Auktion: 342 / Modern Art / Seitenwege am 03.12.2008 in München Lot 305

 
Edgar Ende - Der Tänzer auf der Kugel


305
Edgar Ende
Der Tänzer auf der Kugel, 1948.
Öl auf Papier
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 28.060

(inkl. Käuferaufgeld)

Der Tänzer auf der Kugel. 1948.
Öl auf Papier, auf Hartfaserplatte.
Murken 135. Rechts unten signiert und datiert. 53,5 : 68,5 cm (21 : 26,9 in). Edgar Ende beginnt 1915 eine Lehre als Dekorationsmaler und besucht parallel dazu die Kunstgewerbeschule in Hamburg-Altona und später auch Kurse an der Hochschule für Freie und Angewandte Kunst in Hamburg. Er erhält ein Atelier im Donnerschen Schloss, wird Mitglied im Altonaer Künstlerverein und stellt bei Karl Nierendorf in Berlin und in der Hamburger Secession aus. 1928 verlässt Edgar Ende Hamburg und siedelt nach Garmisch, wenige Jahre später nach München über. Die frühen 1930er Jahre sind für den Maler äußerst fruchtbar. Er skizziert seine spontanen, aus dem Unterbewusstsein entwickelten Bildideen in den sogenannten Dunkelkammerskizzen und erschafft Gemälde mit einer ganz eigenen Bildwelt. 1936 erhält der Künstler Berufs- und Ausstellungsverbot, 1937 werden seine Arbeiten im Zuge der Aktion "Entartete Kunst" aus deutschen Museen und Galerien entfernt. Während der Bombardierung Münchens 1944 wird der größte Teil seines Werkes vernichtet. Nach dem Krieg ist Ende Mitbegründer des Berufsverbandes Münchner Künstler und der "Neuen Gruppe", nimmt u.a. an der Biennale in Venedig teil und ist mehrfach Jurymitglied der Großen Münchner Kunstausstellung im Haus der Kunst.

Unser Gemälde ist eines der Hauptwerke des Malers Edgar Ende. Gustav E. Hartlaub spricht vom "Romantischen Surrealismus" Edgar Endes und wird mit dieser Formulierung dem späten malerischen Werk des Künstlers mehr als gerecht. Er weißt darauf hin, dass Ende vor allem von der Malerei eines Giorgio de Chirico beeinflusst ist. Endes gemalte Träume sind wie Visionen einer klassischen Zwischenwelt, in der Spielerisches mit Bedrohung vermischt wird. Vieles aus dem Unterbewussten wird hier visualisiert und harrt nun einer mehrschichtigen Deutung. So zeigt auch unser Bild mit seinen irrealen Figuren, die in einer irrealen Welt irreale Handlungen ausführen, eine in sich geschlossene Mythologie, die sich mit den üblichen kunst- und kulturhistorischen Begrifflichkeiten kaum erklären lässt. Edgar Ende öffnet seine surrealen Welten nicht dem Spezialisten, sondern dem Phantasiebegabten, der sich den unverstellten Blick eines Kindes erhalten hat.

1951 lernt Ende in Paris André Breton kennen und begründet die Internationale Vereinigung der Surrealisten mit. 1963 wird er zum Ehrenmitglied der Akademie der Bildenden Künste in München ernannt. Nach einem ungewöhnlich produktiven Schaffensjahr verstirbt der Maler 1965 in Netterndorf. [KD]

PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.
Galerie Helmut Pabst, Frankfurt am Main.
Privatsammlung Hessen.
AUSSTELLUNG: Edgar Ende, Ausstellung und Katalog der nachgelassenen Gemälde, Galerie Wolfgang Ketterer, 2.7.-12.8.1972, Kat.Nr. 30 (mit Abb.).
Edgar Ende 1901-1965. Gemälde, Gouachen und Zeichnungen, Städtische Galerie im Lenbachhaus München, 25.11.1987-17.1.1988/ Hamburger Kunsthalle, 5.2.-20.3.1988/ Städtische Kunsthalle Mannheim, 25.6.-28.8.1988/ Von der Heydt-Museum der Stadt Wuppertal, 2.10.-20.11.1988 (laut Auskunft der Nachlassverwaltung außerhalb des Kataloges).
Edgar und Michael Ende, Wanderausstellung in Tokyo und sechs weiteren japanischen Städten, 1989, Kat.Nr. 22.

Guter Gesamteindruck. Ränder mit einzelnen kleineren Retuschen, in den Ecken teils deutlicher.




305
Edgar Ende
Der Tänzer auf der Kugel, 1948.
Öl auf Papier
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 28.060

(inkl. Käuferaufgeld)