(inkl. Käuferaufgeld)
Pots et fruits. 1910.
In den frühen Gemälden von Auguste Herbin zeigen sich deutlich die Einflüsse der Zeit. Sind es bei den Landschaften eher spätimpressionistische Impulse, so lässt sich an den verfestigten Formen der Stillleben die Orientierung an Cézanne erkennen und in diesem Zusammenhang die Auseinandersetzung mit dem Kubismus. Die mächtigen Tongefäße, die in reizvollem Gegensatz zu den Birnen im Vordergrund stehen, sind in ihrer bauchigen Statuarik einem Formengut verpflichtet, das um diese Zeit gern groß und beherrschend ins Bild gesetzt wurde. Überraschend ist die subtile Farbigkeit, die in dem Rotakzent gipfelt, den Herbin einer der beiden Birnen im Vordergrund verleiht.
Ab 1917 beginnt eine ungegenständliche, geometrische Phase, die sich zunehmend in Richtung Konstruktivismus entwickelt. Herbin wird 1929 Mitbegründer des Salon des Surindépendants, zwei Jahre später ruft er die Künstlervereinigung 'Abstraction-Création' ins Leben. Nach dem Krieg ist er Mitbegründer, ab 1955 Präsident des Salon des Réalités Nouvelles. Ab 1938 führt ihn die Beschäftigung mit dem italienischen Trecento zu einer konkreten Malerei mit strengem Flächenprinzip und einfachen geometrischen Formen. 1953 muss der Künstler aufgrund einer halbseitigen Körperlähmung lernen, mit der linken Hand zu malen. Die für Herbins Malerei charakteristische architektonische Gesinnung und seine koloristischen Qualitäten eröffnen bereits seinem Vorkriegswerk eine breite internationale Anerkennung, die auch nach dem Krieg ihre Fortsetzung findet. Auguste Herbin stirbt 1960 in Paris. [KD]
Guter Gesamteindruck. Doubliert. Kanten rahmungsbedingt minimal berieben. Mit vereinzelten Retuschen.
Öl auf Leinwand.
Claisse 224. Links oben schwer leserlich signiert. 73 : 92 cm (28,7 : 36,2 in). Am 29. April 1882 kommt Auguste Herbin als Sohn einer Handwerkerfamilie in dem kleinen Dorf Quiévy an der belgischen Grenze zur Welt. Entsprechend dieser Herkunft wird auch die Malerei des Nordfranzosen von großer handwerklicher Qualität bestimmt. Ab 1900 besucht der Künstler die École des Beaux-Arts in Lille, bevor er sich 1901 in Paris niederlässt, wo er sich zunächst den Impressionisten anschließt. 1905 stellt Herbin das erste Mal aus und begegnet 1907 Wilhelm Uhde, der sich für ihn einsetzt. Ein Jahr später werden seine Bilder vom Salon d'Automne zurückgewiesen. Die Kunst der Nabis und der Fauves sowie die Cézanne-Gedächtnisausstellung üben nun einen großen Einfluss auf den Künstler aus. 1909 bezieht er ein Atelier in der Nachbarschaft von Pablo Picasso und Juan Gris.
EXPERTISE: Mit einer Fotoexpertise von Frau Geneviève Claisse, Paris, vom 3. Mai 2008
PROVENIENZ: Sammlung Ellinor und Max Alsberg, Berlin (direkt vom Künstler erworben).
Sammlung Erich Walter Sternberg, Tel-Aviv.
Privatsammlung Norddeutschland.
AUSSTELLUNG: Auguste Herbin, Galerie Moderne, Clovis Sagot, Paris, 2.-17.3.1914, Kat.Nr. 9.
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