Auktion: 351 / Kunst nach 45 am 20.06.2009 in München Lot 108

 



108
Karl Otto Götz
20.01.1954, 1954.
Mischtechnik
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 58.560

(inkl. Käuferaufgeld)
Lot: 108
Karl Otto Götz
1914 Aachen - lebt und arbeitet in Wolfenacker/Westerwald
20.01.1954. 1954.
Mischtechnik auf Leinwand.
Rechts unten signiert. Verso signiert und datiert. 120 x 90 cm (47,2 x 35,4 in).

Wir danken Herrn Joachim Lissmann, K. O. Götz und Rissa-Stiftung, für die wissenschaftliche Beratung.

PROVENIENZ: Privatbesitz Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: Kestner-Gesellschaft Hannover, 1956 (verso mit dem Etikett, dort bezeichnet "Nr. 10").

LITERATUR: Manfred de la Motte (Hrsg.), Dokumente zum deutschen Informel, Hennemann Katalog 9, Galerie Hennemann Bonn, 1976, S. 145.

Karl Otto Götz wird 1914 in Aachen geboren. Schon mit Eintritt in die Oberrealschule 1924 beginnt er zu malen. 1930 fängt er an, abstrakte Bilder zu schaffen, wenig später experimentiert er mit Collagen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wird seine künstlerische Tätigkeit erschwert. Götz erhält wegen seiner abstrakten Spritzbilder und surrealistischen Arbeiten Mal- und Ausstellungsverbot. Seine frühen Arbeiten werden im 2. Weltkrieg zerstört. In den späten vierziger Jahren entstehen abstrakte Kompositionen, surreale Fotoexperimente und abstrakt-gegenständliche Monotypien. Um 1949 löst er sich ganz von der gegenständlichen Kunst und tritt als erster Deutscher der COBRA-Gruppe bei. Nach Mitbegründung der Frankfurter 'Quadriga', einer Künstlergruppe, die einen von Wols und dem Automatismus beeinflussten Tachismus vertritt, vollzieht sich 1952 eine entscheidende Wendung in Karl Otto Götz' künstlerischer Entwicklung: Die bisher noch festen Formen werden nun mittels Einsatz einer speziellen, dreistufigen Rakeltechnik durch eine dynamischere Handschrift ersetzt, die der Künstler in Zukunft beibehalten wird. Der praktischen Arbeit steht ein aufwändiger theoretischer Prozess der Bildidee, die der Künstler oft über Jahre hinweg in Skizzen und Gouachen umsetzt, voran. In drei schnellen Arbeitsgängen wird dann mit dem Pinsel dunkle Farbe auf einen hellen Malgrund gesetzt und anschließend mit einem Rakel - ähnlich wie mit einem Spachtel - teilweise wieder abgetragen. Pinselzüge mit trockenem Pinsel mildern schließlich die Kontraste zwischen Hell und Dunkel ab. Die frühe metamorphosenhafte Malweise, die Assoziationen an Insekten und Vögel weckt, wandelt sich in den fünfziger Jahren zu einer metaphorischen Zeichensprache mit einer harmonischen Übereinstimmung von Farbe und Rhythmus.
Im Vordergrund unserer Arbeit stehen die schwarzen Liniengefüge, akzentuiert mit gedeckten Rot- und Lilatönen. Die Malerei ist ungegenständlich und spontan. Ziel ist die Auflösung der Form und eine ursprüngliche Malerei. Im Entstehungsjahr der vorliegenden Arbeit beginnt Götz seine Arbeitsweise umzustellen und seine bislang frei und locker verteilten Pinselschläge in einem Bildschema zu realisieren. "In der Malerei von Götz entfällt alles, was Wortgewaltige oder Wortsüchtige reizen könnte, sich darüber zu äußern. Nur das Auge wird angeregt, diese Bilder gleitend abzutasten." (Horst Zimmermann, K.O. Götz. Malerei 1935-1993, Dresden 1994, S. 52).
Von 1959 bis 1979 lehrt er als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie. Seit 1975 lebt und arbeitet der Künstler in Wockenacker im Westerwald. Karl Otto Götz zählt zu den Hauptvertretern des deutschen Informel. [SM].

Sehr guter Erhaltungszustand.

EUR: 20.000 - 30.000 DIFF.(19%)
US$: 27.280 - 40.920




108
Karl Otto Götz
20.01.1954, 1954.
Mischtechnik
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 58.560

(inkl. Käuferaufgeld)