(inkl. Käuferaufgeld)
Fabrik hinter Bäumen. Um 1938.
Unsere Arbeit gehört zu den letzten Bildern von der Hand Kanoldts und ist wohl während seiner Oberpfalzreise im Frühsommer 1938 entstanden. In dieser Spätphase löst sich der Künstler von der Formensprache der Neuen Sachlichkeit und wendet sich dem Spätimpressionismus zu. Seine seit dem Sommer 1937 zurückkehrende Schaffenskraft steht jedoch unter einem schlechten Stern. Die rigorosen Maßnahmen der staatlichen Kulturpolitik bringen ihn zunehmend in Bedrängnis. Die Behörden beschlagnahmen zahlreiche seiner Arbeiten im Rahmen der Aktion "Entartete Kunst" und im Frühjahr 1938 durchsucht die Gestapo seine Berliner Wohnung.
Diese unverhohlene Feindseligkeit trifft Kanoldt schwer und verschlimmert sein Herzleiden, dem er schließlich am 24. Januar 1939 erliegt. [ME]
PROVENIENZ: Galerie Gunzenhauser, München.
In guter farbfrischer Erhaltung. Partiell mit minimalem Craquelé. Kanten rahmungsbedingt kaum merklich berieben. Mit wenigen unbedeutenden Retuschen, wohl von der Hand des Künstlers.
Öl auf Leinwand.
Auf dem Keilrahmen mit einem Etikett, dort bezeichnet "Gärten mit Dächern 1 Fabrikschlot hinten g/K[...] 70 x 60 AK.". 60 : 70,5 cm (23,6 : 27,7 in). Im Alter von achtzehn Jahren beginnt Kanoldt zunächst eine Lehre als Dekorationsmaler an der dortigen Kunstgewerbeschule, wechselt jedoch 1901 an die Akademie der bildenden Künste. Bei Ernst Schurth eignet sich Kanoldt erste zeichnerische Grundlagen an und befreundet sich mit dem Kommilitonen Adolf Erbslöh. In dieser Zeit studiert er intensiv die Technik der Neoimpressionisten, die ihn zu drucktechnisch aufwendigen Farblithografien anregen. 1904 setzt Kanoldt sein Studium in der Malklasse von Friedrich Fehr fort, wird 1906-09 dessen Meisterschüler. 1908 siedelt der Künstler nach München über, wo er ein Jahr später u.a. mit Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky und Gabriele Münter die "Neue Künstlervereinigung München" gründet, einem Vorreiter des "Blauen Reiter". An deren erster Ausstellung 1909 in der Münchner Modernen Galerie von Heinrich Thannhauser ist auch Kanoldt beteiligt. 1913 ist er neben Karl Caspar, Jawlensky und Paul Klee Mitglied der "Münchener Neuen Secession". Während eines längeren Italien-Aufenthaltes entstehen 1924 multiperspektivische Architekturlandschaften und kühle Raumdarstellungen. Diese Arbeiten stellen einen Neubeginn in Kanoldts Schaffen dar und lassen ihn 1925 an der Ausstellung "Neue Sachlichkeit" in der Kunsthalle Mannheim teilnehmen, wo er neben Max Beckmann mit dem größten Werkkonvolut vertreten ist. Im selben Jahr wird er von Oscar Moll an die Breslauer Kunstakademie berufen, die er jedoch 1931 wieder verlässt. Zusammen mit Karl Hofer ist Kanoldt 1927 Mitbegründer der "Badischen Secession" in Freiburg, 1931 eröffnet er in Garmisch-Partenkirchen eine private Malschule. 1932 wird er Mitglied der Münchner Künstlergruppe "Die Sieben" und nimmt an deren Ausstellungen teil. Kanoldt malt in dieser Zeit vorwiegend Stillleben und italienische Landschaften, die sich in ihrer nüchternen Darstellungsweise an der "Neuen Sachlichkeit" orientieren.
Privatsammlung Süddeutschland.
AUSSTELLUNG: Alexander Kanoldt. Ölbilder, Handzeichnungen, Lithographien, Galerie Gunzenhauser, München 1981, Kat.Nr. 12 (mit Abb.).
Alexander Kanoldt 1881-1939. Gemälde, Zeichnungen, Lithographien, Museum für Neue Kunst, Freiburg im Breisgau, 14.3.-26.4.1987/Von der Heydt-Museum der Stadt Wuppertal, 17.5.-5.7.1987, Kat.Nr. 60, S. 152 (mit Abb.).
(inkl. Käuferaufgeld)
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