Auktion: 342 / Modern Art / Seitenwege am 03.12.2008 in München Lot 219

 
Gabriele Münter - Gefleckte Vase


219
Gabriele Münter
Gefleckte Vase, 1910.
Öl
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 146.400

(inkl. Käuferaufgeld)

Gefleckte Vase. 1910.
Öl auf Karton.
Rechts unten signiert und datiert. Verso handschriftlich betitelt und bezeichnet "Münter". 51 : 69 cm (20 : 27,1 in). Den ersten Unterricht erhält Gabriele Münter 1897 an der Düsseldorfer Damen-Kunstschule, die weitere Ausbildung im Künstlerinnen-Verein als Schülerin von M. Dasio und A. Jank. Anschließend geht sie nach München und besucht dort die Privatkunstschule "Phalanx"; Leiter der Schule ist Wassily Kandinsky. Mit ihm unternimmt Gabriele Münter ab 1904 viele Reisen u.a. nach Holland, Italien und Frankreich, wo sie Rousseau und Matisse kennenlernen. Stilistisch distanziert sich Münter nun vom Impressionismus und lässt in ihrem Werk Einflüsse der Fauves und Expressionisten erkennen. Ein ruhigeres Leben beginnt ab 1908 in der mit Kandinsky gemeinsamen Wohnung in München. Mit Klee, Marc, Macke, Jawlensky und Marianne von Werefkin pflegen die beiden regen Kontakt. Für eine produktive künstlerische Zusammenarbeit ist das von Münter gekaufte Landhaus in Murnau die richtige Umgebung. 1909 beginnt die Künstlerin mit Hinterglasbildern, ein Medium, das später auch Kandinsky, Marc, Macke und Campendonk aufgreifen. Zwei Jahre lang ist Münter Mitglied in der "Neuen Künstlervereinigung München". Im Jahr 1911 tritt sie der von Kandinsky und Marc gegründeten Redaktion "Blauer Reiter" bei. Mit Interesse verfolgt Gabriele Münter Kandinskys abstrakte Bilder, bleibt jedoch selbst bei der figurativen Malerei. Ihre Landschaften, Figurenszenen und Porträts zeigen eine Reduktion auf das Wesentliche mit Hang zur humorvollen Charakterisierung.

Viele der Gemälde Gabriele Münters der Jahre 1910/11 zeichnen sich durch ihre große Geschlossenheit und Festigkeit in der Komposition aus. Wie im vorliegenden Blumenstillleben umschließt sie die glatten Farbflächen mit knappen schwarzen Konturen und erarbeitet so ein konzentriertes Bildgefüge von starker formaler Kraft und Eindringlichkeit. Sie abstrahiert die Formen auf ihre Weise, ohne jedoch die gegenständlichen Themen zu verlassen.

Mit Kriegsausbruch gehen Münter und Kandinsky zunächst in die Schweiz, ein Jahr später (1915) entscheidet sich die Malerin für Stockholm, wo es zur Trennung von Kandinsky kommt. Im Spätherbst 1917 übersiedelt sie nach Kopenhagen. Die 1920er Jahre sind geprägt von vielen Reisen und Aufenthalten in München, Murnau, Köln und Berlin. Durch den Bruch mit Kandinsky in eine tiefe Schaffenskrise geworfen, lebt ihre Malerei erst in den 1930er Jahren neu auf. Ab 1931 lebt Münter ständig in München und Murnau. Im Jahr 1956 erhält sie den Kulturpreis der Stadt München, 1960 findet die erste Ausstellung Münters in den USA statt, gefolgt 1961 von einer großen Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle. Die Künstlerin stirbt am 19. Mai 1962 in ihrem Haus in Murnau. [AS]
EXPERTISE: Dieses Bild wird in dem von der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung herausgegebenen Werkverzeichnis der Gemälde von Gabriele Münter aufgenommen
PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.
AUSSTELLUNG: Kunstausstellung der Sturm unter H. Walden, Berlin, 1913, Kat.Nr. 56 (verso mit dem Etikett).
Gabriele Münter (1904-1913). Kollektiv-Ausstellung, Der Neue Münchener Kunstsalon Max Dietzel, München, März-April 1913.
Maleriudstilling Gabriele Münter-Kandinsky, Kobenhavns Ny Kunstsal, Kopenhagen, 1919 (verso mit dem Etikett).
Gabriele Münter, Galerie Wilhelm Grosshennig, Düsseldorf, 15.8.-15.10.1973, mit Abb. auf dem Titelblatt (verso mit dem Etikett).
Galerie Ludorff, Düsseldorf, 1991, S. 61 (mit Abb.).
1908/2008 - Vor 100 Jahren. Kandinsky, Münter, Jawlensky, Werefkin in Murnau. Schloßmuseum Murnau, 11.7.-9.11.2008, Kat.Nr. 27, S. 161 (mit Farbabb. auf S. 101).

Guter Gesamteindruck.




219
Gabriele Münter
Gefleckte Vase, 1910.
Öl
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 146.400

(inkl. Käuferaufgeld)