Weitere Abbildung
113
Hanns Bolz
Montmartre, 1910.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000 Ergebnis:
€ 103.700 (inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Leinwand
Links unten signiert. Verso signiert und bezeichnet "3. rue campagne 1ière. Paris.". Auf dem Keilrahmen handschriftlich bezeichnet. 113 x 108,5 cm (44,4 x 42,7 in)
Wir danken Herrn Ernst Cremer, Aachen, für die freundliche Unterstützung.
PROVENIENZ: Paul Ferdinand Schmidt, Magdeburg (1912 direkt vom Künstler erworben).
Dr. Lex, Berlin (ab 1956).
Privatsammlung Amberg (seit 1982).
AUSSTELLUNG: Hanns Bolz (1885-1918). Ein Künstler zwischen Expressionismus und Kubismus, Suermondt-Ludwig-Museum und Museumsverein Aachen, 20.1.-17.3.1985, S. 19, Nr. 7 (mit Farbabb.). Vgl. auch die Zeichnung mit geringfügig geändertem Motiv in derselben Ausstellung, S. 18, Nr. 23.
Der "rheinische Expressionist" Hanns Bolz, dessen künstlerisches Œuvre nur bruchstückhaft erhalten ist, zählt zu den bedeutenden Künstlern seiner Zeit. Sein avantgardistisches, vielfältiges und frühvollendetes Werk gilt es zu entdecken und als wichtiger Bestandteil der Kunst der Klassischen Moderne zu würdigen. Bolz absolviert wohl um 1905/08 ein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie. Im Anschluss daran geht er nach Paris, wo er bis Kriegsbeginn die meiste Zeit verbringt. Er mietet sich ein Atelier auf dem Montmartre, rue Gabrielle 49, das zuvor von Pablo Picasso genutzt worden ist. Im Café du Dôme ist er ständiger Gast und gehört bald zu der kleinen deutschen Künstlerkolonie, die sich um Hans Purrmann und Rudolf Levy etabliert. Spätestens hier lernt er den Kunsthändler Alfred Flechtheim kennen, der den illustren und in seinen Stilrichtungen ganz heterogenen Kreis der "Domiers" 1914 erstmals in seiner Galerie zeigt.
In unserem zitatenreichen Gemälde wird das berühmteste Künstlerviertel in Paris von Hanns Bolz beschrieben, der zu dieser Zeit nur wenige hundert Meter von der dargestellten Straßenecke mit dem legendären Künstlertreffpunkt Café du Dôme wohnt. Sowohl Lyonel Feininger für die flanierenden Spaziergänger vor der skurril verschrobenen Häuserkulisse als auch Jules Pascin für die beiden Mädchen, die so keck aus dem Bild herausschauen, können ideengebend ausgemacht werden. Bolz verknüpft dies alles auf eine unnachahmlich lockere Weise miteinander, analog einer musikalischen Komposition als Variation über ein Thema. Vorbildhaft für die Komposition könnte eines der berühmtesten Gemälde von Edgar Degas "Place de la Concorde (Le Vicomte Lepic et ses deux filles)" sein, das um 1875 entsteht und mit seinen angeschnittenen Figuren im Salon für Aufsehen sorgt. Hanns Bolz versteht es, alle diese Zitate aus Werken der mit ihm befreundeten oder bekannten Künstlerkollegen mittels einer eigenen Handschrift zu vereinen und eine Komposition zu schaffen, die seinem Eindruck des Künstlerviertels Montmartre aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg entspricht. Der Kunsthistoriker Paul Ferdinand Schmidt, Freund des Künstlers und erster Besitzer unseres Gemäldes, schreibt dazu in seiner Autobiografie: "In Paris lebte ich in enger Gemeinschaft mit einem jungen deutschen Künstler. Hans Bolz, gebürtiger Aachener, hatte sich in Paris an Matisse und sein Farbensystem angeschlossen. Seine Bilder bedeuteten eine vortreffliche Synthese Matissischer Form und deutscher, insbesondere rheinischer Fabulierlust [..]. Daher entzückte mich seine Malerei so sehr in ihrer Verbindung von Farbenreinheit und darstellender Phantasie. Ich erwarb das Hauptwerk seiner frühen Periode, das Montmartre-Bild, das mir mit seiner blühenden Heiterkeit bis heute ein lebendiger Besitz geblieben ist." (Paul Ferdinand Schmidt, Lebenslauf, o.O., o.J., S. 76).
Bolz unternimmt von Paris aus zahlreiche kürzere Reisen und findet in München eine "zweite Heimat". 1911/12 ist er in den Kreis der Schwabinger Bohème integriert und macht sich u.a. als satirischer Illustrator einen Namen. Er nimmt an der Sonderbundausstellung 1912 in Köln, der Armory Show in New York und Chicago und an Herwarth Waldens 1. Deutschen Herbstsalon 1913 in Berlin teil. Für Waldens "Sturm" gestaltet er 1912/13 mehrfach das Titelblatt. In seinem malerischen Werk zeigt sich deutlich seine Auseinandersetzung mit dem französischen Kubismus und Fauvismus, und bereits 1912 experimentiert er mit abstrakten Bildgestaltungen. 1914 wird der Künstler zum Militärdienst eingezogen und an die Front geschickt. Er erleidet eine Gasvergiftung, die ihn teilweise erblinden lässt. Er wird vorzeitig aus dem Militärdienst entlassen und verstirbt 1918 an den Folgen seiner Vergiftung. Otto Freundlich schreibt in der Zeitschrift "Die Aktion" einen erschütternden Nachruf auf den Freund und langjährigen Weggefährten. 1922 zeigt Flechtheim eine große Gedächtnisausstellung in Düsseldorf und Berlin. [KD].
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Hanns Bolz
Montmartre, 1910.
Öl auf Leinwand
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