Auktion: 360 / Moderne Kunst am 12.12.2009 in München Lot 117

 
Leo Putz - Rückenakt


117
Leo Putz
Rückenakt, 1904.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 41.242

(inkl. Käuferaufgeld)

Öl auf Leinwand
Putz 295. Rechts unten signiert und datiert. 90,7 x 77,5 cm (35,7 x 30,5 in)

PROVENIENZ: Galerie von Abercron, München.
Galerie Westenhoff, Hamburg.
Privatsammlung Süddeutschland.

Gegen den Willen des Vaters siedelt Leo Putz bereits mit 16 Jahren nach München über, um bei seinem Stiefbruder Prof. Robert Poetzelberger ersten Zeichenunterricht zu nehmen. Es folgt eine künstlerische Ausbildung zunächst an der Münchner Akademie und von 1891 bis 1892 an der Pariser Akademie Julian bei den Professoren Adolphe Bouguereau und Benjamin Constant. Nach der Rückkehr aus Paris besucht Putz die Atelierklasse des Genremalers Paul Höcker. Im Jahr 1892 wird die Münchner Sezession gegründet, an deren Ausstellungen Putz sich jährlich beteiligt. Einige Jahre später, 1899, entsteht aus der Atelierklasse Höckers die Künstlergruppe "Scholle", zu deren Gründungsmitgliedern Leo Putz gehört. Dem vorherrschenden Akademiestil und Historismus der damaligen Zeit wird eine neue, temperamentvolle Malweise entgegengesetzt, die den Einfluss Wilhelm Trübners erkennen lässt. Der Mensch, vornehmlich die Frau, wird zum zentralen Thema des künstlerischen Schaffens. Schönstes Beispiel hiervon geben die sogenannten "Hartmannsberger-Bilder", die in den Aktstudien badender Mädchen den Zauber und das Licht der Plein-air-Malerei einfangen.

In dem bildfüllenden Rückenakt stellt Leo Putz seine Meisterschaft als subtiler Kolorist unter Beweis. Der Widerschein eines zarten Grün des Blätterdaches, unter dem der Akt sitzt, ist auf der Haut des Modells zum reizvollen Kontrapunkt gegenüber dem Inkarnat geworden. Drei kleine Lichtreflexe auf den Schultern der nackten Schönen unterstreichen die subtil angedeuteten Farbgegensätze. Die einfachen Formen der Komposition, die allein aus der Farbe heraus leben, werden durch einen Hintergrund belebt, in dem Putz seine Freude an frischen, erregenden Farbklängen sichtbar demonstriert.

1923 zieht er mit seiner Familie nach Gauting in Bayern und wird bereits zwei Jahre später Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. 1929 tritt Putz seine erste Fernreise nach São Paulo an. Er verbringt die kommenden Jahre mit seiner Familie in Südamerika, unternimmt ausgedehnte Reisen nach Buenos Aires und nach Bahia in den Urwald. Putz' Arbeit wird mit einer außerordentlichen Professur an der Escola Nacionala de Bellas Artes in Rio geehrt. Die Jahre in Südamerika geben seiner Malerei neue Impulse, die Motive zeigen nun südländische Landschaften und Menschen, die Farbpalette erweitert sich um kräftige und farbenfrohe Töne. 1933 kehrt Putz mit seiner Familie wieder nach Gauting zurück. Sein Werk wird zwar mit einer großen Ausstellung vom Künstlerverein München geehrt, trotzdem sieht Putz sich 1936 gezwungen, vor den Nationalsozialisten in seine Geburtsstadt Meran zu fliehen. Er erhält 1937 Berufsverbot und bereits 1938 bewirkt die NSDAP die Auflösung der Sezession und sämtlicher Münchner Künstlergruppen. 1940 stirbt Leo Putz im Meraner Exil. [KD].




117
Leo Putz
Rückenakt, 1904.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 41.242

(inkl. Käuferaufgeld)