Privatsammlung Süddeutschland.
Die Studienzeit verbringt Chagall zunächst in Witebsk, anschließend an der Petersburger Akademie bei Leon Bakst, der ihn auf Cézanne, van Gogh und Gauguin hinweist. Diese Einflüsse werden abgelöst von kubistischen und fauvistischen Tendenzen, die Chagall ab 1914 während eines vierjährigen Parisaufenthaltes zunehmend in seine Arbeit miteinbezieht. Seinen eigenen Stil - motivisch eine irreale Kombination symbolischer Bildmotive, bestehend aus jüdisch-religiös geprägten Kindheitserlebnissen und russischer Volkskunst, gepaart mit traumhaften Elementen und dem Einfluss der in Paris entdeckten modernen Kunst - entwickelt Chagall erst nach seiner Rückkehr nach Russland. In Witebsk gründet er 1919 eine Kunstschule und wird deren Direktor. Im selben Jahr übernimmt er die Ausstattung des Jüdischen Theaters in Moskau. 1922 verlässt Chagall endgültig Russland und geht über Berlin, wo die ersten grafischen Blätter, Radierungen zu der Autobiografie "Mein Leben", entstehen, nach Frankreich zurück. 1923 in Paris angekommen macht Chagall die Bekanntschaft mit dem Kunsthändler Vollard, der die Buchillustration des Werkes "Die toten Seelen" von Gogol in Auftrag gibt. Nach weiteren 100 Radierungen zu La Fontaines "Fabeln" entstehen ab 1930 die Bibelillustrationen, insgesamt 105 Blätter. Ausgedehnte Reisen führen den Künstler in diesen Jahren nach Palästina, Ägypten, Holland, England und Spanien. 1941 flieht Chagall in die USA, wo er die folgenden sechs Jahre lebt. Er entwirft in dieser Zeit Bühnenbilder für Ballettaufführungen von Tschaikowsky ("Aleko") und Strawinsky ("Feuervogel"). Nach einer großen Ausstellung im Museum of Modern Art 1946 kehrt der Künstler 1950 nach Frankreich zurück.
Die Liebenden sind das beherrschende Thema von Marc Chagall, das er hier in kleiner konzentrierter Form schildert. Fast janusköpfig sind die Brautleute miteinander verschmolzen. Die romantische Vorstellung einer immerwährenden Zweisamkeit, frei von Konflikten und Untreue ist der Kern aller dieser Darstellungen. Doch das etwas giftige Grün im maskenhaften Gesicht des Mannes lässt erahnen, dass die Idylle trügt. Die leise Ahnung, dass die Welt doch nicht so ist, wie wir sie und auch Chagall gern hätten, scheint wenigstens andeutungsweise in dieser Arbeit mitzuschwingen.
Einige Großaufträge unterbrechen Chagalls beschauliches Leben in Vence: Für verschiedene öffentliche Bauwerke wie z.B. die Kathedrale von Metz (1958), die Synagoge der Hadassah-Universitätsklinik bei Jerusalem (1960), oder das Haus der Vereinten Nationen in New York (1964) entwirft Chagall Glasfenster. Für die Pariser Oper wird ihm ein Deckengemälde in Auftrag gegeben. Als dieses 1964 fertiggestellt ist, beginnt Chagall mit Wandgemälden in der Metropolitan Opera in New York, die 1967 eingeweiht werden. Das umfangreiche Werk Chagalls umfasst darüber hinaus die Bereiche der Keramik und Plastik, in denen der Künstler ab 1950 arbeitet. [KD].
76
Marc Chagall
Fiancés au bouquet blanc, 1958.
Aquarell
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