(inkl. Käuferaufgeld)
Mädchen mit blauem Schal. 1909.
Während seines Sommeraufenthalts in Dangast widmet sich Karl Schmidt-Rottluff 1909 intensiv der Aquarellmalerei. Es entstehen bemerkenswerte Schöpfungen, wie das "Mädchen mit blauem Schal", die völlig autonom und aller Beiläufigkeit enthoben, gleichberechtigt neben seinen Gemälden stehen. Diese frühen Aquarelle werden durch einen schnellen, stark gestischen Pinselduktus bestimmt. Obwohl aus der Farbe heraus gestaltet, sind in diesen Aquarellen noch starke Spuren eines zeichnerischen Gestus zu erkennen. Die Farbkontraste in den Komplementärfarben Rot-Grün verstärken den Eindruck einer Frische der spontanen Erfassung und sie sind gleichzeitig in ihrer optischen Angriffslust signifikant für einen radikalen Bruch mit der Tradition. Es ist das Verdienst der Expressionisten, das Aquarell aus seinem Schattendasein herausgeholt und seinem eigentlichen Element der reinen Farbe wieder zugeführt zu haben. Das sparsame zeichnerische Gerüst einer Pinselzeichnung in Schwarz dient hier dem Aufbau der Gesamtkomposition. Karl Schmidt-Rottluff hat kreativ dem Aquarell eine eigene Aussage zurückgegeben, die im dekorativen Kolorismus unterzugehen drohte. Von da an steht es gleichberechtigt neben Gemälden und Zeichnungen seiner Epoche.
Mit seiner Übersiedlung nach Berlin im Jahr 1911 wendet er sich verstärkt formalen Problemen zu und entwickelt eine zunehmend reduzierte Formensprache. 1937 wird seine Kunst als entartet diffamiert, 1941 folgen das Malverbot und der Ausschluss aus dem Berufsverband. Nach dem Zweiten Weltkrieg nimmt Schmidt-Rottluff einen Lehrstuhl an der (West-) Berliner Hochschule für bildende Künste an. Sein Spätwerk schließt motivisch an die expressionistische Phase an, ist farblich jedoch differenzierter und weniger intensiv. Zahlreiche Ausstellungen in der Bundesrepublik ehren Karl Schmidt-Rottluff, der zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Expressionismus gezählt wird. [KD]
PROVENIENZ: Privatsammlung New York.
In guter, farbfrischer Erhaltung. Ecken mit atelierbedingten Nadeleinstichlöchlein.
Aquarell und Tuschpinsel.
Rechts oben signiert und datiert, verso betitelt. Auf Velin. 66,5 : 48,2 cm (26,1 : 18,9 in), blattgroß. Karl Schmidt-Rottluff beginnt 1905 ein Architekturstudium an der Technischen Universität in Dresden. Im selben Jahr gründet er mit Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Fritz Bleyl die Künstlergemeinschaft "Die Brücke". 1906 erscheint die erste gemeinsame Grafikmappe. In seinen expressionistischen Bildern verleiht der Maler der leidenschaftlich aufgetragenen und bildbestimmenden Farbe eine intensive Leuchtkraft und geht in der Verwendung der unvermischten Primärfarben im Vergleich zu seinen Künstlerkollegen am weitesten.
AUSSTELLUNG: Karl Schmidt-Rottluff. Aquarelle, Farbstift- und Tuschpinselblätter. Ausstellung zum 85. Geburtstag, Staatsgalerie Stuttgart 1969, Kat.Nr. 3 (mit Abb. auf S. 89, dort betitelt: "Brustbild einer Frau mit Hut und Schleier").
(inkl. Käuferaufgeld)
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