Auktion: 330 / Modern Art / Kunst nach 45/ Seitenwege am 05.12.2007 in München Lot 471

 
Emil Schumacher - Ohne Titel


471
Emil Schumacher
Ohne Titel, 1990.
Mischtechnik
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 24.000

(inkl. Käuferaufgeld)

Ohne Titel. 1990.
Mischtechnik.
Rechts unten signiert und datiert. Auf weiß grundiertem Papier, vom Künstler angestückt 54 x 71 cm ( 21,2 x 27,9 in), blattgroß.

Wir danken Herrn Dr. Ulrich Schumacher, Emil Schumacher Stiftung Hagen, für die wissenschaftliche Beratung. Die Arbeit ist im Archiv registriert und wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis unter der vorläufigen Nr. GC-29/1990 aufgenommen

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland (erworben bei Galerie Hans Strelow, Düsseldorf).

Der 1912 im westfälischen Hagen geborene Emil Schumacher beginnt im Alter von 20 Jahren ein dreijähriges Studium an der Kunstgewerbeschule in Dortmund. Seit 1935 als freier Maler tätig, gründet Schumacher 1947 mit einigen Malerkollegen die Künstler- und Ausstellungsvereinigung "junger westen". Seit 1950 findet ein radikaler Umbruch in Schumachers Werk statt: Er trennt sich vom Gegenstand als Bildmotiv und konzentriert sich auf die Ausdruckskraft der Malerei selbst. Die Farbe wird zunehmend zu einem eigenen Bildfaktor. Dieser biografisch-künstlerische Vorgang vollzieht sich vor dem Hintergrund eines Zeitstils, der von der französischen École de Paris, dem Tachismus und dem amerikanischen Action Painting geprägt ist. Ist die Abstraktion einerseits Zeitzeichen, so wird sie für Schumacher andererseits zum Merkmal seiner persönlichen Handschrift, seines Stils. Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre experimentiert Schumacher mit einem rigorosen Aktionismus, der sich vor allem in den "Hammerbildern" ausdrückt. Die Verletzung und Beschädigung des Bildträgers bieten ihm die Möglichkeit, Zerstörung selbst als bildnerisches Mittel in der Kunst einzusetzen. Seit der Teilnahme an der documenta III in Kassel 1964 entstehen bis in die 1980er Jahre extrem großformatige Bilder, in denen sich eine eminente malerische Freiheit manifestiert.

Schumachers Malweise ist in hohem Maße von einer Eigendynamik und Eigengesetzlichkeit geprägt, die der Künstler mit folgenden Worten beschreibt: "Meist beginnt es mit einem Stupps, den ich dem Papier mit einem Pinsel, in Farbe getaucht, gebe, oder mit einer Kreide, und dann ist zumeist kein Halten mehr. Es hat mich ergriffen, und alles Weitere ist eine Folge von Tun und Lassen" (zit nach: Emil Schumacher, Ausst.Kat. Annamarie M. Andersen Kunsthandel, Zürich 1993, S. 4). Das eindrucksvolle Spätwerk ist beredter Ausdruck der ungebrochenen Vitalität des Künstlers. Schumacher lässt Anklänge an figurative Gestaltungen zu, ohne jedoch die Offenheit des informellen Malprozesses in Frage zu stellen. Unser Bild lebt von dieser Spannung.

Als einer der bedeutendsten Vertreter des Informel erfährt Schumacher international hohe Anerkennung und wird mit zahlreichen Preisen geehrt. Ab Ende der 1950er Jahre lehrt der Künstler an verschiedenen Kunsthochschulen und Universitäten. Ein Jahr nach der großen Retrospektive in München stirbt Emil Schumacher am 4. Oktober 1999 in San José. [ME]

Zustand: In guter Erhaltung. Kanten vom Künstler unregelmäßig geschnitten bzw. gerissen, am Oberrand mit kleinem atelierbedingten Einriss. Im Unterrand mittig mit winziger Farbabplatzung.




471
Emil Schumacher
Ohne Titel, 1990.
Mischtechnik
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 24.000

(inkl. Käuferaufgeld)