(inkl. Käuferaufgeld)
Weiblicher Kopf. Um 1920/23.
Jawlenskys Stil ist anfänglich beeinflusst von den Fauves und hier besonders von Matisse. Dann aber findet der Maler seinen eigenen expressionistischen Stil, dem eine starke Farbigkeit in einfacher Zeichnung zu eigen ist. Ab 1918 entsteht die Reihe der abstrakten Köpfe. In der folgenden Zeit werden stille, verinnerlichte Bilder des mystisch vergeistigten menschlichen Antlitzes, zu denen auch die vorliegende Arbeit gehört, kennzeichnend für Jawlensky. "Ich habe viele Gesichte gemalt. Ich saß in meinem Atelier und malte, und mir war die Natur als Souffleur nicht notwendig. Mir war genug, wenn ich mich selbst vertiefte, betete und meine Seele vorbereitete in einen religiösen Zustand. Die Gesichte sind sehr vollkommen in der Technik und strahlen große Geistigkeit aus." (zit. nach: Clemens Weiler, Alexej Jawlensky. Köpfe, Gesichte, Meditationen, Hanau 1970, o.S.).
Eine schwere Arthritis-Erkrankung im Jahr 1929 hat einige Kuraufenthalte zur Folge, denen sich der Künstler regelmäßig unterziehen muss. Jawlensky leidet unter einer fortschreitenden Lähmung und kann nur unter Schwierigkeiten malen. 1933 wird er von den Nationalsozialisten mit Ausstellungsverbot belegt. 1937 werden 72 seiner Werke als 'entartet' beschlagnahmt. Vier Jahre später, 1941, stirbt Jawlensky in Wiesbaden. [KD]
Auf dem Büttenkarton unten links mit dem Stempel "JS" und bezeichnet "No. 136", unten rechts "JAWLENSKY", wohl von Lisa Kümmel, sowie datiert "1922", wohl von fremder Hand
Aquarell und Feder mit Tusche.
Links unten monogrammiert. Auf Japan, auf Büttenkarton aufgezogen. 22,7 : 16,4 cm (8,9 : 6,4 in). Büttenkarton: 28,8 x 20,2 cm (11,3 x 7,9 in). Als ehemaliger Offizier der zaristischen Armee beginnt Jawlensky erst 1889 in St. Petersburg mit seiner künstlerischen Ausbildung. Er studiert bei Ilja Repin und lernt über diesen Marianne von Werefkin und Helene Nesnakomoff, seine spätere Frau, kennen. Mit beiden siedelt Jawlensky 1896 nach München über, um eine private Kunstschule zu besuchen. Hier lernt er Wassily Kandinsky kennen. Der Künstler unternimmt mehrere Reisen nach Frankreich und kann 1905 durch Vermittlung von Sergej Djagilev im Salon d'automne zehn Gemälde zeigen. Jawlensky trifft zum ersten Mal Henri Matisse. Im Sommer 1908 arbeitet er mit Kandinsky, Marianne von Werefkin und Gabriele Münter erstmals zusammen in Murnau. Hier entsteht auch die Idee zur Gründung der "Neuen Künstlervereinigung München", zu der sich die vier Maler und andere Münchner Künstler 1909 zusammenschließen. Zwei Jahre später wird der 'Blaue Reiter' als neue große Idee einer künstlerischen Zusammenarbeit ins Leben gerufen. 1913 nimmt Jawlensky am Ersten Deutschen Herbstsalon Herwarth Waldens in Berlin teil. Als 1914 der Erste Weltkrieg beginnt, wird Jawlensky als russischer Staatsbürger aus Deutschland ausgewiesen. Er siedelt mit seiner Familie und Marianne von Werefkin nach St. Prex am Genfer See über und lebt bis 1921 in der Schweiz. Anschließend lässt sich Jawlensky endgültig in Wiesbaden nieder.
EXPERTISE: Wir danken Frau Angelica Jawlensky-Bianconi, Alexej von Jawlensky-Archiv S.A., Locarno, für die wissenschaftliche Beratung. Das Werk wird in den in Vorbereitung befindlichen 3. Band des Werkverzeichnisses aufgenommen und im 3. Band der Reihe "Bild und Wissenschaft. Forschungsbeiträge zu Leben und Werk Alexej von Jawlenskys" publiziert
PROVENIENZ: Privatsammlung Norddeutschland.
Privatsammlung Österreich.
Guter Gesamteindruck. Karton in den Kanten teils unregelmäßig beschnitten, Ecken sowie rechte Kante partiell minimal bestoßen. Im Rand geringfügig angeschmutzt, untere Ecken deutlicher. Oberkante mit drei kleinen Klebespuren aufgrund ehemaliger Montierung.
(inkl. Käuferaufgeld)
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