151
Hanns Bolz
Frau mit Hut, 1912.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000 Ergebnis:
€ 91.500 (inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Leinwand
Rechts unten signiert, in der Darstellung links bezeichnet "A.g.r". Auf dem Keilrahmen bezeichnet "Bolz. Paris. 19 Rue Daguerre". 61 x 50 cm (24 x 19,6 in)
Mit einer Photo-Expertise von Herrn Ernst Cremer, Aachen, vom Oktober 2009.
AUSSTELLUNG: In memoriam Hanns Bolz, Galerie Alfred Flechtheim, Düsseldorf 1922, Kat.Nr. 5.
Hanns Bolz absolviert wohl um 1905/08 ein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie. Im Anschluss daran geht er nach Paris, wo er bis Kriegsbeginn die meiste Zeit verbringt. Er mietet sich ein Atelier auf dem Montmartre, rue Gabrielle 49, das zuvor von Pablo Picasso genutzt worden ist. Im Café du Dôme ist er ständiger Gast und gehört bald zu der kleinen deutschen Künstlerkolonie, die sich um Purrmann und Levy etabliert. Spätestens hier lernt er den Kunsthändler Alfred Flechtheim kennen, der den illustren und in seinen Stilrichtungen ganz heterogenen Kreis der "Domiers" 1914 erstmals in seiner Galerie zeigt. Bolz unternimmt von Paris aus zahlreiche kürzere Reisen und findet in München eine "zweite Heimat". 1911/12 ist er in den Kreis der Schwabinger Bohème integriert und macht sich u.a. als satirischer Illustrator für den "Komet" einen Namen.
Hanns Bolz' Leben und Werk lässt sich nur in groben Eckdaten rekonstruieren. Vor seinem frühen Tod in der Kuranstalt Neuwittelsbach bei München verfügt er, dass sein Werk vernichtet werden soll, weshalb von seinen Gemälden, Zeichnungen und Plastiken heute nur Einzelstücke bekannt sind. Unsere in der französischen Metropole entstandene Arbeit entstammt Bolz' Pariser Nachlass, welchen Freunde des Künstlers 1920 vor der Vernichtung bewahren können. In der 1922 veranstalteten Nachlassausstellung der Galerie Flechtheim "In memoriam Hanns Bolz", in welcher auch unser Porträt "Frau mit Hut" vertreten ist, wird Bolz' Œuvre schließlich in der überschaubaren Zahl von nur 30 Ölgemälden der Öffentlichkeit präsentiert. Bolz, der den Ruf eines draufgängerischen Don Juan hat, setzt in der "Frau mit Hut" jedoch nicht etwa die Frau als Inbegriff makelloser Schönheit in Szene. Vielmehr schafft er durch kühle Analyse seines Gegenübers - was er durch seine Tätigkeit als Karikaturist vortrefflich beherrscht - einen weiblichen Charakterkopf von großer Ausdrucksstärke. Frontal ins Bild gesetzt umfangen Federhut und Pelzstola die charismatischen Gesichtszüge der eleganten Unbekannten, welche, aus leuchtenden, gegensatzreichen Farbflächen komponiert, energisch aus der Fläche hervorzutreten scheinen. In unserer Arbeit aus den späten Pariser Jahren scheint Bolz die formalen Einflüsse von Cézanne mit jenen der Fauves in spannungsreicher Form zu vereinen. Derjenige, dem es gelingen wird, das Geheimnis der Buchstabenreihe "A-g-r" zu enträtseln, wird der geheimnisvollen Identität der Dargestellten gewiss ein gutes Stück näher kommen, jedoch wird dies in Anbetracht jenes eindrucksvoll-kühlen Charakterbildes fast zur Nebensächlichkeit.
Bolz ist auf allen wichtigen Ausstellungen seiner Zeit vertreten. Er nimmt an der Sonderbundausstellung 1912 in Köln, der Armory Show in New York und Chicago und an Herwarth Waldens 1. Deutschen Herbstsalon 1913 in Berlin teil. Gemeinsam mit Wassily Kandinsky stellt er 1913 im Aachener Reiff-Museum aus. 1914 wird der Künstler zum Militärdienst eingezogen und an die Front geschickt. Hier erleidet er eine schwere Gasvergiftung, die ihn teilweise erblinden lässt. Er wird vorzeitig aus dem Militärdienst entlassen und verstirbt 1918 an den Folgen seiner Vergiftung. Otto Freundlich schreibt in der Zeitschrift "Die Aktion" einen erschütternden Nachruf auf den Freund und langjährigen Weggefährten. [JS].
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Hanns Bolz
Frau mit Hut, 1912.
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