(inkl. Käuferaufgeld)
Zirkusszene. Um 1910.
PROVENIENZ: Charles Henry Kleemann, Höhenschäftlarn bei München.
Ausstellung: Der Blaue Reiter und Das Neue Bild 1909 - 1912. Von der "Neuen Künstlervereinigung München" zum "Blauen Reiter", Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 2.7.-3.10.1999, S. 349, Kat.Nr. 210 (mit ganzseitiger Farbtafel 136).
LITERATUR: Das Neue Bild. Veröffentlichung der Neuen Künstlervereinigung/München, Text von Otto Fischer, München 1912.
Nach Beendigung seiner Ausbildung an der Militärakademie in Moskau beginnt Bechtejeff 1902 an der dortigen Akademie der Künste Malerei zu studieren. Auf Rat Alexej von Jawlenskys kommt er noch im selben Jahr nach München, wo er bis 1905 bei Heinrich Knirr sein Studium fortsetzt. Von 1906 bis 1909 lebt Bechtejeff in Paris. Nach München zurückgekehrt, tritt er 1909 der "Neuen Künstlervereinigung München" bei, die er 1912 aus Protest gegen einen publizistischen Angriff der Gruppe auf die abstrakte Malerei wieder verlässt. Bechtejeffs Werke jener Zeit stehen in ihrer leuchtenden Farbigkeit unter dem starken Einfluss Jawlenskys, während der flirrende Duktus indes an Werke des Spätimpressionismus denken lässt.
Die Pariser Jahre prägen den Künstler ganz entscheidend. So entstehen etwa Paraphrasen der "Olympia" von Edouard Manet oder der "Großen Badenden" von Paul Cézanne, die Bechtejeff in Paris gesehen hat. Unser Bild ist in seiner Thematik dem berühmten Pariser Leben verpflichtet. Es sind die französischen Impressionisten, die die neuen bürgerlichen Vergnügungen ins Bild setzen. Theater, Cafés, Varietébühnen - allen voran das Moulin Rouge -, Rennplätze und Zirkusarenen werden zu den Schauplätzen des gesellschaftlichen Lebens und liefern die Motive der zeitgenössischen Kunst. Wie kein anderer ist es Henri Toulouse-Lautrec, der diese vergänglichen Szenerien ins Bild setzt und in rasanter Dynamik wiedergibt. Bechtejeff dagegen wählt für sein Gemälde einer Pferde-Dressurvorstellung, einen Augenblick der Ruhe aus. In der für ihn typischen ornamental eingesetzten Schönlinigkeit präsentiert er die Körper der blauschwarzen Pferde, deren Geschmeidigkeit und Eleganz mit der der Dompteuse korrespondieren. Dabei scheint ein ganz spezifisch Münchnerisches Lokalkolorit durch. Vor allem Franz Marc beschäftigt sich in diesen Jahren intensiv mit Tierdarstellungen, die Bechtejeff formal durchaus beeinflusst haben können. Während Marc mit seinen Tieren nach dem Kreatürlichen und Ursprünglichen des Lebens sucht, sind sie bei Bechtejeff Teil der Inszenierung und verschmelzen mit dem Menschen zu einem Bild von artifizieller Schönheit, das noch den Pariser Geist zu atmen scheint.
Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges bricht Bechtejeffs künstlerische Entwicklung abrupt ab. Er kehrt nach Russland zurück und wird sofort zum Militärdienst eingezogen. Danach arbeitet Bechtejeff zunächst in der Moskauer Kommission für Denkmalschutz und anschließend in den Jahren 1921/22 als Bühnenbildner, später als gestalterischer Leiter im Staatszirkus Moskau. In seinem Spätwerk widmet er sich neben der Ölmalerei auch der Aquarell- und Gouachetechnik. Seine Arbeiten befinden sich heute in den großen nationalen und internationalen Museen. Das Lenbachhaus in München besitzt eine bedeutende Sammlung seiner Gemälde aus der Münchner Zeit. [KR]
Zustand: In guter Erhaltung. Vereinzelte winzige Retuschen (?). Ungleichmäßiger Firnis am linken Rand im Bereich des Schweifes, die Gesamtwirkung nicht beeinträchtigend. Kanten umlaufend mit Papierband eingefasst.
Öl auf Karton, auf Leinwand aufgezogen.
Links unten monogrammiert (im Dreieck). 49,8 x 73 cm ( 19,6 x 28,7 in).
Villa Grisebach, Berlin, Auktion 27, 27.11.1992, Los 13.
Privatsammlung Norddeutschland.
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