205
Henri Matisse
Marie-José en robe jaune, 1950.
Aquatintaradierung
Schätzung:
€ 45.000 Ergebnis:
€ 79.300 (inkl. Käuferaufgeld)
Farbige Aquatintaradierung
Duthuit-Matisse 817. Signiert und nummeriert. Exemplar 20/100. Auf Velin von Arches (mit Wasserzeichen). 53,6 x 41,7 cm (21,1 x 16,4 in)Papier: 72,5 x 57 cm (28,5 x 22,4 in).
Farbaquatinta nach dem Gemälde "Jeune fille en vert dans un intérieur rouge" von 1947.
Henri Matisse, einer der großen Erneuerer der europäischen Malerei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wird am 31. Dezember 1869 in Le Cateau geboren. Nachdem er sein Jurastudium abgeschlossen hat, beschließt Matisse 1891 nach Paris zu gehen, um sich der Malerei zu widmen. Dort nimmt er zunächst an Abendkursen der Pariser Ecole des Arts Décoratifs teil und besucht häufig den Louvre, um dort vor Gemälden zu kopieren. In ihren zunehmend vereinfachten, zusammenfassenden Formen und vor allem in ihrer von der Auseinandersetzung mit der neoimpressionistischen Farbauffassung inspirierten leuchtenden Farbigkeit entwickeln sich die Arbeiten schon bald in eine Richtung, die aufgrund ihrer ungestümen Farbgebung im Pariser Herbstsalon 1905 mit dem Schimpfwort "Fauves" (die Wilden) betitelt wird. Matisse wird zur zentralen Figur eines Kreises junger Künstler, zu dem u.a. auch Derain, Manguin und Rouault zählen. Für Henri Matisse wird die Farbe zum reinen Gestaltungsmittel eines autonomen Bildraumes, gegenständliche Motive sind ihrer stofflichen Funktion enthoben, sodass flächig-dekorative, arabeskenhafte Elemente dominieren. 1908 gründet Matisse eine eigene Schule, die besonders auf deutsche Maler wie Purrmann oder Levy starken Einfluss ausübt. Die 1912 während einer Reise nach Marokko gesammelten Eindrücke finden künstlerisch ihren Ausdruck in der in den 1920er Jahren entstehenden Reihe der "Odalisken". Gleichzeitig erfolgt eine Auseinandersetzung mit dem Kubismus. 1913 nimmt Matisse an der Armory Show in New York teil, 1918 stellt er zusammen mit Picasso in einer Pariser Galerie aus. Ab 1917 lebt Matisse vorwiegend in Nizza. Ab 1944 entwickelt er die sogenannten "gouaches découpées", ein Prinzip der Collage, bei dem die einzelnen Formen aus mit Gouache bemalten Papieren ausgeschnitten werden.
Ähnlich wie Picasso hinterlässt auch Henri Matisse ein ausgesprochen umfangreiches Gesamtwerk. Matisse ist zugleich Maler, Zeichner, Bildhauer und Grafiker und schafft zudem Bühnenausstattungen und Wanddekorationen. Neben seinen Zeichnungen aber vermitteln vor allem seine rund 800 Druckgrafiken einen Eindruck seiner scheinbar unbegrenzten Produktivität, bei gleichzeitiger thematischer Konzentration. Matisse konzentriert sich hier im Wesentlichen auf Porträts und weibliche Aktdarstellungen. Während zentrales Ausdrucksmittel seiner Malerei die Farbe ist, hat Matisse jedoch nur eine einzige farbige Originalradierung geschaffen: das uns vorliegende Blatt "Marie-José en robe jaune" von 1950. Form und Farbe sind in diesem beeindruckenden Spätwerk des 81-Jährigen weitestgehend vom Gegenstand gelöst, auf Körperlichkeit verstärkende Binnenkonturen wird gänzlich verzichtet. In unserem Blatt ist die in den Akten der 1930er Jahre angelegte Reduktion der Kontur mit der häuslichen Szenerie der "Odalisken"-Darstellungen verschmolzen.
Höhepunkt seines Schaffens ist schließlich die Ausmalung der Klosterkapelle Notre-Dame du Rosaire in Vence bei Nizza, für die er auch die Glasfenstermotive entwirft (1949-51). Am 3. November 1954 stirbt Henri Matisse in Nizza. [JS].
205
Henri Matisse
Marie-José en robe jaune, 1950.
Aquatintaradierung
Schätzung:
€ 45.000 Ergebnis:
€ 79.300 (inkl. Käuferaufgeld)
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