Auktion: 300 / Klassiker des XX.Jahrhunderts am 02.06.2006 Lot 432

 
Franz Radziwill - Wintersonne


432
Franz Radziwill
Wintersonne, 1956.
Öl
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 29.750

(inkl. Käuferaufgeld)

Wintersonne. 1956.
Öl auf mit Leinwand überzogener Sperrholzplatte.
Firmenich/Schulze 691. Rechts unten signiert. Verso bezeichnet "486". 88 x 55,5 cm ( 34,6 x 21,8 in).
Im hs. Werkverzeichnis des Künstlers Liste 4, Nr. 486.

Wir danken Herrn Prof. Dr. Dr. Gerd Presler, Weingarten, für kunsthistorische Hinweise

PROVENIENZ: Privatsammlung Norddeutschland.

Ausstellung: Franz Radziwill, Völkerkundemuseum, Hamburg, 15.04.-15.5.1961, ohne Kat.Nr.
Franz Radziwill, Städtische Kunstsammlung, Gelsenkirchen/Städtische Kunstsammlung, Bonn, 30.7.1961-7.1.1962, Kat.Nr. 50 bzw. 22.
Franz Radiziwill, Städtische Galerie Schloß Oberhausen, 16.6.-15.7.1962, Kat.Nr. 38.
Franz Radziwill, Osterstegschule, Leer, 24.10.-14.11.1965, Kat.Nr. 14.
Franz Radziwill, Galerie Baukunst, Köln 11.9. -9.11.1968, Kat.Nr. 97 (auf dem Rahmen mit dem Etikett).
Franz Radziwill. Gemälde - Aquarelle - Handzeichnungen, Kunsthalle Bremen/Kunstverein Hannover, 13.12.1970-7.2.1971, Kat.Nr. 43.

Bis 1915 studiert Franz Radziwill an der Höheren Technischen Staatslehranstalt in Bremen Architektur und belegt parallel dazu Abendkurse in figürlichem Zeichnen an der Kunstgewerbeschule. Durch seinen Lehrer Karl Schwally entsteht der Kontakt zu den Künstlerkreisen in Fischerhude und Worpswede, wo er u.a. Otto Modersohn und Heinrich Vogeler kennen lernt. Besonders intensiv studiert Radziwill außerdem die Werke von van Gogh, Cézanne und Chagall. Nach seiner Rückkehr aus der englischen Kriegsgefangenschaft 1919 lässt Radziwill sich für einige Jahre in Berlin nieder, wo er Mitglied der "Freien Secession" und der "Novembergruppe" wird. 1923 zieht der Künstler nach Dangast an der Nordsee, zwei Jahre später, 1925, findet die erste Einzelausstellung in Oldenburg statt. Im gleichen Jahr jedoch distanziert Radziwill sich zunehmend von seinem expressionistischen Frühwerk. Durch die in diesem Jahr entstehende Freundschaft mit Otto Dix gerät er in die Künstlerkreise der "Neuen Sachlichkeit" und entwickelt eine neusachlich-magische Bildsprache, die er Zeit seines Lebens beibehält.

Bei unserem Gemälde aus dem Jahr 1956 handelt es sich laut Prof. Dr. Dr. Gerd Presler um ein "typisches Werk des magischen Realisten Franz Radziwill: Über einer ruhigen, winterlichen Szene am Strand von Dangast öffnet sich ein Himmel, der den größten Teil des Gemäldes einnimmt und so deutliche kompositorische, aber auch inhaltliche Akzente setzt. Der Künstler verweist damit auf jenen anderen Teil der Wirklichkeit, der für den Menschen unbegreiflich geblieben ist. Bedrohlich und rätselvoll überwölbt ein unbekannter Kosmos die unmittelbare Nähe des Menschen. Ein Fisch als Symbol für Reichtum und unerschöpfliche Fülle verbindet in seiner kreatürlichen Kraft die Bildaussagen. In altmeisterlicher Maltechnik fasst Radziwill das Unfassliche, getreu seinem Wahlspruch: 'Das größte Wunder ist die Wirklichkeit' ".

Ab Mitte der sechziger Jahre beginnt Radziwill frühere Bilder durch Übermalungen zu verändern. Die beiden wichtigsten Ausstellungen seines letzten Lebensjahrzehnts sind die Jubiläumsausstellung zum achtzigsten Geburtstag 1975 im Landesmuseum in Oldenburg und die mit vierhundert Exponaten größte Retrospektive 1981 in der Staatlichen Kunsthalle Berlin. [KD]




432
Franz Radziwill
Wintersonne, 1956.
Öl
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 29.750

(inkl. Käuferaufgeld)