(inkl. Käuferaufgeld)
Astrale Komposition XVI. 1912.
Wir danken Herrn Walter Weihs, Wilhelm-Morgner-Archiv, Soest, für die wissenschaftliche Beratung. Das Werk ist in dem hs. Nachlassverzeichnis von Georg Tappert bzw. der Weiterführung durch Weihs unter der Nr. 208 registriert
PROVENIENZ: Privatsammlung Norddeutschland.
Ausstellung: Wilhelm Morgner 1891-1917, Westfälischer Kunstverein, Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster 1967, Kat.Nr. 38 (mit Abb.).
Wilhelm Morgner beginnt seine künstlerische Ausbildung 1908 an der privaten Malschule von Georg Tappert in Worpswede, mit dem ihn bald eine enge Freundschaft verbindet. Bereits 1909 ist Morgner als freier Maler tätig und hält sich häufig in Berlin auf, wo er mit zeitgenössischen Strömungen wie dem Pointillismus und dem Futurismus in Berührung kommt. Zudem lernt er die Werke van Goghs und der frühen Expressionisten kennen. Die neuen Stile nehmen starken Einfluss auf sein Schaffen, das schon früh eine positive Resonanz erfährt. 1911/13 nimmt er an den Berliner Ausstellungen der "Neuen Sezession" und der "Juryfreien" teil, 1912 an der Sonderbund-Ausstellung in Köln. Auch die Zeitschriften "Der Sturm", "Die Aktion" sowie das "Jahrbuch des Blauen Reiters" zeigen seine Werke.
Unter den vielen Einflüssen, die das malerische Schaffen Wilhelm Morgners beeinflusst haben, dürfte der wichtigste von van Gogh ausgegangen sein. Die Arbeiten des Holländers kannte Morgner aus der Sammlung von Karl Ernst Osthaus in Hagen. Dazu kommen jene der italienischen Futuristen, die in ihrem Bemühen, Bewegung im Raum zu visualisieren, ganz der Dynamik der Farbe vertrauen. Eigene Farbexperimente lassen Morgner schließlich zu Lösungen kommen, die, frei von Gegenständlichkeit, nur einer Wechselwirkung des reinen Farbauftrags verpflichtet sind. Bei ihm wird der Raum aller Diesseitigkeit entbunden und zur metaphysischen Sphäre gewandelt. Die so entstehenden Bildwelten sollen allein durch die Materie der Farbe und des Bildträgers mit der Realität verbunden sein. Die alles beherrschende Farbe ist an keinen Formenkanon gebunden. Als eigentlichen Kern der Komposition sieht Morgner das Transzendentale, das optisch nicht Sichtbare an. "Durch die richtige Komposition von Farbe will ich den lebendigen Gott in mir mitteilen, unmittelbar", schreibt Morgner in einem Brief vom 26. April 1912 an Georg Tappert (zit. nach: Karl-Ernst Oertel, Biographie. Selbstzeugnisse in Briefen, in: Morgner, Ausst.Kat. Westfälischer Kunstverein, S. 20).
1913 wird der Künstler zum Militärdienst eingezogen. In der Folgezeit entstehen vor allem Blätter, die sich thematisch mit der osteuropäischen und orientalischen Kultur, aber auch mit religiösen Motiven beschäftigen. Im Alter von nur 26 Jahren fällt Morgner 1917 in der Langemarck. Nach seinem Tod gerät sein Werk zunächst in Vergessenheit. Erst mit der Wiederentdeckung des Expressionismus in den 1950er Jahren erhält das Œuvre des Künstlers die verdiente Anerkennung. [KD]
Zustand: Stabilisieren der leicht gewölbten Malpappe, festigen loser Farbteile. Fachmännische Ergänzungen nach Farbresten in der rechten unteren Ecke.
Öl auf Malpappe.
Hs. Nachlassverzeichnis von Georg Tappert Nr. 208 (alte Nr. 192). Verso von Georg Tappert signiert, datiert und bezeichnet sowie mit der alten und neuen Nachlassnummer und den Maßangaben versehen. 73,5 x 98,3 cm ( 28,9 x 38,7 in).
Insgesamt farbfrischer, leuchtender Gesamteindruck.
(inkl. Käuferaufgeld)
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