267
Albert Birkle
Selbstbildnis mit der Frisierhaube, 1923.
Öl
Schätzung:
€ 20.000 Ergebnis:
€ 50.020 (inkl. Käuferaufgeld)
Lot: 267
Albert Birkle
1900 Berlin - 1986 Salzburg
Selbstbildnis mit der Frisierhaube. 1923.
Öl auf Malpappe, auf Pappe kaschiert.
Rechts unten signiert und datiert. Verso bezeichnet. 45 x 36 cm (17,7 x 14,1 in).
Wir danken Roswita und Victor Pontzen, Archiv und Werkbetreuung Albert Birkle, Salzburg, für die freundliche Unterstützung.
PROVENIENZ: Neue Münchner Galerie, Richard Hiepe.
Privatsammlung Süddeutschland (seit Mitte der 1970er Jahre).
Privatsammlung Deutschland.
Albert Birkle beginnt nach dem Ende des Ersten Weltkriegs eine Lehre als Dekorationsmaler im väterlichen Betrieb. Ab 1918 studiert er an der Hochschule der Bildenden Künste in Berliner-Charlottenburg bei Ferdinand Spiegel und Paul Plontke. Als jüngstes Mitglied findet Birkle 1923 Aufnahme in der "Berliner Sezession" und ein Jahr später in der von Max Liebermann als Präsident geleiteten "Preußischen Akademie der Künste". Während dieser Studienjahre formt er einen religiös-sozialkritischen Realismus mit neusachlichen Zügen aus, der vor allem in seinen eigenwilligen Charakterköpfen karikaturistische Momente annimmt.
Birkles Realismus, der in der deutschen Malerei der 1920er Jahre eine Sonderstellung einnimmt, ist in seiner konkreten Gestaltung und dem oft überzogenen Ausdruck, der vor allem in den Porträts zum Tragen kommt, von einer suggestiven Aussagekraft, die ihresgleichen sucht. Das Selbstbildnis von 1923, das an Vorbilder der italienischen Renaissance anknüpft, übernimmt deren klassischen Bildaufbau. Sein Realismus, der in Details bis zu ästhetischen Verletzungen führen kann, dominiert hier eine großartige Komposition, die selbst im kleinen Format noch ihre Monumentalität beweist. Unterstützt von einem strengen und dem heute anachronistisch wirkenden Haarnetz wird eine asketische Haltung zelebriert, die das Lebensgefühl des Künstlers in dieser Zeit leicht ironisierend widerspiegelt. Birkle, der an seine süddeutsche Herkunft motivisch immer wieder anknüpft, ist ein Wandler zwischen den Welten. In Berlin, wo er aufwächst, wird das Marginale der Weltstadt genauso sein Thema wie eine bäuerliche Weltversonnenheit der Motive aus dem süddeutschen Raum. Die Aufnahme als jüngstes Mitglied in die Berliner Sezession trägt zu jenem Selbstbewusstsein bei, welches in dieses Porträt eingeflossen sein mag.
Unmittelbar nach dem Hochschulabschluss wird er Meisterschüler von Prof. Arthur von Kampf an der Preußischen Akademie der Künste. In den 1930er Jahren verlieren sich in Birkles Werk die sozialkritisch zugespitzten Tendenzen; Landschaften und Industriemotive werden stimmungshafter und monumentaler. Dieselben Bilder, mit denen der Künstler 1936 Deutschland auf der Biennale in Venedig vertritt, werden 1937 vor Ausstellungseröffnung im Haus der Deutschen Kunst in München seine Bilder entfernt und weitere Werke aus öffentlichen Sammlungen als "entartet" beschlagnahmt. 1946 erhält Birkle die österreichische Staatsbürgerschaft und wirkt in seiner neuen Wahlheimat vor allem als religiöser Glasmaler, der in der Anwendung der aus Frankreich kommenden "Dalleglas-Technik" neue Wege beschreitet. Im expressiven malerischen und zeichnerischen Spätwerk greift Birkle - sich als "Chronist der Zeit" verstehend - auf frühere Motive der 1920er und 1940er Jahre und deren sozialkritische Tendenzen zurück. Am 29. Januar 1986 stirbt Albert Birkle in Salzburg. [KD].
In guter, farbfrischer Erhaltung. Vornehmlich in den Randbereichen mit vereinzelten winzigen Retuschen. Linke untere Ecke mit minimaler Bruchspur in der Farbschicht, fachmännisch retuschiert.
EUR: 20.000 - 30.000 REGEL(7%)
US$: 27.280 - 40.920
Albert Birkle
1900 Berlin - 1986 Salzburg
Selbstbildnis mit der Frisierhaube. 1923.
Öl auf Malpappe, auf Pappe kaschiert.
Rechts unten signiert und datiert. Verso bezeichnet. 45 x 36 cm (17,7 x 14,1 in).
Wir danken Roswita und Victor Pontzen, Archiv und Werkbetreuung Albert Birkle, Salzburg, für die freundliche Unterstützung.
PROVENIENZ: Neue Münchner Galerie, Richard Hiepe.
Privatsammlung Süddeutschland (seit Mitte der 1970er Jahre).
Privatsammlung Deutschland.
Albert Birkle beginnt nach dem Ende des Ersten Weltkriegs eine Lehre als Dekorationsmaler im väterlichen Betrieb. Ab 1918 studiert er an der Hochschule der Bildenden Künste in Berliner-Charlottenburg bei Ferdinand Spiegel und Paul Plontke. Als jüngstes Mitglied findet Birkle 1923 Aufnahme in der "Berliner Sezession" und ein Jahr später in der von Max Liebermann als Präsident geleiteten "Preußischen Akademie der Künste". Während dieser Studienjahre formt er einen religiös-sozialkritischen Realismus mit neusachlichen Zügen aus, der vor allem in seinen eigenwilligen Charakterköpfen karikaturistische Momente annimmt.
Birkles Realismus, der in der deutschen Malerei der 1920er Jahre eine Sonderstellung einnimmt, ist in seiner konkreten Gestaltung und dem oft überzogenen Ausdruck, der vor allem in den Porträts zum Tragen kommt, von einer suggestiven Aussagekraft, die ihresgleichen sucht. Das Selbstbildnis von 1923, das an Vorbilder der italienischen Renaissance anknüpft, übernimmt deren klassischen Bildaufbau. Sein Realismus, der in Details bis zu ästhetischen Verletzungen führen kann, dominiert hier eine großartige Komposition, die selbst im kleinen Format noch ihre Monumentalität beweist. Unterstützt von einem strengen und dem heute anachronistisch wirkenden Haarnetz wird eine asketische Haltung zelebriert, die das Lebensgefühl des Künstlers in dieser Zeit leicht ironisierend widerspiegelt. Birkle, der an seine süddeutsche Herkunft motivisch immer wieder anknüpft, ist ein Wandler zwischen den Welten. In Berlin, wo er aufwächst, wird das Marginale der Weltstadt genauso sein Thema wie eine bäuerliche Weltversonnenheit der Motive aus dem süddeutschen Raum. Die Aufnahme als jüngstes Mitglied in die Berliner Sezession trägt zu jenem Selbstbewusstsein bei, welches in dieses Porträt eingeflossen sein mag.
Unmittelbar nach dem Hochschulabschluss wird er Meisterschüler von Prof. Arthur von Kampf an der Preußischen Akademie der Künste. In den 1930er Jahren verlieren sich in Birkles Werk die sozialkritisch zugespitzten Tendenzen; Landschaften und Industriemotive werden stimmungshafter und monumentaler. Dieselben Bilder, mit denen der Künstler 1936 Deutschland auf der Biennale in Venedig vertritt, werden 1937 vor Ausstellungseröffnung im Haus der Deutschen Kunst in München seine Bilder entfernt und weitere Werke aus öffentlichen Sammlungen als "entartet" beschlagnahmt. 1946 erhält Birkle die österreichische Staatsbürgerschaft und wirkt in seiner neuen Wahlheimat vor allem als religiöser Glasmaler, der in der Anwendung der aus Frankreich kommenden "Dalleglas-Technik" neue Wege beschreitet. Im expressiven malerischen und zeichnerischen Spätwerk greift Birkle - sich als "Chronist der Zeit" verstehend - auf frühere Motive der 1920er und 1940er Jahre und deren sozialkritische Tendenzen zurück. Am 29. Januar 1986 stirbt Albert Birkle in Salzburg. [KD].
In guter, farbfrischer Erhaltung. Vornehmlich in den Randbereichen mit vereinzelten winzigen Retuschen. Linke untere Ecke mit minimaler Bruchspur in der Farbschicht, fachmännisch retuschiert.
EUR: 20.000 - 30.000 REGEL(7%)
US$: 27.280 - 40.920
267
Albert Birkle
Selbstbildnis mit der Frisierhaube, 1923.
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