Auktion: 345 / Modern Art / Kunst nach 45 am 04./05.06.2008 Lot 222

 
Lyonel Feininger - Christmas Ghosties


222
Lyonel Feininger
Christmas Ghosties, 1955.
Gouache
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 15.600

(inkl. Käuferaufgeld)

Christmas Ghosties. 1955.
Gouache, Aquarell, Tuschfeder und Goldbronze.
Links unten signiert und datiert, rechts oben bezeichnet "MERRY XMAS!". Auf Bütten. 10,1 : 14,2 cm (3,9 : 5,5 in), blattgroß. Lyonel Feininger wird 1871 als Sohn deutscher Eltern in New York geboren. 1887 kehrt die Familie nach Europa zurück, wo Feininger im Anschluss an den Besuch der Gewerbeschule in Hamburg von 1888-92 an der Königlichen Kunstakademie in Berlin studiert. Nach einjährigem Besuch der privaten Kunstschule des italienischen Bildhauers Filippo Colarossi in Paris arbeitet Feininger bis 1906 u.a. als Illustrator in Berlin. Die folgenden zwei Jahre hält der Künstler sich erneut in Paris auf und macht dort die Bekanntschaft mit dem "Café du Dôme"-Kreis der deutschen Matisse-Schüler und mit Robert Delaunay. 1909 wird Feininger Mitglied der Berliner Sezession, an deren Ausstellung er ein Jahr später erstmals teilnimmt. Anlässlich seiner Ausstellung im Salon des Indépendants in Paris 1911 kommt er mit dem Kubismus in Berührung. Die Bekanntschaft mit Alfred Kubin und den "Brücke"-Malern Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel 1912 eröffnen für sein Werk neue Dimensionen. Auf Einladung von Franz Marc nimmt Feininger 1913 am "Ersten Deutschen Herbstsalon" in der "Sturm"-Galerie von Herwarth Walden in Berlin teil. Dort findet 1917 auch seine erste Einzelausstellung statt. 1919 wird der Künstler von Walter Gropius ans "Bauhaus" in Weimar berufen, wo er bis 1926 unterrichtet. Mit Wassily Kandinsky, Paul Klee und Alexej von Jawlensky gründet Feininger 1924 die Gruppe "Die Blauen Vier". Eine erste umfangreiche Retrospektive findet 1931 im Kronprinzen-Palais in Berlin statt, wohin er 1933 übersiedelt. 1937 emigriert Lyonel Feininger nach New York. Im selben Jahr werden in Deutschland über 400 seiner Arbeiten von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Der künstlerische Durchbruch in den USA gelingt Feininger erst 1944 durch eine Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art.

In Feiningers Spätwerk entsteht in einer Vielzahl kleiner Zeichnungen und Aquarellen eine fantastische Welt von unwirklichen, anrührenden Wesen, in denen der Künstler mit wenigen Strichen und Farbflecken meisterhaft all das zum Leben erweckt, was er je an den Menschen beobachtet hat. Feiningers Lebenserfahrung, sein Humor, seine Fantasie und sein zugleich liebevolles und scheues Verhältnis zur Menschheit drücken sich in diesen kleinen Arbeiten aus, die er im übrigen nie verkauft oder ausgestellt, sondern nur verschenkt hat. Seine Gespenster sind gutmütig und freundlich, sie führen ein reges Eigenleben, ohne jemals böse Absichten zu entwickeln.

Feiningers Unterricht, seine Schriften und seine späten Aquarelle werden in den Vereinigten Staaten richtungsweisend für die Entstehung der Malerei des Abstrakten Expressionismus. [NB]
EXPERTISE: Mit einer Foto-Expertise von Herrn Achim Moeller, New York, vom 10. November 2006. Die Arbeit ist im Lyonel Feininger Archiv der Zeichnungen und Aquarelle registriert
PROVENIENZ: Privatsammlung Louisiana (Geschenk des Künstlers).
Privatsammlung Louisiana (bis circa 2002).
Privatbesitz.
Privatsammlung Süddeutschland.

Von guter, farbfrischer Erhaltung. Kanten partiell kaum merklich gebräunt.
Abbildung größer als Original.




222
Lyonel Feininger
Christmas Ghosties, 1955.
Gouache
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 15.600

(inkl. Käuferaufgeld)