Auktion: 342 / Modern Art / Seitenwege am 03.12.2008 in München Lot 252

 
Max Liebermann - Der Nutzgarten in Wannsee nach Westen


252
Max Liebermann
Der Nutzgarten in Wannsee nach Westen, 1920.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 250.000
Ergebnis:
€ 390.400

(inkl. Käuferaufgeld)

Der Nutzgarten in Wannsee nach Westen. 1920.
Öl auf Leinwand.
Eberle 1920/18. Links unten signiert und datiert. 66 : 88 cm (25,9 : 34,6 in). Bereits früh beginnt Max Liebermann, seine unmittelbare Umgebung mit Stift und Papier einzufangen. Als der renommierte Berliner Maler Carl Steffeck Zeichnungen des 15-Jährigen zu sehen bekommt, rät er entgegen den Wünschen der Eltern, dieses Talent unbedingt zu fördern. Er erteilt dem Jungen ersten Unterricht und ermuntert ihn zum Besuch der Weimarer Akademie. Liebermann studiert dort dreieinhalb Jahre bis 1872. Eine Reise nach Düsseldorf führt den jungen Künstler 1871 zu Mihály Munkácsy, einem dort lebenden ungarischen Maler, dessen Realismus ihn begeistert. Unter diesem Eindruck entsteht noch im selben Jahr sein erstes großes Bild "Die Gänserupferinnen". Die ungeschönte Wirklichkeit darin, die bei Kritikern auf herbe Ablehnung stößt, wird von nun an charakteristisch für Liebermanns Darstellungsweise. Die Jahre 1873 bis 1878 verbringt er in Paris und dem Künstlerort Barbizon. Liebermann beschäftigt sich mit der Kunst Millets, dessen Bilder von der Arbeit des einfachen Menschen auf dem Land ihn nachhaltig beeinflussen. Durch sein Engagement, in unpathetischer Schlichtheit das Leben und die Arbeit des einfachen Menschen zur Kunst zu erheben, muss Liebermann stets um Anerkennung kämpfen. Erst als er sich zunehmend Motiven und Szenen aus dem Leben des gehobenen Bürgertums zuwendet, wird er zu einem gefeierten und gesuchten Maler des liberalen Bürgertums der Jahrhundertwende. Die Jahre 1878 bis 1884 verbringt Liebermann in München, bevor er 1884 in seine Geburtsstadt Berlin zurückkehrt. Doch nicht nur als Künstler, sondern auch als Kunstpolitiker nimmt Liebermann einen hohen Rang ein. Bereits Anfang 1892 gehört er zu den Mitgliedern der ersten Sezession Deutschlands, deren Berliner Vorsitz er in den Jahren 1898 bis 1911 innehat. Seine Heimatstadt Berlin ehrt ihn mit der Berufung zum Professor an der Königlichen Akademie der Künste.

Als Max Liebermann 1909 ein Grundstück am Wannsee erwirbt, um dort eine Sommervilla bauen zu lassen, scheint er noch nicht zu ahnen, wie wichtig der Garten in den entbehrungsreichen Jahren des Ersten Weltkrieges und danach noch werden würde. Der Nutzgarten, fester Bestandteil im Ernährungsplan der Familie, hat aber auch seine malerischen Seiten, die bald von Liebermann entdeckt werden. Das reizvolle Nebeneinander von Gemüse und Blumen zusammen mit den Sträuchern und Bäumen, bietet Liebermann immer neue Bildmotive. Die Zahl der Gemälde, die allein auf dem Grundstück am Wannsee entstehen, ist beträchtlich.

Liebermann hat hier seine Souveränität im freien Farbauftrag ausgekostet und ist so zu erstaunlich unkonventionellen Lösungen gekommen. Es sind diese Wannseebilder, die das Alterswerk des Künstlers auf eine überraschende Weise bereichern. Sie sind im Gegensatz zu den vielen Auftragsporträts von spontaner Auffassung des Sujets und einer besonderen Frische der Interpretation.

In den Jahren 1920 bis 1932 wird Liebermann Präsident der Preußischen Akademie der Künste. Die letzte Zeit seines Lebens verbringt der Künstler zurückgezogen. Im November 1934 erkrankt Liebermann schwer und stirbt drei Monate später isoliert in seiner Berliner Wohnung. [KD]

PROVENIENZ: Kurt und Herrmann Lion, Kreuzlingen (1970er Jahre).
Privatbesitz Schweiz.

In sehr guter, farbfrischer Erhaltung. Zwei alt hinterlegte Stellen in der Leinwand, recto nicht sichtbar.




252
Max Liebermann
Der Nutzgarten in Wannsee nach Westen, 1920.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 250.000
Ergebnis:
€ 390.400

(inkl. Käuferaufgeld)