(inkl. Käuferaufgeld)
Vier badende Mädchen. Um 1910.
PROVENIENZ: Privatbesitz.
Ausstellung: Neue Künstlervereinigung München e. V., III. Ausstellung, Moderne Galerie Thannhauser, München, 18.12.1911- Januar 1912, Nr. 8 (wohl unter dem Titel "Primavera"), ohne Abb.
LITERATUR: Rosel Gollek, Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München, München 1982, S. 401.
Nach Beendigung seiner Ausbildung an der Militärakademie in Moskau beginnt Bechtejeff 1902 an der dortigen Akademie der Künste Malerei zu studieren. Auf Rat seines Landsmannes Alexej von Jawlensky kommt er noch im selben Jahr nach München, wo er bis 1905 sein Studium bei Heinrich Knirr fortsetzt. Er freundet sich in dieser Zeit mit Alexander von Salzmann und Adolf Erbslöh an und unternimmt Reisen nach Italien, Spanien und Tunesien. In den folgenden Jahren studiert der Künstler im Atelier Cormon in Paris. Bechtejeffs Freundschaft zu Jawlensky führt nach 1905 zu einer Annäherung seiner Malweise an dessen leuchtstarke Bilder - der flimmernde Duktus ist indes durch spätimpressionistische Einflüsse bedingt. Dieser verdichtet sich in der Folge ornamental-flächig, dennoch schreckt Bechtejeff vor der konsequenten Verfolgung dieser Richtung im Geiste der Abstraktion Kandinskys zurück. Vielmehr dynamisiert er dessen Farbenrhythmus unter Wahrung figurativer Grundstrukturen und erreicht damit seinen künstlerischen Höhepunkt. Nach München zurückgekehrt, stellt der Künstler zunächst bei der Münchner Sezession aus. 1909 tritt Bechtejeff der "Neuen Künstlervereinigung München" bei und nimmt an mehreren ihrer Ausstellungen teil. Im Jahr 1912 verlässt er die Vereinigung nach einem Zerwürfnis der Mitglieder.
Das Motiv der Badenden erfreut sich im 19. Jahrhundert vor allem unter dem Einfluss des Orientalismus einer immer stärker werdenden Beachtung. Hier ist besonders an Ingres zu denken, dessen 1862 entstandenes Gemälde "Das türkische Bad" (Abb. 1), das heute im Louvre hängt, großen Einfluss auf das gesamte Genre hatte. Aber auch die Badenden in der Landschaft, wie sie Karl Blechen in seinem mehrfach wiederholten Sujet "Im Park von Terni mit badenden Mädchen" (Abb. 2) um 1830 darstellt und später Paul Cézanne in "Badende Frauen vor dem Zelt" von 1885 und "Die großen Badenden" von 1898-1905 (Abb. 3 und 4) aufgreift, verleihen dem Motiv neue Akzente. Die Gruppierung weiblicher Akte in der Landschaft, die dann vor allem im Expressionismus thematisiert wird, ist von vielen Künstlern als Herausforderung angesehen worden. Niemand wusste das besser als Otto Mueller, der das Thema zu seinem Lebenswerk gemacht hat.
Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs brechen Bechtejeffs künstlerisches Schaffen und seine Entwicklung abrupt ab. Er kehrt nach Russland zurück und wird dort zum Militärdienst eingezogen. Nach dem Krieg arbeitet der Künstler zunächst für den Denkmalschutz, später dann als Bühnenbildner und als gestalterischer Leiter des Staatszirkus Moskau. In den 1920er und 1930er Jahren zieht er sich aus politischen Gründen weitgehend zurück und arbeitet als Illustrator. Dennoch wird er 1941 nach Sibirien deportiert und kann erst 1949 nach Russland zurückkehren. Künstlerische Anerkennung erfährt Bechtejeff zunehmend nach Ende der stalinistischen Ära. 1971 stirbt der Maler in Moskau. Sein künstlerisches Werk ist in großen Teilen verschollen. Seine Arbeiten befinden sich heute in den großen nationalen und internationalen Museen, wie der Tretjakov Galerie in Moskau und dem Staatlichen Russischen Museum in St. Petersburg. Das Lenbachhaus in München besitzt eine bedeutende Sammlung seiner Gemälde aus der Münchner Zeit. [KD]
Zustand: In guter farbfrischer Erhaltung. Kanten partiell rahmungsbedingt minimal berieben und mit kleinen Farbverlusten, teils retuschiert. Am linken Rand mittig mit kleiner, unbedeutender Kratzspur. Wenige kleinere Retuschen.
Öl auf Leinwand.
Links unten monogrammiert "WB" (im Dreieck). 96,5 x 76,6 cm ( 37,9 x 30,1 in).
Auf dem Keilrahmen mit Resten eines Etiketts.
Villa Grisebach, Berlin 1993, Auktion 35, Los 170 (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Privatsammlung Norddeutschland.
Der Blaue Reiter und das Neue Bild 1909 - 1912, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 2. Juli - 3. Oktober 1999, S. 348, Kat.Nr. 181 (mit ganzseitiger Farbtafel 114).
Bechtejeff, der seinen formalen Manierismus an Symbolismus und Jugendstil orientiert, bringt mit der ihm eigenen intensiven Farbsprache neue Elemente in die Komposition - das Grundthema bleibt davon unberührt. Es ist in seiner klassischen Form eine Huldigung an den jugendlichen Körper. Dem Künstler gelingt hier ein Werk von intensiver Farbigkeit, das durch seine hohe malerische Qualität besticht.
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