Auktion: 347 / Modern Art und Kunst nach 45 am 24./25.10.2008 in Hamburg Lot 429

 
Karl Schmidt-Rottluff - Fensterausblick


429
Karl Schmidt-Rottluff
Fensterausblick, 1968.
Aquarell
Schätzung:
€ 14.000
Ergebnis:
€ 22.326

(inkl. Käuferaufgeld)

Fensterausblick. Um 1968.
Aquarell, Tuschpinsel und Bleistift.
Rechts unten signiert. Verso von fremder Hand betitelt und bezeichnet "I" sowie mit dem Nachlassstempel, dort handschriftlich bezeichnet "B 920". Auf Bütten. 39,6 : 54 cm (15,5 : 21,2 in), blattgroß. 1905 beginnt Karl Schmidt-Rottluff ein Architekturstudium an der Technischen Universität in Dresden. Im selben Jahr gründet er mit Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Fritz Bleyl die Künstlergemeinschaft "Die Brücke". Mit seiner Übersiedlung nach Berlin im Jahr 1911 wendet sich der Künstler verstärkt formalen Problemen zu und entwickelt eine zunehmend reduzierte, geometrische Formensprache. Der Ausbruch des Krieges unterbricht zunächst diese Entwicklung. 1918 kehrt er nach Berlin zurück. Seinen Arbeitsrhythmus mit Malreisen im Sommer und der Atelierarbeit im Winter behält er auch in den zwanziger Jahren bei. Aufenthalte in Pommern, am Lebasee, im Tessin und im Taunus, ferner in Rom als Studiengast der deutschen Akademie in der Villa Massimo (1930) inspirieren Schmidt-Rottluff zu seinen reifen Stillleben und Landschaften. 1937 wird seine Kunst auf der Münchner Ausstellung "Entartete Kunst" diffamiert, 1941 folgen das Malverbot und der Ausschluss aus dem Berufsverband. Nach dem Zweiten Weltkrieg nimmt Schmidt-Rottluff einen Lehrstuhl an der (West-) Berliner Hochschule für bildende Künste an. Sein Spätwerk schließt motivisch an die expressionistische Phase an, ist farblich jedoch differenzierter und weniger intensiv. Der als Erneuerer der Kunst, als Revolutionär Angetretene erhält 1956 den Orden "Pour le Mérite" und sieht sich als Klassiker geehrt.

Das Jahr 1959 markiert den Beginn von Schmidt-Rottluffs reifem Spätwerk, in der die Expressivität seiner Kompositionen dem stillen Sein der Dinge das Feld räumt. Seine Kreativität und Kraft fließen jetzt nicht mehr in Gemälde - das letzte entsteht 1964 -, sondern in seine Aquarelle und sogenannten "Schwarzblätter". Es sind die Dinge seiner unmittelbaren Umgebung, die der Künstler nun ins Auge fasst. Auch unser Stillleben widmet sich ganz der stillen Betrachtung alltäglicher und einfacher Gegenstände. Den Kerzenständer, der unserem Aquarell den entscheidenden kompositorischen Akzent verleiht, verwendet Schmidt-Rottluff in einer weiteren Arbeit, die er selbst auf das Jahr 1968 datiert (vgl. M. M. Moeller, Karl Schmidt-Rottluff. Aquarelle, Ausst.Kat. Berlin u.a., Stuttgart 1991, Kat.Nr. 128). Es ist daher anzunehmen, dass auch unser schönes Stillleben in den späten 1960er Jahren entstanden ist.

1967 wird das auf seine Initiative hin gegründete Brücke-Museum in Berlin eröffnet. Zahlreiche Ausstellungen in der Bundesrepublik ehren Karl Schmidt-Rottluff, der von der Kunstgeschichte zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Expressionismus gezählt wird. [ME]

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

In guter, farbfrischer Erhaltung. Kanten vereinzelt mit winzigen Bestoßungsspuren.




429
Karl Schmidt-Rottluff
Fensterausblick, 1968.
Aquarell
Schätzung:
€ 14.000
Ergebnis:
€ 22.326

(inkl. Käuferaufgeld)