26
Ernst Ludwig Kirchner
Kinderköpfchen, 1906.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 600.000 Ergebnis:
€ 1.740.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Malpappe
Gordon 18. Rechts unten signiert und datiert. 48,4 x 50,2 cm (19 x 19,7 in)
PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers.
Stuttgarter Kunstkabinett.
Privatsammlung Süddeutschland.
AUSSTELLUNG: Le Fauvisme français et les débuts de l'Exressionisme allemand - Der französische Fauvismus und der deutsche Frühexpressionismus, Musée national d'art moderne, Paris, 15. Januar - 6. März 1966/Haus der Kunst, München 26. März - 15. Mai 1966, Kat.Nr. 195 (mit Abb. S. 271).
Ernst Ludwig Kirchner, A retrospective exhibition, Seattle Art Museum, Seattle/Washington, 23. November 1968 - 5. Januar 1969/Pasadena Art Museum of California, Pasadena/Kalifornien, 16. Januar - 23. Februar 1969/Museum of Fine Arts, Boston/Massachusetts, 20. März - 20. April 1969, Kat.Nr. 4 (mit Abb).
Vincent van Gogh und die Moderne 1890 - 1914, Folkwang Museum, Essen, 11. August - 4. November 1990/Van Gogh Museum, Amsterdam, 16. November 1990 - 18. Februar 1991, Kat.Nr. 148 (mit ganzseitiger Farbabb. S. 359).
Signac et la libération de la couleur de Matisse à Mondrian - Farben des Lichts. Paul Signac und der Beginn der Moderne von Matisse bis Mondrian, Westfälisches Landesmuseum, Münster, 1. Dezember 1996 - 16 Februar 1997/Musée de Grenoble, 9. März - 25. Mai 1997/Kunstsammlungen zu Weimar, 15. Juni - 31. August 1997, Kat.Nr. 98 (mit Farbabb.).
Brücke - die Geburt des Deutschen Expressionismus, Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid/Fundacion Caja Madrid Museo Nacional d'Art Catalunya, Barcelona/Brücke-Museum Berlin in der Berlinischen Galerie, Berlin 2005/2006, S. 150 (mit ganzseitiger Farbabb.).
Deutsche Expressionisten mit Meisterwerken aus der Sammlung Thyssen-Bornemisza, Leopold Museum, Wien, 28. September 2006 - 10. Januar 2007, S. 44f. (mit Farbabb.).
LITERATUR: Anton Henze, Ernst Ludwig Kirchner - Leben und Werk, Stuttgart Zürich 1980, S. 20 (mit Farbabb. S. 15).
Nach dem Abschluss eines Architekturstudiums in Dresden, während dessen Ernst Ludwig Kirchner Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff kennenlernt und mit diesen bereits künstlerisch zusammenarbeitet, entscheidet sich Kirchner gegen den Wunsch seines Vaters ganz für die Malerei. Der intensive Austausch der vier Freunde führt 1905 zur Gründung der Künstlergemeinschaft "Brücke" - mit dem Ziel "alle revolutionären und gärenden Kräfte an sich zu ziehen" (Schmidt-Rottluff). Die Künstler beginnen mit den "Viertelstundenakten", den Zeichnungen nach Aktmodellen im Atelier oder in der Natur. Die Gruppe orientiert sich zunächst an Künstlern des Spätimpressionismus. Die Entdeckung der Fauves, der Südsee-Kunst und Vincent van Goghs führt die Maler zum Expressionismus. Um 1910 verändert sich dann infolge der Begegnung mit der Kunst der italienischen Futuristen der Malstil der Gruppe, er wird "härter". Ernst Ludwig Kirchner studiert die Plastik im Dresdner Völkerkundemuseum und haut und schneidet unter diesem Eindruck eigene Holzplastiken. 1911 übersiedelt der Künstler nach Berlin. Die Großstadt bietet ihm eine Fülle neuer Motive, die Kirchner in vereinfachten, scharf konturierten Formen, expressiven Zügen und grellen Farbkontrasten umsetzt. Diese Großstadtbilder werden zu Inkunabeln des Expressionismus und machen Ernst Ludwig Kirchner zu einem der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die folgenden Jahre bedeuten einen Wendepunkt in Kirchners Leben. Die Kriegsereignisse und der Militärdienst stürzen Kirchner in existenzielle Angst, führen letztlich zu Krankheit und langen Sanatoriumsaufenthalten. Um so bemerkenswerter ist seine künstlerische Produktion in dieser Zeit. Es entstehen Werke wie der Holzschnitt "Frauen am Potsdamer Platz", die "Bilder zu Chamissos Peter Schlemihl", die Selbstporträts und Holzschnittbildnisse aus den Sanatorien, die zu den Höhepunkten seines Œuvres zählen. 1917 lässt sich Ernst Ludwig Kirchner in Frauenkirch bei Davos nieder. Den Großstadtbildern folgen nun Gebirgslandschaften und Darstellungen ländlichen Lebens. Um 1920 beruhigt sich seine expressive Malweise, die Bilder erhalten eine teppichhafte Flächigkeit. Daneben entsteht ein bedeutendes grafisches Werk in Form von Holzschnitten, Lithografien und Federzeichnungen. 1923 zieht Ernst Ludwig Kirchner in das "Haus auf dem Wildboden" am Eingang zum Sertigtal, wo er bis zu seinem Freitod im Jahr 1938 lebt und arbeitet.
In Ernst Ludwig Kirchners 1905/06 entstandenem "Kinderköpfchen" sind die Anregungen und Einflüsse van Goghs und Edvard Munchs besonders in der Anlage des Farbauftrages erkennbar. In pastos-breiten Pinselstrichen wird das Porträt aufgebaut und in der Linienführung umschreibend modelliert. Es vermischen sich rudimentäre Elemente eines nachempfundenen Impressionismus mit einer in den kraftvollen Pinselstrichen sich ankündigenden Bereitschaft zur elementar expressiven Aussage. In der Anlage des Hintergrundes mit seiner lebhaft verschlungenen Musterung, aber auch der Farbgebung als solcher, lassen sich Einflüsse des Jugendstils nachvollziehen. Will Grohmann beschreibt die Technik in seinem 1958 erschienen Werk über Kirchner anhand des ebenfalls 1906 entstandenen Gemäldes "Morgen am Teich": "Die komplementären touches des 'Parksees' sind bei Kirchner in geraden und kurvigen Rhythmen zusammengefügt wie Bausteine, nicht Licht zerstreuend" (Will Grohmann, E.L. Kirchner, Stuttgart 1958, S. 36). Gleiches kann auch für die künstlerisch-technische Aussage des "Kinderköpfches" gelten.
Es ist als Werk einer wenn auch nur kurzen Übergangsphase anzusehen, die die Weichen für die Malerei der „Brücke“ stellt. Ernst Ludwig Kirchner sucht hier in Anlehnung an wichtige Vorbilder nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Noch ist die Farbe ein der Komposition dienendes Element, sie strukturiert die Fläche ohne sie zu beherrschen. Der aus der Farbe geborene Formwille der späteren Jahre ist jedoch deutlich erkennbar. Umso wichtiger ist unser Bild im Gesamtschaffen von Ernst Ludwig Kirchner zu sehen, steht es doch für einen wichtigen Schritt in der Entwicklung des Expressionismus der „Brücke“. [KD].
Gordon 18. Rechts unten signiert und datiert. 48,4 x 50,2 cm (19 x 19,7 in)
PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers.
Stuttgarter Kunstkabinett.
Privatsammlung Süddeutschland.
AUSSTELLUNG: Le Fauvisme français et les débuts de l'Exressionisme allemand - Der französische Fauvismus und der deutsche Frühexpressionismus, Musée national d'art moderne, Paris, 15. Januar - 6. März 1966/Haus der Kunst, München 26. März - 15. Mai 1966, Kat.Nr. 195 (mit Abb. S. 271).
Ernst Ludwig Kirchner, A retrospective exhibition, Seattle Art Museum, Seattle/Washington, 23. November 1968 - 5. Januar 1969/Pasadena Art Museum of California, Pasadena/Kalifornien, 16. Januar - 23. Februar 1969/Museum of Fine Arts, Boston/Massachusetts, 20. März - 20. April 1969, Kat.Nr. 4 (mit Abb).
Vincent van Gogh und die Moderne 1890 - 1914, Folkwang Museum, Essen, 11. August - 4. November 1990/Van Gogh Museum, Amsterdam, 16. November 1990 - 18. Februar 1991, Kat.Nr. 148 (mit ganzseitiger Farbabb. S. 359).
Signac et la libération de la couleur de Matisse à Mondrian - Farben des Lichts. Paul Signac und der Beginn der Moderne von Matisse bis Mondrian, Westfälisches Landesmuseum, Münster, 1. Dezember 1996 - 16 Februar 1997/Musée de Grenoble, 9. März - 25. Mai 1997/Kunstsammlungen zu Weimar, 15. Juni - 31. August 1997, Kat.Nr. 98 (mit Farbabb.).
Brücke - die Geburt des Deutschen Expressionismus, Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid/Fundacion Caja Madrid Museo Nacional d'Art Catalunya, Barcelona/Brücke-Museum Berlin in der Berlinischen Galerie, Berlin 2005/2006, S. 150 (mit ganzseitiger Farbabb.).
Deutsche Expressionisten mit Meisterwerken aus der Sammlung Thyssen-Bornemisza, Leopold Museum, Wien, 28. September 2006 - 10. Januar 2007, S. 44f. (mit Farbabb.).
LITERATUR: Anton Henze, Ernst Ludwig Kirchner - Leben und Werk, Stuttgart Zürich 1980, S. 20 (mit Farbabb. S. 15).
Nach dem Abschluss eines Architekturstudiums in Dresden, während dessen Ernst Ludwig Kirchner Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff kennenlernt und mit diesen bereits künstlerisch zusammenarbeitet, entscheidet sich Kirchner gegen den Wunsch seines Vaters ganz für die Malerei. Der intensive Austausch der vier Freunde führt 1905 zur Gründung der Künstlergemeinschaft "Brücke" - mit dem Ziel "alle revolutionären und gärenden Kräfte an sich zu ziehen" (Schmidt-Rottluff). Die Künstler beginnen mit den "Viertelstundenakten", den Zeichnungen nach Aktmodellen im Atelier oder in der Natur. Die Gruppe orientiert sich zunächst an Künstlern des Spätimpressionismus. Die Entdeckung der Fauves, der Südsee-Kunst und Vincent van Goghs führt die Maler zum Expressionismus. Um 1910 verändert sich dann infolge der Begegnung mit der Kunst der italienischen Futuristen der Malstil der Gruppe, er wird "härter". Ernst Ludwig Kirchner studiert die Plastik im Dresdner Völkerkundemuseum und haut und schneidet unter diesem Eindruck eigene Holzplastiken. 1911 übersiedelt der Künstler nach Berlin. Die Großstadt bietet ihm eine Fülle neuer Motive, die Kirchner in vereinfachten, scharf konturierten Formen, expressiven Zügen und grellen Farbkontrasten umsetzt. Diese Großstadtbilder werden zu Inkunabeln des Expressionismus und machen Ernst Ludwig Kirchner zu einem der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die folgenden Jahre bedeuten einen Wendepunkt in Kirchners Leben. Die Kriegsereignisse und der Militärdienst stürzen Kirchner in existenzielle Angst, führen letztlich zu Krankheit und langen Sanatoriumsaufenthalten. Um so bemerkenswerter ist seine künstlerische Produktion in dieser Zeit. Es entstehen Werke wie der Holzschnitt "Frauen am Potsdamer Platz", die "Bilder zu Chamissos Peter Schlemihl", die Selbstporträts und Holzschnittbildnisse aus den Sanatorien, die zu den Höhepunkten seines Œuvres zählen. 1917 lässt sich Ernst Ludwig Kirchner in Frauenkirch bei Davos nieder. Den Großstadtbildern folgen nun Gebirgslandschaften und Darstellungen ländlichen Lebens. Um 1920 beruhigt sich seine expressive Malweise, die Bilder erhalten eine teppichhafte Flächigkeit. Daneben entsteht ein bedeutendes grafisches Werk in Form von Holzschnitten, Lithografien und Federzeichnungen. 1923 zieht Ernst Ludwig Kirchner in das "Haus auf dem Wildboden" am Eingang zum Sertigtal, wo er bis zu seinem Freitod im Jahr 1938 lebt und arbeitet.
In Ernst Ludwig Kirchners 1905/06 entstandenem "Kinderköpfchen" sind die Anregungen und Einflüsse van Goghs und Edvard Munchs besonders in der Anlage des Farbauftrages erkennbar. In pastos-breiten Pinselstrichen wird das Porträt aufgebaut und in der Linienführung umschreibend modelliert. Es vermischen sich rudimentäre Elemente eines nachempfundenen Impressionismus mit einer in den kraftvollen Pinselstrichen sich ankündigenden Bereitschaft zur elementar expressiven Aussage. In der Anlage des Hintergrundes mit seiner lebhaft verschlungenen Musterung, aber auch der Farbgebung als solcher, lassen sich Einflüsse des Jugendstils nachvollziehen. Will Grohmann beschreibt die Technik in seinem 1958 erschienen Werk über Kirchner anhand des ebenfalls 1906 entstandenen Gemäldes "Morgen am Teich": "Die komplementären touches des 'Parksees' sind bei Kirchner in geraden und kurvigen Rhythmen zusammengefügt wie Bausteine, nicht Licht zerstreuend" (Will Grohmann, E.L. Kirchner, Stuttgart 1958, S. 36). Gleiches kann auch für die künstlerisch-technische Aussage des "Kinderköpfches" gelten.
Es ist als Werk einer wenn auch nur kurzen Übergangsphase anzusehen, die die Weichen für die Malerei der „Brücke“ stellt. Ernst Ludwig Kirchner sucht hier in Anlehnung an wichtige Vorbilder nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Noch ist die Farbe ein der Komposition dienendes Element, sie strukturiert die Fläche ohne sie zu beherrschen. Der aus der Farbe geborene Formwille der späteren Jahre ist jedoch deutlich erkennbar. Umso wichtiger ist unser Bild im Gesamtschaffen von Ernst Ludwig Kirchner zu sehen, steht es doch für einen wichtigen Schritt in der Entwicklung des Expressionismus der „Brücke“. [KD].
26
Ernst Ludwig Kirchner
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