Auktion: 350 / Moderne Kunst am 19.06.2009 in München Lot 202

 
August Macke - Malvolio


202
August Macke
Malvolio, 1907.
Aquarell
Schätzung:
€ 14.000
Ergebnis:
€ 25.620

(inkl. Käuferaufgeld)
Lot: 202
August Macke
1887 Meschede/Sauerland - 1914 Perthes-les-Hurlus/Frankreich
Malvolio. 1907/08.
Aquarell.
Heiderich 39. Nicht bei Vriesen, dort nur die erste Version (Heiderich 38). Mit dem blauen Nachlassstempel (Lugt 1775 b), dort handschriftlich nummeriert "67". Im Unterrand zudem mit den handschriftlichen Nachlass-Bezeichnungen "Straßenbild aus Paris I. 1907 Rücks: Malvolio. Farbige Stiftzeichn.". Auf Zeichenpapier, auf Maschinenbütten kaschiert. 26,3 x 24 cm (10,3 x 9,4 in). Papier: 31,8 x 24 cm (12,5 x 9,4 in).
Das Blatt wurde als ehemalige p. 41 d des Skizzenbuches Nr. 12 B rekonstruiert (vgl. Heiderich 38). Es wurde von seiner ursprünglichen Rückseite getrennt und kaschiert. Bei der ehemaligen Rückseite handelt es sich um die Zeichnung mit Farbkreide "Verkehrsstraße in Paris" (Skizzenbuch Nr. 12 B, p. 41 d v).

PROVENIENZ: Privatbesitz.
Sammlung Beck, Stuttgart.
Privatsammlung Süddeutschland.

LITERATUR: Ursula Heiderich, August Macke. Die Skizzenbücher, 2 Bde., Stuttgart 1987, S. 435 und 447, S. 446 (mit Abb.).

Begeistert von der Malerei Böcklins beginnt August Macke mit 17 Jahren sein Studium an der Kunstakademie und der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf. Für das dortige Schauspielhaus entwirft er in dieser Zeit Dekorationen und Kostüme. 1907 reist Macke nach Paris, wo er die Malerei der Impressionisten sieht, die ihn fasziniert. Zurück im Kaiserreich geht er nach Berlin und besucht für kurze Zeit die Malschule von Lovis Corinth. Die vorliegende Arbeit entsteht in dieser Zeit des Berliner Studienaufenthaltes zwischen Oktober 1907 und März 1908, als Macke überwiegend Zeichnungen, teilweise in ausgeführterer Form und unter Wechsel der Technik - mit der Tuschfeder, mit farbigen Stiften, mit Aquarellfarben oder auch mit Ölfarben -, wiederholt.
Bereits im Frühjahr 1906 arbeitet Macke an Bühnenbildern zu "Rotkäppchen". Beeinflusst durch die neuen szenischen Gestaltungen des Engländers Edward Gordon Craig, die Macke in der Zeitschrift "The Studio" gesehen hat, strebt auch er eine Reform des Bühnenbildes an, weg vom gängigen Illusionismus. Angeregt durch eine Inszenierung von Shakespeares "Was ihr wollt", die Max Reinhardt in den Berliner Kammerspielen realisiert, entwirft Macke diese kleine Komposition. Da sie gleich zweimal in seinen Skizzenbüchern zu finden ist, dürfte er ein besonderes Interesse an dieser skurrilen Figur in Shakespeares Verwechslungskomödie gefunden haben. Der formale Aufbau des Aquarells rein aus Farbflächen ist in dieser Komposition neu und frisch, lässt bereits an die späteren Tunisaquarelle denken, die in ihrem formalen Aufbau vergleichbar sind. Malvolio ist bei Shakespeare ein Narr, dessen komischer Charakter schon fast tragische Züge annimmt und dem Macke in kantigen Formen und mit gelängten Gliedmaßen das Gestelzte einer Gestalt in ihrer Selbstverliebtheit gibt. Das einheitliche Gelb, in dem die Figur angelegt ist, trägt viel zu dieser Wirkung bei. Beachtenswert ist, wie der Künstler auf weitere Details verzichtet und sich in der Beschränkung auf wenige Farben, ganz auf die Figur konzentriert. Er beweist damit einmal mehr seine Souveränität in der Behandlung eines narrativen Themas, die weit über die eigentliche Vorgabe hinausgeht.
1909 lernt Macke am Kochelsee Franz Marc kennen, 1911 schließt er sich der Münchner Künstlergruppe "Der Blaue Reiter" an. Die Tunisreise mit Paul Klee und Louis René Moilliet 1914 trägt dazu bei, dass sich sein eigener Stil mit leuchtender, intensiver Farbigkeit entwickelt. Im Alter von nur 27 Jahren fällt Macke am 26. September 1914 an der Westfront in Frankreich. [KD].

Sehr guter Gesamteindruck von besonderer Farbfrische. In den Ecken und am Unterrand mit minimalen Griffknicken und partiell fingerfleckig.

EUR: 14.000 - 18.000 REGEL(7%)
US$: 19.096 - 24.552




202
August Macke
Malvolio, 1907.
Aquarell
Schätzung:
€ 14.000
Ergebnis:
€ 25.620

(inkl. Käuferaufgeld)