Weitere Abbildung
162
Alexej von Jawlensky
Abstrakter Kopf, 1932.
Öl
Schätzung:
€ 100.000 Ergebnis:
€ 201.300 (inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf leinenstrukturiertem Papier, auf Karton aufgezogen
Jawlensky 1408 (mit Farbabbildung S. 495). Links unten monogrammiert, rechts unten datiert. Verso auf dem Unterlagekarton mit einer überklebten und dadurch teilweise getilgten Widmung: "In Bewunderung eines [..] für Lisa Kümmel, A. Jawlensky". Dort auch eine spätere handschriftliche Nummerierung "No. 17". 30,9 x 23,9 cm (12,1 x 9,4 in)Unterlagekarton: 32 x 24,8 cm (12,6 x 9,8 in).
PROVENIENZ: Atelier des Künstlers.
Lisa Kümmel, Wiesbaden.
Privatsammlung Süddeutschland.
Als ehemaliger Offizier beginnt Jawlensky erst 1889 in St. Petersburg mit seiner künstlerischen Ausbildung. Er studiert bei Ilja Repin und lernt über diesen Marianne von Werefkin und Helene Nesnakomoff, seine spätere Frau, kennen. Mit beiden siedelt Jawlensky 1896 nach München über, um eine private Kunstschule zu besuchen. Hier lernt er Wassily Kandinsky kennen. Der Künstler unternimmt mehrere Reisen nach Frankreich und kann 1905 im Salon d'automne zehn Gemälde zeigen. Jawlensky trifft zum ersten Mal Henri Matisse. Im Sommer 1908 arbeitet er mit Kandinsky, Marianne von Werefkin und Gabriele Münter erstmals zusammen in Murnau. Hier entsteht auch die Idee zur Gründung der "Neuen Künstlervereinigung München", zu der sich die vier Maler und andere Münchner Künstler 1909 zusammenschließen. Im Dezember desselben Jahres findet in München die erste Ausstellung der Gruppe statt. Zwei Jahre später wird der "Blaue Reiter" als neue große Idee einer künstlerischen Zusammenarbeit ins Leben gerufen. 1913 nimmt Jawlensky am Ersten Deutschen Herbstsalon Herwarth Waldens in Berlin teil. Als 1914 der Erste Weltkrieg beginnt, wird Jawlensky als russischer Staatsbürger aus Deutschland ausgewiesen. Er siedelt mit seiner Familie und Marianne von Werefkin nach St. Prex am Genfer See über und lebt bis 1921 in der Schweiz, wo er 1918 mit seinen abstrakten Köpfen beginnt. Anschließend lässt sich Jawlensky endgültig in Wiesbaden nieder.
Die abstrakten Köpfe, die Jawlensky in den zwanziger Jahren aus den Porträts heraus entwickelt, um sie später zu seinen Meditationen zu gestalten, sind in ihrer Abstraktion die Visualisierung dessen, was Jawlensky in der Erfüllung seiner Bildidee anstrebt. Clemens Weiler schreibt dazu: "Mit dem Kopf 'Urform' hat Jawlensky im Jahre 1918 das Gesicht noch stärker stilisiert und gewissermaßen auf eine Formel gebracht, aber keine tote, sondern eine mit Leben erfüllte." (Clemens Weiler, Jawlensky, Köpfe - Gesichte - Meditationen, Hanau 1970, S. 20). Vertrauend auf die einmal gefundene Formel kommt dem Künstler die Magie der Farbe zu Hilfe. Wie die Meditationen, die ihnen folgen sollen, sind die abstrakten Köpfe Ausdruck eines tief in der Religion verwurzelten Seins auf der Suche nach der Reinheit des Transzendenten, das über die Qual des Alltäglichen hinausweist. Jawlensky findet zurück zu den Ursprüngen russischer Kunst, den Ikonen, deren jeder Individualität entbehrender Ausdruck seiner Idee vom Urbild entgegenkommt. Die vorliegende Arbeit stellt ein außergewöhnlich schönes Beispiel dieser wichtigen Werkserie dar.
1933 wird Jawlensky von den Nationalsozialisten mit Ausstellungsverbot belegt. Im Jahr darauf beginnt der Maler mit der Reihe der kleinformatigen "Meditationen". 1937 werden 72 seiner Werke als 'entartet' beschlagnahmt. Vier Jahre später, 1941, stirbt Jawlensky in Wiesbaden. [KD].
162
Alexej von Jawlensky
Abstrakter Kopf, 1932.
Öl
Schätzung:
€ 100.000 Ergebnis:
€ 201.300 (inkl. Käuferaufgeld)
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